• 22.10.2012 14:41

Champion Cortese rollt nicht aus

Lange galt Sandro Cortese als zu weich, jetzt hat es der Berkheimer allen Kritikern gezeigt - Mit 22 Jahren ist er Weltmeister und verabschiedet sich in die Moto2

(Motorsport-Total.com/SID) - Eigentlich könnte sich Sandro Cortese am Wochenende ein paar entspannte Tage auf Phillip Island gönnen, sich als Weltmeister im Glanz seines Erfolges sonnen und ein paar Ehrenrunden drehen. Doch der 22-Jährige denkt nach der vorzeitigen Krönung überhaupt nicht daran, einfach nur auszurollen. Auch auf der vorletzten Station seiner Traumreise will der Berkheimer angreifen.

Titel-Bild zur News: Sandro Cortese

Sandro Cortese wird im kommenden Jahr in der Moto2 angreifen Zoom

Der Hunger nach Siegen ist vor den beiden letzten WM-Läufen noch immer nicht gestillt. "Ich versuche, die zwei Rennen zu gewinnen", stellte Cortese vor der langen Flugreise klar. Mit voller Konzentration geht der Schwabe die ausstehenden Aufgaben an, auch wenn es nach dem Titelgewinn für den Motorrad-Piloten um nichts mehr geht.

Alles eine Frage der Einstellung - und das Geheimnis hinter dem Erfolg. "Ich habe fleißig an meinen Schwächen gearbeitet", erklärt Cortese, der es in diesem Jahr besser als jemals zuvor geschafft hat, den Fokus voll auf das Wesentliche zu richten. Nur so war der erste Weltmeistertitel möglich. Für einige Stunden schaltete Cortese dann am Sonntag aber doch ab. Mit dem Team des Finnen Aki Ajo, zu dem er nach einjähriger Pause zurückgekehrt war, feierte der KTM-Pilot ausgiebig.


Fotos: Moto3 in Sepang


Vom "schönsten Tag meines Lebens" hatte der Schwabe allerdings schon vor dem Startschuss zur Party gesprochen. Der Abschied aus Sepang, wo er wie so oft in dieser Saison seine ganze Klasse unter Beweis gestellt und sich mit einem Sieg den Moto3-Titel geholt hatte, fiel Cortese trotz der unvergesslichen Erlebnisse nicht schwer: "Australien ist genauso schön, wenn nicht sogar noch schöner als Malaysia."

Abgebrüht war er bei seinem 131. WM-Start zu Werke gegangen und kontrolliert in der Spitze mitgefahren, um in der letzten Kurve gnadenlos zuzuschlagen. Das Rennen war typisch für das gesamte Jahr. Selbstbewusst, ohne jeden Zweifel an sich selbst präsentierte sich Cortese. Das zeigte sich auch in Malaysia.

"Er war das ganze Wochenende so ruhig", sagt Vater Antonio. Dies habe aber auch daran gelegen, dass die Eltern angereist waren. "Es hat geholfen, dass wir da waren. Er braucht ein familiäres Umfeld", meint der Italiener. Auf der Strecke ist es mit der Ruhe aber regelmäßig vorbei. Wenn nötig, ist der früher als zu weich kritisierte Cortese auch mit Ellbogen unterwegs. Der neue "Sandrissimo" geht bis an die Grenzen, manchmal sogar darüber hinaus.

So hatte sich Cortese beim Großen Preis der Niederlande durch einen harten Zweikampf mit seinem britischen Teamkollegen Danny Kent den Zorn von MotoGP-Weltmeister Casey Stoner zugezogen. "Es wird einen schweren Unfall verursachen, wenn er so weitermacht", twitterte der Australier. Cortese nahm die Kritik an, zumindest ansatzweise. "Das ist Rennsport. Aber vielleicht war es zu heftig und ging etwas über das Limit. Wenn man gewinnen will, gibt man eben alles", sagte er. Dass der Titel verdient ist, steht trotz der Kritik auch für die Konkurrenz außer Frage.

Mit dem WM-Triumph hat sich für Cortese einen Traum erfüllt, der ihn seit frühester Kindheit beschäftigte. Alle seine Ziele hat er aber natürlich noch nicht erreicht. Irgendwann soll es auch gegen die ganz Großen gehen. Dem italienischen Superstar Valentino Rossi ist Cortese längst aufgefallen. "Guter Job, fantastische Saison", twitterte der neunmalige Weltmeister am Sonntag.

Ob der 1,69 Meter kleine und 62 Kilogramm leichte Cortese eines Tages wie sein Kumpel Stefan Bradl in der Königsklasse fährt, steht in den Sternen. Erst einmal ist aber ohnehin der logische nächste Schritt dran. Im kommenden geht es hoch in die Moto2. Die neue Herausforderung ist derzeit aber noch kein echtes Thema: "Ich beschäftige mich nicht damit. Alles ist in Planung, alles passt so weit. Was nach Valencia kommt, hat noch ein bisschen Zeit."