Crutchlow: "Keine richtige Pole-Position"

Nur begrenzte Freude über die Pole-Position in Assen: Cal Crutchlow bedauert, dass Jorge Lorenzo nicht dabei war und hofft im Rennen auf seinen ersten Sieg

(Motorsport-Total.com) - Im Qualifying-Thriller bei der Dutch TT in Assen sicherte sich Tech-3-Pilot Cal Crutchlow seine erste MotoGP-Pole. Der Brite fuhr mit einer Zeit von 1:34.398 Minuten deutlich die Bestzeit. "Ich bin mit dem Startplatz sehr zufrieden. Doch es ist für mich keine richtige Pole-Position", betont er und weist auf das Fehlen von Weltmeister Jorge Lorenzo hin, der am Donnerstag schwer stürzte. "Ich hätte gerne richtig mit ihm gekämpft. Hoffentlich kann ich das bei einigen Rennen im Verlauf der Saison noch nachholen."

Titel-Bild zur News: Cal Crutchlow

Cal Crutchlow konnte sich nicht so richtig über seine erste Pole-Position freuen Zoom

"Wir haben gut gearbeitet. Ich war bei den Freien Trainings nicht so zufrieden mit dem Setup", bemerkt Crutchlow. "Das Gefühl für das Motorrad war in Mugello und Barcelona deutlich besser. Wir wussten nicht, was mit dem Motorrad nicht stimmte. Wir hatten Probleme am Kurveneingang", beklagt der Yamaha-Pilot. "Ich bin aber sehr froh, meine erste Pole-Position in der MotoGP geholt zu haben. Es ist seit langer Zeit die erste Pole eines Briten."

"Wir werden im Warmup etwas probieren. Es würde uns natürlich nicht helfen, wenn es nass ist. Wir müssen beim Setup also vermutlich ein bisschen Risiko eingehen. Wir können dennoch mit viel Zuversicht in das Rennen gehen. Wenn wir das Motorrad etwas beruhigen können, dann werden wir noch schneller sein", prognostiziert Crutchlow entschlossen. Im Q2 sicherte sich der Tech-3-Pilot in allerletzter Sekunde die Pole-Position. Das Timing war perfekt.

Perfektes Timing und keine Fehler

"Ehrlich gesagt hatte ich Probleme mit dem zweiten Reifensatz. Ich bekam keine Temperatur in den Reifen. Ich musste zwei Aufwärmrunden fahren", berichtet er. "Doch das war das perfekte Timing. Ich sah auf der großen Leinwand meine Zeit. Ich wusste, wie lang ich noch Zeit hatte. Ich schaffte es drei Sekunden vor dem Ende, auf meine finale Runde zu gehen. Wir sehen die Sektorenzeiten auf unseren Kombiinstrumenten. Als ich in Richtung Ziellinie fuhr, sah ich bereits den Kerl mit der karierten Flagge, doch er schwenkte sie noch nicht."


Fotos: MotoGP in Assen


"Ich bin froh, dass wir keinen Fehler gemacht haben. Bei den vergangenen Samstagen ist uns das nicht immer gelungen. Die Bedingungen waren schwierig", betont Crutchlow, der auf den Sturz von Marc Marquez im dritten Freien Training hinweist: "Ich scherzte in der Box, als er mit Slicks unterwegs war, dass er die Runde nicht beendet. Er hatte einen heftigen Aufschlag. Das hat ihn sicher im Qualifying etwas eingebremst."

Folgt nun Crutchlows erster Sieg? "Ich werde es sicher versuchen. Es könnte eine gute Gelegenheit sein. Doch ich betone, dass Jorge hier sein sollte. Wir werden bestmöglich arbeiten und dann sehen, wo wir landen. Es ist schwierig, an die Meisterschaft zu denken, doch irgendwie sollte man das dennoch machen. Wir liegen in der Meisterschaft nicht so schlecht und müssen das berücksichtigen. Trotzdem versuchen wir, das Rennen zu gewinnen", so der ehemalige Supersport-Weltmeister.

Es ändert sich nichts

Die Herangehensweise ändert sich durch die erste Pole-Position nicht. "Ich denke, dass die Pole-Position keinen Unterschied macht. Ich bin bereits in anderen Serien von der Pole-Position gestartet. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Ich denke aber nicht, dass ich dadurch mehr Druck habe. Es steigert meine Motivation, weil es schön ist, nach drei Jahren auf der Pole-Position zu stehen. Ich denke nicht, dass es mich beeinflusst. Es verhilft uns hoffentlich zu einem besseren Rennen."

Marc Marquez, Cal Crutchlow, Stefan Bradl

Marc Marquez, Cal Crutchlow und Stefan Bradl teilen sich die erste Startreihe Zoom

Große Freude verbreitete auch die Uhr des Sponsors, die Crutchlow erhielt: "Es ist toll, nach drei Jahren endlich eine Uhr zu bekommen. Wir waren im Qualifying immer ziemlich schnell. Wir konnten das im vergangenen Jahr in konstantere Rennen umwandeln. In diesem Jahr konnten wir das weiter verbessern. Wir sahen es langsam auf uns zu kommen, doch ich wünschte, Jorge wäre hier. Dann wäre die Pole-Position mehr wert. Ich werde es erneut probieren, wenn er wieder dabei ist", verspricht Crutchlow, der weitere Uhren holen möchte: "Ich versuche, ebenfalls eine Kollektion aufzubauen."

Vor dem Rennen in Assen liegt Crutchlow auf Platz vier der Fahrerwertung. Der Sturz von Barcelona kostete wertvolle Punkte. "Barcelona war eine Enttäuschung. Wenn wir im Rennen wenigstens auf Platz vier ins Ziel gekommen wären, würden wir in der Meisterschaft besser dastehen", bemerkt der Brite, der momentan 52 Punkte Rückstand hat. Die Gespräche über die Zukunft werden laut Crutchlow durch die jüngsten Leistungen nicht beeinflusst. "Doch ich denke nicht, dass die Pole-Position meine Situation verändert. Wir unterhalten uns mit einigen Teams, doch ich denke nicht, dass Platzierungen das beeinflussen."

Crutchlow rechnet mit Marquez und Lorenzo

"Es war ziemlich klar zu sehen, wo wir uns befinden. Wir sind konkurrenzfähig und konstant. Ich habe mich weder verschlechtert noch verbessert. Ich hoffe, dass man meine Fähigkeiten kennt. Darauf kommt es an", unterstreicht der Tech-3-Pilot. Im Rennen rechnet er mit vielen Fahrern und hat vor allem Marquez auf der Rechnung. "Er sieht sich nicht als Kandidat für die Meisterschaft. Er hat also nichts zu verlieren. Doch ich denke, dass er weiß, in Wirklichkeit einer der Kandidaten für die Meisterschaft zu sein. Doch er schert sich einfach nicht darum", erklärt Crutchlow.

"Wenn Dani vor ihm fährt, dann kümmert ihn das nicht. Das konnten wir in Barcelona sehen", fügt er hinzu. Doch auch Lorenzo schreibt er noch nicht ab: "Er hat bereits einen sehr runden Fahrstil. Als ich mir das Schlüsselbein brach, fuhr ich danach runder. Wenn er noch runder fährt, dann wird er vermutlich noch schneller. Dann stecken wir richtig in der Scheiße", scherzt der Brite. "Wenn er fahren kann, dann landet er in den Top 5, eventuell auf dem Podium. Ich weiß, wie er arbeitet. Es wird ihn nicht besorgen. Doch auch Valentino habe ich auf der Rechnung."