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Torres: "Will den Traum weiterleben"
Jordi Torres gewann sensationell sein erstes Rennen auf dem Sachsenring - Der Überraschungssieger blickt im Interview auf seinen Triumph zurück
(Motorsport-Total.com) - Die beiden Kalex-Fahrer Pol Espargaro und Scott Redding galten auf dem Sachsenring als große Favoriten in der Moto2-Klasse, doch dann stellte Jordi Torres alle Moto2-Fahrer in den Schatten. Der Spanier bestreitet im Aspar-Team seine erste volle Saison in der Weltmeisterschaft. In den vergangenen Jahren bestritt er nur einige Rennen als Ersatzfahrer. Im Vorjahr war der 25-Jährige nicht in Deutschland am Start. 2011 kam er als 21. ins Ziel. Nicht viele hatten den Suter-Piloten auf der Rechnung, doch schon im Qualifying überraschte Torres mit Startplatz zwei. Im Rennen lieferte er eine souveräne Leistung ab und holte sich seinen ersten großen internationalen Triumph. Im Interview blickt Torres auf den emotionalen Tag zurück.

© Aspar
Jordi Torres feierte seinen ersten Sieg ausgelassen auf dem Podium Zoom
Frage: "Jordi, wie oft hast du von deinem Sieg geträumt?"
Jordi Torres: "Eigentlich gar nicht. Ich meine, dass jeder Fahrer von Siegen träumt. Ich wusste, dass ich alles gut mache und mich langsam verbessere. Wir arbeiten jeden Tag hart und lassen Dinge nicht für den nächsten Tag offen. Genau diese Einstellung hat uns zu diesem Punkt gebracht, an dem alles gepasst hat und wir gewinnen konnten. Ich bin ein Realist. Ich wusste, dass ich auf dem richtigen Weg bin, aber ich dachte nicht, dass ich schon für den Sieg bereit bin. Vielleicht gehe ich mit mir selbst zu hart ins Gericht."
"Soweit ich eingeschätzt habe, mussten die Dinge klarer sein, um gewinnen zu können, aber am Sonntag realisierte ich, dass das meine Chance war. Der Sachsenring ist eine gute Strecke für mich und wir haben alles aus dem Paket herausgeholt. Das war die entscheidende Sache. In einer Klasse wieder Moto2 muss man alles aus seinen Möglichkeiten herausholen, wenn sie sich ergeben, weil sich nicht an jedem Wochenende alle Faktoren für dich ergeben."
Frage: "Du bist zum ersten Mal auf das Podest geklettert und hast gleich gewonnen. Du hast zwei Stufen ausgelassen"
Torres: "Zum ersten Mal habe ich auch ein Rennen angeführt. Der Sieg kam deshalb zustande, weil wir jeden Tag mehr von uns verlangen. Das hilft uns auch für die Zukunft. Vielleicht hat mir der Sieg bei einem Komplex geholfen, den ich vielleicht hatte, denn jetzt weiß ich, dass ich von Beginn bis zum Ende an der Spitze sein kann. Das war ein Sieg über die Konstanz. Wir dürfen das jetzt nicht aus dem Blick verlieren, denn die Moto2 kann dich schnell auf dem falschen Fuß erwischen. Verliert man den richtigen Blick, dann kostet dich das viele Positionen. Der Sieg wird uns dabei helfen, bis zum Saisonende konstant zu sein."
Frage: "War der Sieg so, wie du ihn dir vorgestellt hast?"
Torres: "Ich weiß es nicht, ich bin mir nicht sicher, wie ich darauf antworten kann. Wir wussten nach den Trainings, dass unsere Pace sehr gut ist, aber Pol hatte die Oberhand. Im Rennen war es dann andersherum. Glücklicherweise können sich die Situationen im Rennen ändern. Positiv war, dass wir die Pace hatten. Ich qualifizierte mich nahe der Spitze (als Zweiter; Anm. d. Red.) und machte das Beste daraus. Hinter Pol fühlte ich mich komfortabel. Ich konnte pushen, wenn ich dachte, dass es der richtige Zeitpunkt ist. Glücklicherweise konnte er nicht an mir dranbleiben. Ich wusste, dass es auf dieser Strecke nicht viele Überholmöglichkeiten gibt, also musste ich meine Chance nutzen."

© Honda
Jordi Torres (81) hielt Favorit Pol Espargaro (40) in Schach Zoom
Frage: "Es heißt, dass man den ersten Sieg nie vergisst."
Torres: "Jorge hat mich am Montag angerufen, mir gratuliert und mich daran erinnert. Ich bezweifle, dass ich es jemals vergessen werde. Ich hoffe aber, dass dieser Sieg der Startpunkt für größere Sachen ist."
Frage: "Hast du den Sieg schon realisiert?"
Torres: "Als ich die Linie als Führender überquerte, war mir bewusst, dass ich bis zur Zielflagge keine Sekunde nachlassen darf. Ich konzentrierte mich auf meinen Fahrstil, aber als ich die Ziellinie schließlich überquerte, fühlte ich einen massiven Adrenalinschub. Eine halbe Runde lang habe ich nur unter dem Helm geschrien. Mir sind viele Sachen durch den Kopf gegangen. Dieser Sieg hat viel Anspannung gelöst, die sich seit Jahren aufgebaut hat. Es war ein unbeschreibliches Gefühl."
Frage: "Was war dein erster Gedanke, als du die Ziellinie überquert hast?"
Torres: "Das kann nicht wahr sein, waren meine ersten Gedanken. Dann wurde ich vom schreien müde. Es erinnerte mich an die CEV (die Spanische Meisterschaft; Anm. d. Red.), als ich in der Führungsgruppe mitgefahren bin, aber noch etwas in der Hinterhand hatte und auf den richtigen Zeitpunkt gewartet habe. Für einen Moment war mir nicht klar, ob ich in der WM oder in der Spanischen Meisterschaft gewonnen habe. Ich konnte es nicht glauben."
Vorbereitung der Schlüssel zum Erfolg
Frage: "Hast du dein Überholmanöver für Kurve zwölf geplant, oder wie war dein Plan?"
Torres: "Ich merkte für einige Runden, dass ich dort später als die anderen Fahrer bremsen konnte. Mit Fortdauer des Rennens realisierte ich, dass dort die beste Überholstelle ist, denn dort ist das Risiko nicht so groß. In dieser bestimmten Runde bremste Pol etwas früher und ich entschied mich es zu versuchen. Die Reifen begannen nachzulassen, aber ich wusste, dass wir die passende Abstimmung hatten, um das Tempo zu halten."
Frage: "Wo ist dieser Sieg plötzlich hergekommen?"
Torres: "Es begann alles daheim. Ich spielte auf der Spielkonsole und schaute mir Videos vergangener Rennen an. Dabei habe ich mir viele Notizen gemacht. Ich dachte auch an 2011 und erinnerte mich an die Schaltvorgänge für eine komplette Runde. Diese Arbeit macht es einfacher, wenn man dann am Freitag auf die Strecke fährt. Diese Vorbereitung ist fundamental, denn ich hatte für dieses Wochenende ein gutes Gefühl, schon bevor ich überhaupt zur Strecke kam. Mir liegen flüssige Kurse, egal ob ich sie mag oder nicht. Am Donnerstag arbeitete ich mit den Mechanikern und wir begannen alles richtig zu machen."
Frage: "Zählst du mit diesem Sieg zu den Fahrern, die hart für ihre Möglichkeiten schuften mussten?"
Torres: "Ich glaube, dass man seine persönlichen Ziele erreichen kann, wenn man konstant fleißig arbeitet. Wir haben in Spanien die beste nationale Meisterschaft. Das sorgt dafür, dass wir in allen Klassen die besten Fahrer haben. Vielleicht habe ich eine etwas andere Route als die meisten anderen Fahrer verfolgt, aber dieser Sieg beweist, dass alles passieren kann, wenn man nicht das Handtuch wirft. In den vergangenen beiden Jahren war ich Ersatzfahrer und jetzt bin ich nach langer Arbeit hier. Das macht mich sehr stolz. Diese Möglichkeit zu erhalten war für mich schwierig, deshalb schätze ich es so sehr. Nun muss ich weiterarbeiten."
Frage: "Wie sehr hat dir die Beziehung zum Aspar-Team geholfen, dass du jetzt zum ersten Mal gewonnen hast?"
Frage: "Meine Beziehung zum Aspar-Team ist größer als normale Partnerschaften. Wir reisen zusammen und verbringen jeden Tag von früh bis spät gemeinsam. Die Teammitglieder sind meine Berater, meine Kollegen und meine Freunde. Jeder kennt seine Aufgaben, aber wir haben auch Spaß. Das ist das Geheimnis für ein gutes Arbeitsklima. Jeder verdient diesen Sieg, weil alle am gleichen Strang gezogen haben."
Frage: "Der Sieg war ein schöner Start für die Urlaubspause."
Torres: "Was gibt es besseres als einen Sieg? Trotzdem werden wir in der Sommerpause weiterarbeiten, weil die zweite Saisonhälfte schwierig wird. Wir müssen dafür bereit sein."
Frage: "Wie bewertest du deine erste Saisonhälfte, die so spektakulär geendet hat?"
Torres: "Wir haben uns zunächst zum Ziel gesetzt, regelmäßig in die Top 10 zu kommen. Das haben wir geschafft. Wenn die Dinge gut liefen, waren wir dort, wo wir sein wollten. Wenn es nicht so gut lief, dann haben wir hart gearbeitet, damit wir uns verbessern. Wir müssen mit unserer bisherigen Arbeit zufrieden sein. Es ist meine erste volle Saison in der Moto2-Klasse. Ich kämpfe gegen Fahrer, die ich von Kindheitstagen an bewundert habe. Dass ich überhaupt hier bin, ist ein Bonus. Ich möchte weiterarbeiten, damit ich den Traum weiterleben kann."

