Aero-Entwicklung bei Ducati: Warum Topspeed nicht das oberste Ziel ist
Laut VR46-Pilot Luca Marini opfert Ducati in der MotoGP bewusst Topspeed, um sich in anderen Bereichen deutlich größere Vorteile zu verschaffen
(Motorsport-Total.com) - Der Charakter der Ducati Desmosedici hat sich im Laufe der vergangenen Jahre stark verändert. Vor allem in den ersten Jahren war Ducatis MotoGP-Bike ein wildes Biest mit brachialer Motorleistung, das seinen Fahrern alles abverlangte. Über die Jahre hat es Ducati geschafft, das Paket fahrbarer zu machen.

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Evolution der Ducati Desmosedici: Bessere Beschleunigung, aber beim Topspeed nicht mehr dominant Zoom
Die Innovationen bei der Aerodynamik und eine ausgetüftelte Elektronikstrategie halfen dabei, die Desmosedici benutzerfreundlicher zu machen. Mit Erfolg: Ducati ist aktuell mit fünf Fahrern in den Top 6 der Fahrerwertung vertreten
Ducati opferte in den vergangenen Jahren einige Stärken, wie den Topspeed-Vorteil. Ein Blick auf die Topspeeds belegt, dass Ducati nicht mehr klar vorn liegt. Auf der langen Gerade der Strecke in Austin (USA) waren Aprilia und KTM auf Augenhöhe zu Ducati.
Dafür verantwortlich ist der hohe Abtrieb, der den Luftwiderstand vor allem bei hohen Geschwindigkeiten erhöht und sich dadurch negativ auf den Topspeed auswirkt. Die Rechnung scheint für Ducati aber dennoch aufzugehen.

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Luca Marini bestreitet seine dritte MotoGP-Saison mit Ducati Zoom
"Die Topspeeds liegen enger zusammen. Doch das liegt an der Aerodynamik", erklärt Luca Marini. "Wir haben sehr viele Flügel am Motorrad. Wir beschleunigen dadurch besser als die anderen. Doch am Ende der Geraden beschleunigt das Motorrad nicht mehr so stark. Es ist ähnlich wie in der Formel 1."
"Ohne die Flügel hätten wir sicher mehr Topspeed. Dafür würden wir vermutlich beim Beschleunigen mehr verlieren", grübelt Luca Marini, der davon ausgeht, dass das aktuelle Aero-Paket der perfekte Kompromiss ist, um gute Rundenzeiten zu fahren.

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Luca Marini pilotiert eine 2022er-Desmosedici und ist aktuell WM-Sechster Zoom
"Hinsichtlich der Rundenzeiten haben wir im Moment das optimale Paket, denke ich. Es ist mittlerweile aber nicht mehr so einfach, andere Motorräder zu überholen. Ich sah zum Beispiel in Argentinien viele Überholmanöver am Kurvenausgang und nicht am Ende der Geraden. Die Fahrer überholten direkt, nachdem sie das Motorrad aufgerichtet hatten", analysiert der Italiener.
"Das war früher anders", bemerkt Luca Marini und vergleicht die jetzige Situation mit der aus der Ära von Andrea Dovizioso auf der Ducati: "Ich erinnere mich, wie 'Dovi' seine Gegner erst im fünften oder sechsten Gang überholt hat. Damals hatte er einen größeren Geschwindigkeitsüberschuss und konnte einfacher überholen. Jetzt ist es anders. Wir machen die Zeit an anderen Stellen gut."


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