Herrin: "Dass es schwierig wird, wusste ich..."

AMA-Superbike-Champion Josh Herrin isst in der Moto2-WM ein hartes Brot: Viele Stürze, keine Ergebnisse und kaum Dialog mit Caterham-Teamkollege Johann Zarco

(Motorsport-Total.com) - Nachdem die USA Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre noch die dominierende Nation in der absoluten Weltspitze des Motorradrennsports waren, sieht es inzwischen düster aus. Ben Spies musste seine Karriere im vergangenen Herbst aufgrund seiner langwierigen Schulterverletzung beenden. Nicky Hayden erholt sich gerade von den Nachwirkungen seiner Operation am rechten Handgelenk. Colin Edwards hat sein Karriereende bereits bekanntgegeben und wird bestenfalls noch vereinzelt mit einer Wildcard antreten.

Titel-Bild zur News: Josh Herrin

Josh Herrin hat sich das Leben in der Moto2-WM einfacher vorgestellt Zoom

Beim Grand Prix von Tschechien in Brünn wird es am kommenden Wochenende keinen US-Amerikaner im Starterfeld der Königsklasse MotoGP geben. Der einzige, der die "Stars and Stripes" in Brünn hochhalten wird, ist Josh Herrin. Doch der amtierende AMA-Superbike-Champion tut sich in seiner ersten Saison in der Weltmeisterschaft extrem schwer. Im Moto2-Team Caterham ist Herrin Teamkollege von Johann Zarco, doch es läuft nicht so wie sich das der 24-jährige Kalifornier noch im Winter vorgestellt hatte.

Nach erfolgreichen Jahren in der Heimat stehen für Herrin auf internationaler Bühne Stürze an der Tagesordnung. "In Katar wurde ich aus dem Rennen gerissen. In Texas stürzte ich dreimal. Auch in Mugello stürzte ich und schlug mir dabei den Kopf an. Das tat weh", erinnert sich Herrin gegenüber 'Cycleworld' an seinen holprigen Saisonstart.

Mehr blaue Flecken als in den vier Jahren zuvor

"Am schlimmsten aber war der Sturz auf dem Sachsenring", spricht der Moto2-Rookie seinen Crash im Samstagstraining zum Großen Preis von Deutschland an. Dieser passierte in der berüchtigten Wasserfall-Kurve, die im fünften Gang mit Vollgas genommen wird. "Mir tat anschließend die Hand weh. Im Rennen wurde sie taub. Mir blieb keine andere Wahl als an die Box zu kommen. Ich hatte kein Gefühl mehr für das, was ich tat", so der Caterham-Pilot.

In Termas de Rio Hondo und Jerez de la Frontera musste Herrin infolge seiner Austin-Sturzserie passen. Nach bisher acht Starts in der Moto2-WM zieht der US-Boy eine ernüchternde Bilanz. "Ich habe mehr blaue Flecken als in den vergangenen vier Jahren. Ich fahre aber auch deutlich häufiger, jedes zweite Wochenende. Da bleiben solche Dinge eben nicht aus. Dass es schwierig wird, wusste ich. Doch nach zehn Jahren, in denen ich um Siege oder zumindest um Podestplätze mitfuhr, fällt es schwer, fokussiert zu bleiben", gesteht Herrin, dessen bisherige Platzierungen 22, 16,18 und 28 alles andere als zufriedenstellend sind.

Josh Herrin

Auf dem Sachsenring crashte Herrin im Training und musste im Rennen aufgeben Zoom

"Mein Ziel waren Top-20-Ergebnisse. Natürlich muss man überhaupt erst mal ins Ziel kommen, aber die Plätze 22, 16 und 18 sind nicht das, was wir wollen. Ich will WM-Punkte einfahren. Meine Ergebnisse zeigen es nicht, aber ich gebe alles, was ich habe", ist der amtierende AMA-Superbike-Champion der Verzweiflung nahe.

AMA-Superbikes der falsche Weg?

Rückblickend hadert der US-Amerikaner mit seinem eingeschlagenen Karriereweg: "Nichts, was ich bisher gefahren bin, konnte mich auf diese Motorräder vorbereiten. Klar freut es mich, dass ich Superbikes gefahren bin und den AMA-Titel gewonnen habe, aber rückblickend wünschte ich, dass ich direkt von den 600ern (AMA Supersport; Anm. d. Red.) aufs Moto2-Bike gewechselt hätte."

So will sich Herrin in der zweiten Saisonhälfte der amerikanischen Tugenden bedienen, die da heißen "mich an den kleinen Dingen hochziehen, niemals aufgeben und hoffen, dass es besser wird". Schließlich müsse sich der 24-Jährige "vor Augen führen, warum ich hier bin und wie viel Geld mein Vater ausgeben hat, um mich hier fahren zu lassen".

Womit hat Herrin auf der Suter am meisten zu kämpfen? "Auf der Bremse vertraue ich dem Vorderreifen nicht. Was mit diesen Reifen möglich ist, war mit den Reifen, die ich aus den vergangenen Jahren kenne, nicht möglich. Ich bekomme Angst, löse die Bremse, nehme dadurch die Kurve zu weit und versemmle den Kurvenausgang", bekennt der Caterham-Pilot, der auch mit Teamkollege Zarco kaum Dialog führt, wie er gesteht: "Wir tauschen Daten aus, aber wir reden nicht viel miteinander. Ich spreche kein Französisch. Da kann ich es ihm auch nicht übel nehmen, dass sein Englisch nicht das beste ist."

"Auf der Bremse vertraue ich dem Vorderreifen nicht. Ich bekomme Angst, löse die Bremse, nehme dadurch die Kurve zu weit und versemmle den Kurvenausgang." Josh Herrin über seine Probleme auf dem Moto2-Bike

So gibt sich Herrin weiter der Hoffnung hin: "Vielleicht können wir die Saison noch zum Guten drehen. Ich wurde ins kalte Wasser geworfen, passe mich aber langsam an. Vielleicht ist es dafür ein bisschen spät, aber besser spät als nie."