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Jorge Navarro schildert Australien-Unfall: "Als wäre ein Zug über mich gefahren"

In Phillip Island wird Jorge Navarro nach einem Sturz überrollt - Er berichtet die dramatischen Momente in der Wiese - Diskussion, weil es keinen Abbruch gab

(Motorsport-Total.com) - Jorge Navarro hat den schweren Unfall im Moto2-Rennen in Phillip Island (Australien) den Umständen entsprechend gut überstanden. Nach seinem Sturz ist der Spanier von Simone Corsi überfahren worden. Navarro brach sich den linken Oberschenkel und wurde in Melbourne operiert.

Titel-Bild zur News: Jorge Navarro

Nach zwei Runden konnte Jorge Navarro abtransportiert werden Zoom

Seither wurde der Unfall und die Erstversorgung aufgearbeitet. Es hat zwei Runden gedauert, bis Navarro von den Hilfskräften abtransportiert werden konnte. Die Rennleitung ließ die Bergung bei gelber Flagge zu und unterbrach das Rennen nicht.

"Ich habe mir die Bilder angesehen, weil ich genau wissen wollte, wo Corsi mich getroffen hat", berichtet Navarro im Interview mit der 'AS'. "Es war, als wäre ein Zug über mich gefahren. Ich spürte nicht, wo er mich getroffen hat."

"Ich spürte nur, dass mein Bein nach Sydney fliegt, wie ich im Scherz sage. Ich spürte mein Bein nicht. Es war, als wäre es lose. Als ich mein Bein sah, zeigte ein Teil in eine Richtung und der andere in eine andere. Mir war klar, dass es ernst ist."

"Ich signalisierte sofort den Sportwarten, dass ich Hilfe brauche und das Rennen gestoppt werden muss. Ich konnte kaum atmen und wurde sehr nervös. Mein Bein war in Teilen. Corsi kam zu mir und half mir. Er nahm mir den Helm ab, weil ich nicht atmen konnte."

"Als er das gemacht hat, tropfte Blut von seinem verletzten Finger auf mein Bein. Als ich das sah, wäre ich fast kollabiert, weil ich dachte, es wäre mein Blut", schildert Navarro die dramatischen Momente in der Wiese.

Das gebrochene Bein war aber nicht das einzige Problem. Auch die Arterie im Oberschenkel, eine der dicksten im Körper, war verletzt. Navarro verlor viel Blut. Ohne unmittelbarer Notversorgung hätte die Gefahr bestanden, dass er verblutet.

Der 26-Jährige wurde im Albert Krankenhaus in Melbourne drei Stunden lang operiert. "Mein Bein war getränkt in Blut, aber glücklicherweise konnten sie einen langen Stift von der Hüfte bis zum Knie einfügen. Der Knochen ist nun am richtigen Platz."

"Mein ganzes Bein ist schwarz. Wenn das Blutödem abschwillt, wird es hoffentlich besser werden", sagt Navarro. Die Muskeln müssen in den kommenden Wochen auch heilen und Schritt für Schritt wieder an Stärke gewinnen.

Fahrer wütend, Rennleitung entschuldigt sich

Der große Diskussionspunkt war, warum die Rennleitung das Rennen nicht unterbrochen hat, denn bei der Erstversorgung rasten die Motorräder knapp an der Stelle vorbei. Das sorgte für viel Kritik im Fahrerlager.

"Ich verstehe es nicht", ärgert sich Navarro. "Was muss noch passieren, dass sie in so einer Situation die rote Flagge zeigen? Ich lag einen Meter neben der Strecke. Die Motorräder sind eineinhalb Meter neben mir vorbeigefahren."

"Es stimmt, dass es an dieser Stelle nicht viele Stürze gibt. Es war am Ausgang der Kurve etwas windig. Alle Zutaten für eine Tragödie waren vorhanden. Glücklicherweise war es nicht der Tag, an dem ich gehen musste. Aber das darf nicht noch einmal passieren."

Trotz der gelben Flaggen gingen die Fahrer nicht wirklich vom Gas. Wären an dieser Stelle weitere Fahrer gestürzt, hätte das Navarro und die Hilfskräfte in große Gefahr bringen können. "Was wir im Fernsehen gesehen haben, war inakzeptabel", betont Marc Marquez.

Nur wenige Fahrer in Malaysia in der Sicherheitskommission

Beim Grand Prix von Malaysia war das auch Thema in der Sicherheitskommission, wo die Fahrer mit der Rennleitung diskutierten. "Sie haben sich entschuldigt und gesagt, dass sie einen Fehler gemacht haben", berichtet Aleix Espargaro. "Das wissen sie genau. Hoffentlich lernen sie daraus."

"Sie haben uns erklärt", ergänzt Joan Mir, "dass sie einen Fehler gemacht haben. Es waren nur die Hälfte der MotoGP-Fahrer anwesend. So sollte es nicht sein. Wir haben Druck gemacht, dass solche Dinge nicht noch einmal passieren. Wichtig ist, dass sie es verstanden haben."

Dass nur so wenige Fahrer beim Treffen anwesend waren, stößt Aleix Espargaro sauer auf: "Es waren nur sechs, sieben Fahrer. Ich verstehe nicht warum. Es war ein wichtiger Moment, um zusammen zu sein. Es geht nicht darum, jemanden zu beschuldigen."

Aleix Espargaro

Aleix Espargaro ärgert, dass nur wenige Fahrer in der Sicherheitskommission waren Zoom

"Wir müssen konstruktiv sein und ihnen helfen, um die Meisterschaft besser zu machen. Sie geben uns die Chance, zur Sicherheitskommission zu gehen. Aber wenn man nicht hingeht, kann man sie nicht kritisieren."

Vinales: Auch die Fahrer sind in der Pflicht

Maverick Vinales findet, dass "es für die Rennleitung kompliziert ist" und nimmt auch die Fahrer in die Pflicht: "Wenn uns Fahrern bei einem Sturz nichts passiert ist, sollten wir sofort aufstehen und weglaufen."

"Wenn jemand am Boden liegen bleibt, dann weiß man, dass etwas Ernsthaftes passiert ist und eine rote Flagge kommen muss. Manchmal bleiben die Fahrer nach einem Sturz auf dem Boden liegen, obwohl nichts passiert ist. Für die Rennleitung ist es schwierig zu beurteilen."

Diskutiert wurde auch, ob die Fahrer am Lenker einen Knopf haben sollten, mit der sie der Rennleitung eine rote Flagge signalisieren könnten. Das wäre zum Beispiel auch im Falle starker Regenfälle eine Möglichkeit, Feedback an die Rennleitung zu schicken.

Maverick Vinales

Maverick Vinales findet, dass sich auch die Fahrer besser verhalten sollten Zoom

Vinales hält davon aber nichts: "Ich glaube nicht, dass wir darin involviert sein sollten. Manche Fahrer würden sich gut verhalten, andere würden tricksen. Wir brauchen jemanden, der dafür verantwortlich ist."

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