Alex Hofmann über WM-Duell: Bagnaia müsste Martin "Dämpfer verpassen"

Bagnaia rechnet sich in Thailand auf seiner Mission Aufholjagd größere Chancen als zuletzt ein - Martin sieht Momentum auf seiner Seite und will Fehler vermeiden

(Motorsport-Total.com) - Mit Thailand steht an diesem Wochenende das drittletzte MotoGP-Wochenende in der Saison 2024 auf dem Programm. Jorge Martin (Pramac-Ducati) ist von Australien nach Buriram mit 20 Punkten Vorsprung auf Titelverteidiger Francesco Bagnaia (Ducati) im Gepäck gereist. 111 Punkte sind insgesamt noch zu vergeben.

Titel-Bild zur News: Alex Hofmann

Vor Thailand gibt ServusTV-Experte Alex Hofmann seine Einschätzung ab Zoom

"Jedes Mal, wenn sich 'Pecco' annähert, scheint sich Jorge wieder leicht lösen zu können", blickt ServusTV-Experte Alex Hofmann auf das WM-Duell. Einen eindeutigen Favoriten sieht der deutsche Ex-Rennfahrer aber nicht.

"Ist der Spanier der Stärkere? Wird der Italiener lockerer, wenn er zurückliegt? Beide sind extrem auf Augenhöhe, was es super schwierig macht, eine Tendenz herauszulesen. Den Punkterückstand sehe ich zwar nicht als kritisch an, er wird aber sicher etwas mit 'Pecco' machen."

Vor dem Thailand-Wochenende sagt der zweimalige Weltmeister aus Italien klar: "Die Mission lautet, WM-Punkte aufzuholen. Vor zwei Jahren war es kritischer, wenn man drei Rennen vor dem Ende 20 Punkte Rückstand hatte."

"Jetzt kann man pro Wochenende zwölf Punkte mehr sammeln. Deshalb ist es jetzt etwas anders. Man kann rasch viel aufholen, aber auch viel verlieren. 20 Punkte sind jetzt kein großer Rückstand, aber es sind 20 Punkte. Wenn man gewinnen will, muss man sie aufholen."

Die Buriram-Rennstrecke befindet sich rund sechs Fahrstunden nordöstlich von Bangkok. Es ist ein heißes Rennwochenende vorhergesagt. Die Temperaturen klettern auf über 30 Grad Celsius. Dazu kommt hohe Luftfeuchtigkeit.

Regnen soll es laut Prognose zwar nicht. Aber Hofmann meint: "Irgendwann am Tag regnet es in der Gegend eigentlich immer. Und da sehe ich den Vorteil eher bei Jorge, der weniger Möglichkeiten zur Datenanalyse hat und mehr aus dem Bauch heraus entscheidet."

"Hat man viel Zeit, sich einzustellen, hält 'Pecco' die besseren Karten in der Hand. Es geht bei den Hitzerennen gegen Ende der Saison auch ein bisschen um Fitness, alles andere spielt sich unter dem Helm ab." Denn nun steigt der Druck im WM-Showdown endgültig.

Warum sich Bagnaia in Thailand große Chancen ausrechnet

Spürt vor allem Bagnaia als Verfolger diesen Druck? "Ich fühle mich wie immer", winkt er ab. "Ich kämpfe jetzt das vierte Jahr hintereinander um den WM-Titel. Für mich ist die Strategie immer gleich. Ich muss das Wochenende gut vorbereiten."

"Der Druck ist gleich, egal ob man führt oder der Jäger ist. Das Risiko ändert sich zwar, aber ich werde es wie immer machen." Ob seine Mission Aufholjagd in Thailand von Erfolg gekrönt wird, werden die kommenden Tage zeigen.

Francesco Bagnaia, Jorge Martin

Handshake zwischen den WM-Kontrahenten am Donnerstag in Thailand Zoom

"Er müsste einen richtigen Gegenangriff setzen und Jorge einen Dämpfer verpassen", findet Hofmann. Bagnaia glaubt, dass Buriram das richtige Pflaster dafür sein könnte. "Wir wissen, dass diese Strecke besser für mich passt", demonstriert der Italiener Selbstvertrauen.

Die Schlappe in Australien ist für Bagnaia kein Gradmesser: "In den vergangenen drei Jahren war ich auf Phillip Island immer auf dem Podium, aber ich war nie der Schnellste. Ehrlich gesagt, Jorge war auf Phillip Island immer schnell."

"Im Vorjahr hat er hier in Thailand gewonnen, weil er am cleversten war und nicht, weil er der Schnellste war. Er war natürlich hier von Beginn des Wochenendes konkurrenzfähig, aber ich denke, dass andere Fahrer schneller waren."


Fotostrecke: Wer holt den MotoGP-Titel 2024? Der WM-Stand Rennen für Rennen

"Das heißt jetzt nicht, dass er hier nicht schnell sein wird. Aber diese Strecke ist etwas mehr auf meiner Seite. Ich war [im Vorjahr] am Sonntag stärker, aber ich bin hinter anderen Fahrern festgesteckt. Als ich die Führungsgruppe erreicht hatte, bekam ich Probleme."

"Mir gefällt diese Strecke. Ich liebe diese Strecke und mein Potenzial kann hier viel höher sein", betont Bagnaia erneut seine Zuversicht. "Ich hoffe auf ein gutes Wochenende." Der Triumph von Martin im Vorjahr war der erste Thailand-Sieg für Ducati.

Martin sieht Wendepunkt: WM anführen und keine Fehler machen

Der WM-Führende sieht das Momentum auf seiner Seite und blickt dem Wochenende entspannt entgegen. "Ich freue mich, dass ich die WM weiterhin anführe. Ich befinde mich in einem guten Moment", grinst Martin. "Indonesien, Japan und Australien waren sehr gut."

"Für dieses Rennen bin ich zuversichtlich. Marc [Marquez] und 'Pecco' werden sehr stark sein. Es wird bestimmt ein hartes Wochenende werden." Im Vorjahr kämpfte in Buriram auch KTM-Fahrer Brad Binder um den Sieg mit.

Francesco Bagnaia, Jorge Martin

Jorge Martin zeigt seine Muskeln - oder seine Tattoos Zoom

Martin betont, dass er sich für Buriram "sehr gut" vorbereitet hat: "Ehrlich gesagt mehr, als ich normalerweise für ein Rennen machen. Wenn man exzellent sein will, muss man sich auf alles konzentrieren. Das versuche ich zu tun."

"Immer wenn ich vorne war, habe ich Fehler gemacht", erinnert Martin beispielsweise an seinen Sturz am Sachsenring. "Jetzt geht es um den Wendepunkt - zu führen und keine Fehler machen. Ich höre die Aussagen von 'Pecco und er ist sehr motiviert."

Aber der Spanier sagt auch, dass er durch die Erfahrungen des Vorjahres jetzt lockerer ist: "Ich schlafe sehr gut. Natürlich gibt es viele Gedanken, Nerven, Druck. Im Vorjahr habe ich das gespürt und wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Jetzt verstehe ich es."

Keine Stallorder als Hilfe für Bagnaia

Vom Ducati-Management hat es bisher geheißen, dass sie sich nicht in das WM-Duell einmischen werden. Auch vor Thailand gab es keine Gespräche mit den übrigen Ducati-Fahrern über eine Stallorder.

"Nein, nichts", bekräftigt Bagnaias Teamkollege Enea Bastianini. Er fährt für sein eigenes Resultat. Bastianinis Gegner heißt Marc Marquez: "Ich muss mein Bestes geben, weil ich noch WM-Dritter werden kann. Das möchte ich schaffen."

Auch Alex Marquez bestätigt, dass es von Ducati keine Anweisungen gegeben hat: "Nein, ich meine, man muss Respekt haben. Wenn zwei Fahrer um den WM-Titel kämpfen, muss man Respekt haben. Aber Ducati hat zu uns Fahrern nichts gesagt."

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