Aprilia wieder mit Heckflügel: MotoGP mit Aerodynamik "einfacher zu fahren"

In Le Mans verwendete Aprilia neue Luftleitelemente bei der Vordergabel und Maverick Vinales wieder den Heckflügel - Aerodynamik-Wettrüsten in vollem Gange

(Motorsport-Total.com) - Aprilia montierte beim Grand Prix von Frankreich wieder einen kleinen Heckflügel. Erste Tests wurden damit schon im vergangenen Jahr durchgeführt. Auch bei den Saisonvorbereitungstests war dieses Element immer wieder montiert. Bei den ersten Rennen fehlte dieser Heckflügel allerdings.

Titel-Bild zur News: Maverick Vinales

Die Aerodynamik der MotoGP-Motorräder wird immer ausgefeilter Zoom

Der Bereich hinter dem Sitz ist nicht im Aerobody reglementiert. Deshalb können die Teams dort machen was sie wollen. Ducati und Honda verwenden dort nach oben gerichtete Finnen. KTM hat ein quadratisches Element montiert.

Zunächst war bei KTM dieses Heckelement dreieckiger geformt. In Jerez fuhr Dani Pedrosa mit einer quadratischeren Form. Diese wurde in Le Mans schließlich auch auf die Motorräder von Brad Binder, Jack Miller und Augusto Fernandez montiert.

Auch Aprilia rückte in Frankreich mit Neuerungen bei der Aerodynamik aus. An den Motorrädern von Aleix Espargaro und Maverick Vinales waren links und rechst bei der Vordergabel Luftleitelemente befestigt. An dieser Stelle hat noch kein anderer Hersteller etwas angebracht.

Diese Elemente waren auch schon bei den Wintertests zu sehen gewesen, bis Le Mans dann aber nicht mehr. "Die Flügel bei der Vordergabel erlauben es mir, ein wenig mehr Gas zu geben, denn sie vermindern ein wenig mehr die Neigung zu Wheelies", schildert Espargaro.

"Sie helfen auch ein wenig bei der Schräglage in Kurve 1 von Le Mans, denn diese schnelle Kurve ist immer knifflig. Diese Flügel sind positiv. Es funktioniert. Also werden wir damit weitermachen." Dieses Paket hat Aprilia bereits beim Montagstest in Jerez probiert.

Espargaro stürzte an diesem Tag, als er einmal mit dem Heckflügel ausgerückt ist. Hing das zusammen? "Ja", bestätigt der Spanier. "Die Aerodynamiker haben mir gesagt, dass die Flügel bei der Vordergabel und der Heckflügel zusammen verwendet werden müssen."

Brad Binder

KTM setzt auf einen quadratischen "Heckflügel" Zoom

"Wir hatten einen Fehler gemacht, weil wir die Flügel bei der Vordergabel nicht montiert hatten." Interessanterweise ist Espargaro dann in Le Mans zwar mit den Elementen bei der Vordergabel gefahren, aber nicht mit dem Heckflügel.

Denn beim Jerez-Test hatte er nicht gespürt, dass der Heckflügel die Stabilität des Hinterrads wesentlich verbessert hat. Er wollte das in Le Mans erneut ausprobieren, aber aufgrund des engen Zeitplans blieb dafür keine Zeit.

Am Kurvenausgang einfach Vollgas

Teamkollege Vinales fuhr in Le Mans mit und ohne den neuen Entwicklungen und erkannte daran Vorteile. Das zeigt, dass das Aerodynamik-Wettrüsten in der MotoGP in vollem Gange ist und neue Bereiche und Ideen ausgelotet werden.

"Wir haben jetzt natürlich wieder mehr Flügel auf dem Motorrad, was mir nicht gefällt", seufzt Espargaro. "Aber es ist, wie es ist." Denn die Aerodynamik ist ein bestimmender Performance-Faktor geworden.

Vinales beschreibt beim YouTube-Kanal 'TR MotoGP', wie sich die Aerodynamik mittlerweile auswirkt: "Ich kann mich erinnern, dass ich vor wenigen Jahren am Kurvenausgang nie Vollgas geben konnte. Das Motorrad wäre nicht zu halten gewesen."

"Selbst auf der Geraden war es manchmal so, dass man nicht Vollgas geben konnte. Jetzt dreht man am Kurvenausgang das Gas bis zum Anschlag auf und lässt das Motorrad den Rest machen. Mit der Aerodynamik und der Elektronik wurde in diesem Bereich alles viel einfacher."

Aprilia Winglets

Als erste Marke hat Aprilia an der Vordergabel Luftleitelemente angebracht Zoom

Das ist auch ein Mitgrund dafür, warum das komplette Feld so eng zusammengerückt ist. "In der MotoGP herrscht Ebenbürtigkeit, weil die Motorräder einfacher zu fahren sind", findet Vinales. "In der MotoGP fahren alle schnell und die Rennpace ist sehr ausgeglichen."

"Der Unterschied beträgt vielleicht zwei Zehntelsekunden. In der Moto2 können zum Beispiel nur die vier, fünf besten Fahrer über die komplette Renndistanz eine gute Pace halten. Das ist der Unterschied."