Martinez: Erinnerungen an letzten Grand-Prix-Sieg

In Argentinien 1994 gewann Jorge Martinez seinen letzten Grand Prix: Ein Blick zurück in jene Zeit, als mit Zweitaktern gefahren wurde und es viele starke Japaner gab

(Motorsport-Total.com) - Wenn Jorge Martinez in diesen Tagen das Flugzeug Richtung Argentinien besteigt, werden Erinnerungen an seinen letzten Grand-Prix-Sieg wach. Im Jahr 1994 besiegte "Aspar" in Buenos Aires Nobuatsu Ueda und holte sich seinen 37. und letzten Sieg. In der 500er-Klasse gewann damals Mick Doohan und bei den 250ern Tadayuki Okada. Martinez fuhr in seiner Karriere hauptsächlich in den kleinen Zweitaktklassen mit 80 und 125 Kubikzentimetern Hubraum.

Titel-Bild zur News: Jorge Martinez

Jorge Martinez wurde insgesamt viermal Weltmeister in den kleinen Klassen Zoom

Obwohl der heutige Rennstallbesitzer seine Karriere erst Ende 1997 beendete, datiert sein letzter Sieg auf den 25. September 1994. "Es ist 20 Jahre her, aber wenn ich heute über meine Rennen nachdenke, dann kommt es mir so vor als wäre es gestern gewesen", sagt Martinez heute. "Ich kann mich noch erinnern, in welchem Gang ich welche Kurve auf jeder Strecke gefahren bin. Das überrascht mich selbst."

Martinez muss ein gutes Gedächtnis haben, denn er fuhr zwischen 1982 und 1997 insgesamt 196 Rennen. Seine erfolgreichste Zeit war Ende der 1980er-Jahre. 1986 und 1987 wurde der Spanier Weltmeister der 80er-Klasse. 1988 gelang ihm das Kunststück, gleichzeitig Weltmeister der Klassen mit 80 und 125 Kubikzentimetern zu werden. Mit Ausnahme einer Parallelsaison in der 250er-Klasse fuhr Martinez bis zu seinem Karriereende hauptsächlich in der Achtelliterklasse. Ein fünfter WM-Titel gelang ihm nicht.

Als er vor 20 Jahren nach Argentinien reiste, wusste er nicht, dass es sein letzter Grand-Prix-Sieg werden würde. "Ich kann mich gut an dieses Jahr erinnern. Wir hatten gut gearbeitet, hatten Spaß und auch einige gute Resultate, aber ein Sieg ließ auf sich warten", blickt Martinez zurück. In der 125er-Klasse galten damals einige ungeschriebene Gesetze, die auch noch heute gelten: Yamaha war in den Kurven agil und auf der Bremse stark. Dafür war die Honda auf der Geraden bis zu 20 km/h schneller.

Technischer Kniff von Martinez

Da Buenos Aires damals das vorletzte Saisonrennen war, gab es bei Yamaha keine Updates. Die japanischen Fahrer spielten damals noch eine große Rolle im Grand-Prix-Sport. Kazuto Sakata (Aprilia) wurde 1994 vor den beiden Honda-Fahrern Noboru Ueda und Takeshi Tsujimura Weltmeister. Es waren andere Zeiten: "Damals konnte man noch nicht den Winkel der Vordergabel verstellen. Um das zu tun, musste man den Kolben, der die Vordergabel hielt, durchschneiden und dann neu verschweißen", erinnert sich Martinez zurück.

Jorge Martinez

Als Tabakwerbung noch selbstverständlich war: Das Siegerfoto von 1994 Zoom

Sein Team ging dieses Risiko ein und baute gegen den Ratschlag der Yamaha-Ingenieure die Vordergabel um. Im nassen Training blieb nicht viel Zeit, um die Abstimmung zu optimieren und sich an das geänderte Fahrverhalten anzupassen. Trotzdem konnte Martinez am Renntag in einer Fünfergruppe an der Spitze mitkämpfen. Die Fahrer hießen damals Ueda, Stefano Perugini, Gianluigi Scalvini und Emilio Alzamora.

In den letzten beiden Runden konnten sich Martinez und Ueda, der eine Honda fuhr, leicht absetzen und es kam zu einem engen Duell. "Er hat mich auf den Geraden überholt, aber ich konnte ihn mir in der nächsten Kurve wieder schnappen. Ich bremste später und hatte eine bessere Linie als Noboru", schildert Martinez den Zweikampf. "Die Hondas waren damals so schnell, es war schwierig. Es war ein tolles Finish, denn keiner von uns hatte einen Plan." Zwei Kurven vor der Ziellinie lag Ueda vorne, aber dann bremste ihn Martinez in der letzten Kurve aus.

Ueda versuchte noch zu kontern, aber es klappte nicht und der Japaner wurde um drei Zehntelsekunden besiegt. "In diesem Rennen ging es um alles oder nichts. Gewinnen war die einzige Option." Außerdem bewies Martinez mit seiner Crew an jenem Tag den Yamaha-Ingenieuren, dass man auch auf eine andere Art gewinnen konnte.

Als Martinez in Australien 1997 seinen letzten Grand Prix fuhr, kam er als 13. ins Ziel. 125er-Weltmeister wurde in jenem Jahr ein gewisser Valentino Rossi. Nun reist Martinez als Teamchef nach Argentinien und bringt Fahrer in allen drei Klassen an den Start. In der Moto3-Klasse ist es Juanfran Guevara, in der Moto2 fahren Nico Terol und Jordi Torres für Aspar. Nicky Hayden und Hiroshi Aoyama sind in der MotoGP die Speerspitzen.