"Das ist seltsam": Gigi Dall'Igna gegen Regelzugeständnisse für KTM und Aprilia

Gigi Dall'Igna befürwortet die technischen Freiheiten für Honda und Yamaha - Aber Vorteile für KTM und Aprilia wollte der General Manager von Ducati blockieren

(Motorsport-Total.com) - Ab der MotoGP-Saison 2024 gilt ein neues Concession-System. Die Hersteller werden anhand ihrer WM-Punkte in der Konstrukteurswertung in Gruppen eingeteilt. Ducati (in Gruppe A) muss die meisten Einschränkungen hinnehmen. Die Weltmeister haben keine Wildcards mehr zur Verfügung und weniger Reifen für private Testfahrten zur Verfügung.

Titel-Bild zur News: Gigi Dall'Igna

Gigi Dall'Igna will den Japanern helfen, Aprilia und KTM aber nicht Zoom

Aprilia und KTM (beide in Gruppe C) haben etwas mehr Testreifen als bisher zur Verfügung und sechs statt drei Wildcards. Die größten Freiheiten gibt es für Honda und Yamaha (beide in Gruppe D). Für sie gibt es kaum Einschränkungen.

Honda und Yamaha haben die meisten Testreifen zur Verfügung, sie dürfen auf allen Grand-Prix-Strecken auch mit den Stammfahrern testen. Die Motorspezifikation ist nicht eingefroren und es ist ein zusätzliches Aerodynamik-Update erlaubt.

"Sie haben ein Rennen gewonnen, aber bekommen etwas", merkt KTM-Fahrer Jack Miller in Richtung Honda sarkastisch an. "Wir haben kein Rennen gewonnen und bekommen nichts." Aber alle Hersteller mussten einstimmig dem neuen System zustimmen.

"Ich unterstütze das Concession-System", sagt Ducatis General Manager Gigi Dall'Igna, "weil es für die Show und die Meisterschaft wichtig ist, dass es für Hersteller, die Schwierigkeiten haben, die Möglichkeit gibt sich zu verbessern."

"Ich bin glücklich, dass die japanischen Marken diese Chance bekommen", betont der Italiener trotz der beschränkten Möglichkeiten für seine Marke. Aber dass auch Aprilia und KTM in Gruppe C statt in Gruppe B sind, ärgert Dall'Igna.

"Aprilia und KTM erhalten im Vergleich zu uns Vorteile, weil wir weniger Testreifen für die Entwicklung des Motorrads und keine Wildcards haben. Sie haben in diesem Jahr Rennen gewonnen und haben immer vorne mitgekämpft. Das wirkt für mich sehr seltsam."

Aprilia hat in der abgelaufenen Saison zwei Grands Prix und einen Sprint gewonnen. KTM hat zwei Sprints, aber keinen Grand Prix gewonnen. Aber in der Konstrukteurswertung war der Abstand zu Klassenprimus Ducati enorm, nämlich über 300 Punkte. Deshalb sind sie in Gruppe C.

Warum hat Ducati dann zugestimmt, wenn Dall'Igna nicht glücklich über die Vorteile für Aprilia und KTM ist? "Wir sind Teil der Show. Aus unserer Sicht ist es wichtiger den Japanern zu helfen, als die Concessions für KTM und Aprilia zu blockieren."

Jack Miller

KTM und Aprilia erhalten mehr Testreifen und Wildcards Zoom

"Wir sind hier für die Show. Wenn die Show wirklich gut ist, dann ist das für alle besser. Ich habe versucht, die Concessions für KTM und Aprilia zu blockieren, aber im Endeffekt muss man einen Kompromiss finden."

Aprilia sieht kaum Einschränkungen für Ducati

Aprilia-Rennmanger Paolo Bonora ist aber nicht der Meinung, dass Ducatis Entwicklungsmöglichkeiten zu stark beschnitten werden. Denn mit 170 Reifen gibt es genügend für private Tests. Und Wildcards sind für die Entwicklung gar nicht so wichtig.

"Es ist unmöglich, alle Reifen zu verwenden - vor allem wenn man nur einen Testfahrer hat", so Bonora bei GPOne.com. "Sie haben Michele Pirro und wir Lorenzo Savadori. An einem typischen Testtag verwendet man drei Reifensätze - also sechs Reifen."

"Man kann sich das selbst ausrechnen. Sie sollten 30 Testtage machen können, aber niemand testet ein ganzes Monat! Wildcards sind in der Realität eigentlich nur für den Testfahrer, damit er rennfit bleibt. Das sorgt auch für etwas Motivation, was nie schlecht ist."

Paolo Bonora

Paolo Bonora sieht kaum Nachteile für Ducati, aber massive Vorteile für Japaner Zoom

In Gruppe D gibt es laut Bonora drei entscheidende Freiheiten, die eine rasche Weiterentwicklung ermöglichen können: "Dass man an der Kurbelwelle, den Ventilen und am ganzen Motor arbeiten kann, ist eine große Hilfe. Dann gibt es die Möglichkeit von drei Aerodynamik-Updates."

Honda sieht Möglichkeit, um rascher aufholen zu können

Essenziell ist auch, dass Honda und Yamaha mit den Stammfahrern testen dürfen. "Das ist ein wertvoller Vorteil, um die Validität von Updates zu bestätigen", betont Bonora. Honda und Yamaha können zum Beispiel auch den Shakedown-Test in Sepang mit den Stammfahrern bestreiten.

Nun liegt es an den Ingenieuren der japanischen Teams, die Vorteile zu nutzen. "Ich denke, es sollte helfen", meint Honda-Teamchef Alberto Puig. "Man hat das in der Vergangenheit bei neuen Herstellern gesehen."

"Nun haben wir Vorteile. Es wird sicher eine Hilfe sein. Man wird natürlich nicht sofort ein gutes Motorrad haben. Aber der Aufholprozess wird schneller sein. Das ist der Konsens. Wir sind damit zufrieden."

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Bei Saisonhalbzeit gibt es Anhand der WM-Punkte in der Herstellerwertung eine neue Berechnung. Dann könnten Hersteller in andere Gruppen rutschen und Vorteile verlieren oder erhalten.