• 13.09.2012 16:19

Folger: "Habe einen langfristigen Plan"

Bei Aspar hat sich Jonas Folger sofort an der Spitze zurückgemeldet - Im Interview spricht der Deutsche über die schwierige Zeit bei Ioda und den Wechsel zu Aspar

(Motorsport-Total.com) - Der Wechsel von Ioda zu Aspar hat sich voll ausgezahlt: Jonas Folger fuhr in Indianapolis auf Anhieb auf das Podium und gewann sensationell in Brünn. Es war ein perfekter Einstand im amtierenden Weltmeisterteam, das mit Hector Faubel und Alberto Moncayo bislang kleine Brötchen backen musste. Nun hat sich der Erfolg sofort eingestellt. Folger kommt mit der Kalex-KTM bestens zurecht und bescherte dem deutschen Chassis den ersten Moto3-Sieg. In der WM spielt Folger keine Rolle mehr, wodurch er in den verbleibenden Rennen frei auffahren kann. Im Interview spricht der 19-Jährige über die schwierige erste Saisonhälfte und das kometenhafte Comeback an der Spitze.

Titel-Bild zur News: Jonas Folger

Jonas Folger ist auf der Kalex-KTM wieder in der Spitzengruppe dabei Zoom

Frage: "Zunächst einmal Gratulation. Wie fühlt es sich an, dass du deine Anzahl an Karrierepodestplätzen praktisch in zwei Rennen verdoppelt hast?"
Jonas Folger: "Ich fühle mich sehr stark. Ich habe im Vorjahr gewonnen, aber es war im Nassen. Es waren ganz andere Umstände. Ich denke ein Sieg im Trockenen wie Brünn ist maßgeblicher. Die zwei Podestplätze in den vergangenen beiden Rennen inklusive dem Sieg machen mich stärker. Es bestätigt die harte Arbeit und das Material, das mir zur Verfügung steht. Damit kann ich in jedem Rennen um das Podium kämpfen."

Frage: "Schade, dass deine Saison erst so richtig in Indianapolis gestartet hat."
Folger: "Die erste Saisonhälfte war sehr schwierig für mich. Ich bin in einem anderen Team gefahren und die Ziele waren anders. Ich musste kämpfen um die Rennen zu beenden. Jetzt hat sich alles geändert. Ich bin ruhiger und kann mich auf das Fahren konzentrieren. Alles andere funktioniert im Aspar-Team perfekt."

Frage: "Was denkst du über die Moto3-Klasse?"
Folger: "Es ist nicht so anders als die 125er-Klasse. Ich würde sagen, dass zwischen Moto2 und 250er-Klasse ein größerer Unterschied besteht. Die Motorbremse und die Chassis sind anders, aber vom Fahren her gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen 125er und Moto3."

Frage: "Was willst du in näherer Zukunft erreichen?"
Folger: "Ich gehe es Rennen für Rennen an und will jeden Grand Prix genießen und keine zusätzlichen Probleme haben und mir keine Sorgen machen müssen, dass irgendetwas kaputt geht. Ich will alles geben und in jedem Rennen auf dem Podium stehen, oder zumindest knapp dran sein. Ich muss mich auch noch im Qualifying steigern. In Indianapolis startete ich als 15. und in Brünn als Zehnter. Wir müssen weiter vorne stehen. Natürlich müssen wir mit den Füßen auf dem Boden bleiben, denn es waren erst zwei gemeinsame Rennen und ich muss mich weiterhin anpassen."


Fotos: Moto3 in Brünn


Aspar-Team ist professionell

Frage: "Wie wurdest du vom Aspar-Team aufgenommen?"
Folger: "Mit offenen Armen. Sie sind eine offene Gruppe ohne Egos. Jeder kennt seinen Job und wofür er verantwortlich ist. Es gibt keine Missverständnisse oder schlechte Organisation. Es herrscht eine freundliche Atmosphäre. Das macht die Kommunikation einfacher. Wenn etwas nicht funktioniert, dann ist eine Lösung schnell gefunden."

Frage: "Wie hat sich das neue Team auf dich ausgewirkt?"
Folger: "Das größte Kapital des Aspar-Teams ist Erfahrung. Ihre Arbeitsweise ist ganz anders als in allen anderen Teams in denen ich bisher war. Jedes Teammitglied hat eine klare Aufgabe. Alles ist perfekt organisiert, wodurch man einfacher arbeiten kann. Sie sind immer um mich herum, stellen Fragen und gehen sicher, dass sie wissen was ich brauche, um schneller zu fahren."

Frage: "Hast du viel mit 'Aspar' selbst gesprochen?"
Folger: "Es ist toll, dass er so nahe dabei ist. Er hat mir zu den Podestplätzen gratuliert und hat sich für mich gefreut. Er hat mir gesagt, dass wir stark gestartet sind, aber weiterarbeiten müssen. Er ist immer an der Box und beobachtet uns, stellt Fragen und macht sich ein Bild über die Performance. Er hat die Kontrolle, lässt uns aber frei arbeiten. Ich bin jetzt zwei Rennen mit diesem Team gefahren, aber ich hoffe, dass meine Verbindung zu Jorge kontinuierlich stärker wird."

Jonas Folger

Der Moment des Triumphes: Jonas Folger gewinnt seinen zweiten Grand Prix Zoom

Frage: "Wie ist die Kalex-KTM zu fahren?"
Folger: "Es ist ein sensibles Motorrad und ich habe es vom ersten Moment an geliebt. In kurzer Zeit haben wir große Schritte gemacht. Wir befinden uns auf Kurs, das optimale Setup zu finden. Das Team und ich haben rund um meinen Fahrstil gearbeitet und kleine Modifikationen an der Basisabstimmung vorgenommen, damit sie besser zu mir passt. Es ist ein zuverlässiges Motorrad und nicht so klein wie einige andere Moto3-Maschinen. Es ist perfekt für mich."

Schwierige erste Saisonhälfte

Frage: "Was ist dir während dem schwierigen Saisonstart durch den Kopf gegangen?"
Folger: "Das Motorrad hat in fast jedem Training und den Rennen Defekte gehabt. Ich konnte maximal fünf oder sechs Runden drehen. Das war schwierig und meine Motivation ist in den Keller gefallen. Glücklicherweise hat mein Manager zu mir gehalten, damit ich es weiter versuche, obwohl das Motorrad nicht konkurrenzfähig war. Ich musste pushen, damit ich bereit bin, falls sich eine Möglichkeit ergibt."

"Er hat mir dabei geholfen ruhig zu bleiben und im Kopf stark zu sein, obwohl die Situation schwierig war. Schließlich hat mir das Aspar-Team diese Chance gegeben und ich bin jetzt auf Wolke sieben. Wenn man durch eine Leidenszeit geht, dann realisiert man wie schwierig es ist, das richtige Material und das richtige Team zu finden."

Frage: "Dein Podestplatz in Indianapolis war perfekt herausgearbeitet. Du scheinst das Rennen richtig gelesen zu haben."
Folger: "Vom 15. Startplatz aus dachte ich nicht, dass ich so viele Positionen gutmachen kann. Es war ein hartes Rennen und ich hatte in den ersten Runden zu kämpfen, den Anschluss an die Spitzengruppe zu halten. Mir unterliefen einige Fehler und ich verlor den Anschluss, aber ich konnte sie wieder einholen. Dann musste ich nur dranbleiben und meine Chancen in der vorletzten Runde nutzen. Danach pushte ich, um meine Position zu halten. Durch den Sturz von Vinales habe ich in der letzten Runde noch das Podium geschafft. Es war ein fabelhaftes Rennen."

Jonas Folger

Mit der technisch unterlegenen Ioda hatte Jonas Folger keine Chance Zoom

Frage: "Eine Woche später hast du dann in Brünn gewonnen."
Folger: "In der Startaufstellung wusste ich, dass es ein kniffliges Rennen wird. Es gab nur eine trockene Linie und jeder Fahrer wollte auf ihr fahren. Von Startplatz zehn waren Überholmanöver schwierig. Alle sind auf der gleichen Linie gefahren, aber ich ging einige Risiken ein und überholte auf noch feuchten Stellen. Die ersten acht Runden waren schrecklich, aber ich war konzentriert, bin am Limit gefahren und wusste, dass der kleinste Fehler das Rennende bedeuten würde. Ich wusste aber auch, dass wenn ich von Beginn weg pushe und Risiken eingehe, kann ich einen Vorsprung herausholen. Sie würden damit zu kämpfen haben, die Lücke zu schließen. So war es dann auch."

Frage: "Wie fühlte es sich an als du über die Ziellinie fuhrst?"
Folger: "Wow! Es ist schwierig zu beschreiben. Ich kann es nicht in Worte fassen. Ich war das gesamte Rennen so konzentriert, dass ich gar nicht glauben konnte gewonnen zu haben. Viele Emotionen sind hervorgekommen. Zwei Podestplätze nach einer schwierigen Phase, wieder konkurrenzfähig zu sein und zu gewinnen, zu beweisen, dass ich mit dem richtigen Motorrad und dem richtigen Team viel erreichen kann und den Rennsport wieder genießen kann - es war ein wunderbares Gefühl."

Frage: "Wie würdest du Jonas Folger beschreiben?"
Folger: "Ich bin eine ruhige Person. In den vergangenen 18 Monaten haben ich mich stark verändert und bin relaxter geworden. Ich konzentriere mich mehr auf meinen Job und genieße ihn mehr und mehr. Mein Kopf ist klar und ich habe einen langfristigen Plan."