Beim Thema Reifen deutet sich ein Kompromiss an
Die Beschwerden einiger MotoGP-Piloten scheinen Wirkung zu zeigen - Bridgestone ist bereit, den Fahrern beim Reifen-Streit entgegenzukommen
(Motorsport-Total.com) - Das erste Freie Training war erst wenige Minuten alt, als bei recht kühlen und windigen Bedingungen die Stürze von Casey Stoner, Dani Pedrosa, Valentino Rossi und Toni Elias das MotoGP-Fahrerfeld aufgeschreckten. Am Nachmittag versammelten sich dann sämtliche Piloten bis auf Karel Abraham in der Dorna-Hospitality hinter den Boxen, um über das Thema Reifen zu diskutieren.

© Repsol
In Kurve elf müssen die Piloten die Ideallinie sehr genau treffen
"Es war ein Meinungsaustausch", sagt Pedrosa. Stoner ergänzt: "Wir wollten da einfach hingehen, um darüber zu sprechen, dass die vergangenen paar Rennen für uns sehr schwierig gewesen sind. Es gab Stürze, die vielleicht nicht hätten passieren sollen. Es ging um die Aufwärmleistung der Reifen. Nachdem am Freitagmorgen so viele Fahrer gestürzt waren, war sofort klar, dass irgendetwas nicht stimmte."
Laut Stoner hätte sein Hinterreifen am Freitagmorgen auf der linken Flanke eine Temperatur von 106 Grad Celsius gehabt, rechts aber nur 66 Grad. Vor allem das Aufwärmverhalten der Bridgestone-Einheitsreifen sei im Vergleich zu Dunlop- oder Pirelli-Gummis mangelhaft. Wie der Australier das so genau beurteilen kann, ist allerdings sein Geheimnis, schließlich startet er seit 2007 ausschließlich auf Reifen der japanischen Marke.
Doch die Forderungen der Fahrer sind eindeutig. "Wir wollen wissen, ob es möglich ist, noch in dieser Saison bei den Rennen einen weiteren Reifensatz zu bekommen - am besten einen weicheren. Für das kommende Jahr hätten wir dann zudem gerne Reifen, die sich besser aufwärmen", erklärt Lorenzo.
¿pbvin|2|3135|reifen|0|1pb¿Laut Bridgestone-Reifenkoordinator Thomas Scholz ist es durchaus denkbar, dass den Fahrern vielleicht sogar schon ab dem Rennwochenende in Brünn jeweils drei verschiedene Reifenmischungen für die Vorder- und Hinterräder zur Verfügung gestellt werden können. "Wir werden sicher eine Lösung finden", bestätigt Scholz gegenüber 'Motorsport-Total.com'.
Der seit 20 Jahren im Grand-Prix-Sport tätige Scholz sieht den Hauptgrund für die Stürze am Freitagmorgen aber auch in den Besonderheit der Kurve elf des Sachsenring, in der Stoner, Pedrosa und Rossi ausrutschten. In diesem Rechtsknick geht es steil bergab, wobei die Fahrer ihre Motorräder blitzschnell umlegen müssen. Überfährt ein Pilot bei diesem Manöver eine der beiden Bodenwellen in dieser Kurve, kann die Lage des Motorrads schnell instabil werden. So stürzte Marco Simoncelli am Samstag ebenfalls an dieser Stelle - auf warmen Reifen.
Dass diese Stelle für MotoGP-Fahrer besonders heikel ist, zeige ein Vergleich mit der Moto2. Die Piloten der 600er-Kategorie durchfahren diese Passage wesentlich langsamer und müssen ihre Maschinen dabei auch nicht so ruckartig umlegen. Dadurch laste auch weniger Druck auf den Vorderreifen und die Sturzgefahr sei vor allem deshalb geringer.

