Analyse: Kann Suzuki im Rennen mit Jorge Lorenzo mithalten?
Aleix Espargaro und Maverick Vinales starten von den Plätzen eins und zwei, doch Jorge Lorenzo scheint wieder einmal die beste Rennpace aller Piloten zu haben
(Motorsport-Total.com) - Vor dem Rennen in Barcelona sorgen vor allem drei Piloten für Gesprächsstoff. Da sind einmal die Suzuki-Piloten Aleix Espargaro und Maverick Vinales, die den Japanern am Samstag die erste Doppel-Pole seit 22 Jahren bescherten. Die große Frage: Ist die GSX-RR dank dem neuen Motor auch im Rennen konkurrenzfähig? Und dann ist da Jorge Lorenzo. Der Spanier beeindruckte im vierten Training auch auf sehr alten Reifen noch mit guten Zeiten. Er wird daher wieder einmal als großer Favorit auf den Rennsieg gehandelt.

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Kann Aleix Espargaro Favorit Jorge Lorenzo das Leben schwer machen? Zoom
"Jorge war in diesen zehn Runden sehr, sehr schnell", erklärt Marc Marquez, der von Rang vier ins Rennen gehen wird, im Hinblick auf das vierte Freie Training. "Die Sache ist, dass wir in fünf Runden vielleicht mit ihm mithalten können. Aber dann baut unser Reifen ab und es sieht so aus, dass er die Pace ein bisschen besser halten kann." Lorenzos Hinterreifen hatte am Ende des vierten Trainings 33 Runden auf dem Buckel. Trotzdem fuhr der Spanier damit noch eine 1:43.0.
"Niemand hat die Pace von Lorenzo, das ist sicher", ist auch Marquez' Honda-Kollege Cal Crutchlow überzeugt. "Jorge hat im vierten Training den Reifen vom Vormittag benutzt und war damit schneller als alle anderen. Er fährt nach 33 Runden 1:43.0. Alle anderen fahren nach zehn Runden 1:44.0. Das ist die Realität. Das zeigt, dass man nicht die Pferdestärken oder den Speed braucht, sondern Grip."
Rossi hat auch Honda auf der Rechnung
Allerdings formuliert der Brite hier wohl bewusst etwas überzogen, denn im vierten Training waren auch andere Piloten auf alten Reifen unterwegs - und blieben trotzdem klar unter der 44er-Marke. "Die Fahrer mit der besten Pace stehen auf den Startplätzen drei, vier und sechs", vermutet beispielsweise Valentino Rossi und meint damit Lorenzo, Marquez und dessen Teamkollegen Dani Pedrosa.
"Jorge hat die beste Pace und auch Honda sieht stark aus. Diesmal bin ich aber näher dran und kann im Rennen konkurrenzfähig sein", hofft der Italiener, der in den vergangenen drei Rennen chancenlos gegen Lorenzo war. Doch dann ist da ja immer noch die große Unbekannte namens Suzuki. Espargaro und Vinales waren im vierten Training auf dem härteren Hinterreifen unterwegs - und damit trotzdem konkurrenzfähig.
"Ich glaube, das weiß niemand", antwortet Rossi auf die Frage, ob Suzuki am Sonntag für eine Überraschung sogen kann. "Ich sehe es aber optimistisch, dass sie schnell sein können. Sie sind zwar mit dem weichen Reifen sehr schnell gefahren, aber auch ihre Pace sieht mit dem Medium-Reifen nicht so schlecht aus. Aleix ist sehr schnell und ich denke, dass sie in der ersten Rennhälfte in der Spitzengruppe bleiben werden."
Aleix Espargaro optimistisch
"Für die zweite Rennhälfte weiß es niemand, wahrscheinlich auch Suzuki nicht. Es wird auch interessant, ihre Geschwindigkeit auf der Geraden zu sehen. Wenn sie sich im Windschatten halten können, können sie vorne dabei bleiben", vermutet der Italiener. Eine Einschätzung, die auch Marquez teilt: "Es sieht so aus, dass nicht nur Aleix sondern beide Suzuki-Piloten schnell sein. Besonders auf einer Runde, aber nicht nur auf einer Runde."
"Vor allem Aleix ist auch über die Renndistanz stark. Ich denke, in den ersten zehn Runden werden sie da sein. Dann werden wir weitersehen. Sie haben beim Topspeed einen großen Schritt gemacht. Sie sind etwa 6 bis 8 km/h langsamer als wir", vermutet Marquez. In den Kurven ist die GSX-RR sowieso schnell. Durch den neuen Motor möchte man nun - zumindest im Windschatten - auch auf den Geraden mithalten können.
"Ich freue mich mehr über meine Pace als über die Pole-Position", zeigt sich Espargaro jedenfalls optimistisch und verrät: "Im vierten Training sind wir viele Runden mit einem gebrauchten harten Reifen gefahren. Am Ende hatte er 25 Runden drauf, also eine Renndistanz. Die Pace war nicht so schlecht. Ich denke, dass Marc und Jorge etwas stärker sind. Aber ihre Pace ist unserer sehr ähnlich."
Suzuki so schnell wie Lorenzo?
Espargaro fuhr im vierten Training in seiner letzten Runde eine 43.0 - und war damit genau so schnell wie der favorisierte Lorenzo. Sollte der Reifen tatsächlich so alt gewesen sein, wie Espargaro behauptet, müsste im Rennen also mit Suzuki zu rechnen sein. Auch Teamkollege Vinales bezeichnet die Pace als "sehr gut": "Als ich mit dem harten Reifen fuhr, da war ich konstant, und ehrlich gesagt war die Pace unglaublich. Aber wir werden sehen. Das Rennen wird sehr heiß werden und 25 Runden sind nicht einfach."
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Lorenzo selbst sieht sich allerdings trotzdem etwas im Vorteil und erklärt: "Morgen werden sie den 'normalen' Reifen verwenden, was es für sie ganz sicher etwas komplizierter machen wird." Der Spanier geht davon aus, dass Suzuki im Qualifying nur dank dem weichen Hinterreifen so weit vorne war. Allerdings scheint die GSX-RR in Barcelona auch auf dem härteren Pneu zu funktionieren.
Die große Frage scheint daher zu sein, wer seinen Reifen am Sonntag am besten schonen kann. Bei Honda macht man sich genau in dieser Hinsicht große Sorgen, weshalb Marquez im vierten Training sogar den harten Hinterreifen testete. Probleme scheint man derweil auch bei Ducati zu haben. Den weichen Hinterreifen können Andrea Iannone und Andrea Dovizioso auf keinen Fall einsetzen und vorne setzten die beiden im vierten Training als einzige Werks-Piloten auf die harte Option.

