• 09.08.2009 19:13

  • von Stefan Ziegler

Alexander Rossi: "Mein Ziel war schon immer die Formel 1"

Nachwuchspilot Alexander Rossi im Interview über seine Ambitionen im Motorsport und den schwierigen Weg für US-amerikanische Rennfahrer

(Motorsport-Total.com) - Er ist jung, er ist ehrgeizig und er will unbedingt in die Formel 1 aufsteigen: Alexander Rossi hat seine US-amerikanische Heimat verlassen und möchte sich in den europäischen Nachwuchsserien seine ersten Sporen verdienen. Der Sieger des Formel BMW Weltfinals 2008 hat bislang mehr als jedes dritte Rennen gewonnen, zu dem er angetreten ist - und hat für seine weitere Karriere große Pläne.

Titel-Bild zur News: Alexander Rossi

Alexander Rossi sieht die Formel Master als Sprungbrett für eine große Karriere

'Motorsport-Total.com' traf den US-amerikanischen Rennfahrer am Rande des Rennwochenendes in Brands Hatch und sprach mit Rossi ausführlich über seine Ambitionen im Rennsport. Mit Fleiß, Talent und einer gehörigen Portion Ehrgeiz möchte sich der 17 Jahre alte Youngster erst in der Formel Master durchsetzen und sich dann für höhere Aufgaben empfehlen: Die Formel 1 ist das Ziel.#w1#

Frage: "Alexander, du bist ein amerikanischer Fahrer und fährst in Europa. Ich schätze, das ist ein vollkommen anderes Gefühl, als Rennen in den USA zu bestreiten, oder?"
Alexander Rossi: "Ja, ganz genau. Als Pilot musst du die Nachwuchsserien und Formelklassen in Europa durchlaufen, wenn du es in die Formel 1 schaffen willst. Der amerikanische Weg führt dagegen eher auf die IndyCar-Schiene. Damit habe ich natürlich überhaupt kein Problem. Wenn das dein Ziel ist, dann solltest du auf alle Fälle diese Richtung einschlagen."

"Mein Ziel war aber schon immer die Formel 1 und um dieses Vorhaben zu verwirklichen, muss ich mich eben in Europa beweisen. Man stellt sofort fest: Der Fahrstil ist sehr unterschiedlich. Im Vergleich zu Amerika ist die Konkurrenzdichte in Europa einfach enorm. Du musst jede Runde auf den Punkt bringen und gleichzeitig so hart pushen wie möglich, wenn du an der Spitze mitfahren willst."

"Da spielen natürlich eine Menge Faktoren mit rein. Zunächst einmal musst du natürlich das Talent mitbringen, andererseits solltest du auch Vertrauen ins Auto und ins Team haben. Ich bestreite derzeit mein erstes Jahr in Europa und da gilt es für mich, die Rennstrecken kennen zu lernen und bestmöglich abzuschneiden."

Kein Interesse an US-amerikanischen Rennserien

Frage: "Ist es für einen US-Amerikaner nicht sehr ungewöhnlich, nicht die IndyCar-Serie oder NASCAR als Zielpunkt vor Augen zu haben?"
Rossi: "Um ehrlich zu sein: Ich bin kein großer Fan des Ovalrennsports. Die IndyCars schrecken mich sogar etwas ab. Dafür, dass diese Kisten so schnell sind, stehen die Mauern doch recht nahe an der Strecke und auch die vielen Zuschauer sind nicht weit weg."

"Was NASCAR anbelangt: Mir waren Formelautos schon immer lieber als Tourenwagen. Irgendwann stellt man dann eben fest, dass die Formel 1 die absolute Krönung darstellt. Dort fahren die Besten der Besten. Das ist einfach die Königsklasse und dort will ich hin."

Alexander Rossi

Von 90 Formelrennen konnte Alexander Rossi bislang 32 für sich entscheiden Zoom

Frage: "Wie wirst du dieses Ziel deiner Meinung nach erreichen?"
Rossi: "Es kommt nicht zuletzt auf die Ergebnisse in den Nachwuchsserien an und außerdem musst du natürlich die richtigen Leute kennen. Meine Familie und ich haben sehr hart daran gearbeitet, Kontakte zu knüpfen. Ich denke, das ist uns gut gelungen. Was die Resultate betrifft, so lief es bis einschließlich 2008 unglaublich toll für mich. Der bisherige Höhepunkt war natürlich das Weltfinale der Formel BMW, das ich gewinnen konnte."

"2009 gab es hingegen Hochs und Tiefs bei mir. Langsam aber sicher haben wir aber den Dreh raus. Wir haben das Team gewechselt und sofort stellten sich die Ergebnisse ein. Es ist nicht immer alles Gold, was glänzt, doch wir lernen ständig dazu. Die Meisterschaft ist noch lange, es gibt also noch reichlich Zeit für uns, zum Verbessern und Aufholen."

Rennfahren ist auch eine Budgetfrage

Frage: "Hast du vor, der Formel Master vorerst treu zu bleiben?"
Rossi: "Ja. Bis zum Saisonende auf alle Fälle. Im Hinblick auf das kommende Jahr haben wir zahlreiche Optionen. Dabei gilt es natürlich, auf das richtige Pferd zu setzen. Da spielt freilich auch das Budget eine große Rolle. Die wirtschaftliche Lage macht diese Aufgabe freilich nicht einfacher. Ich möchte 2010 auf jeden Fall eine Formelserie in Europa bestreiten."

Frage: "Erfährst du in Bezug auf dein Rennbudget eine gute Unterstützung aus den Vereinigten Staaten?"
Rossi: "Ja. Meine Aktivitäten werden komplett aus den USA finanziert. Ich bin sehr dankbar dafür, dass mir all diese Dinge ermöglicht werden. Ohne diese Unterstützung wäre mein Sprung nach Europa niemals möglich gewesen. Es ist einfach toll, dass ich mich hier beweisen kann. Solange die Ergebnisse stimmen, wird das sicherlich auch so bleiben."

"Nicht viele US-amerikanische Fahrer haben es in die Formel 1 geschafft." Alexander Rossi

Frage: "Spürst du eine besondere Verantwortung, weil du ein US-amerikanischer Rennfahrer bist?"
Rossi: "Ich würde es nicht Verantwortung nennen, sondern eher Druck. Man muss immer bedenken: Nicht viele US-amerikanische Fahrer haben es in die Formel 1 geschafft. Scott Speed war bislang der letzte. Er war recht schnell und hat einen guten Job gemacht."

"Was US-amerikanische Piloten aber immer wieder aus der Bahn geworfen hat, war die Art, wie der Motorsport in der Formel 1 zelebriert wird. In Europa herrscht diesbezüglich einfach eine andere Rennsportkultur. Ich möchte diesen Teufelskreis unbedingt durchbrechen und dafür gebe ich mein Bestes. Ich will zeigen, dass auch US-Amerikaner in der Formel 1 Erfolg haben können."

Das neue US F1-Team als Chance für Rossi?

Frage: "Es könnte schon bald eine weitere Chance für US-amerikanische Piloten in der Formel 1 geben. 2010 steigt das neue US F1-Team in die Formel 1 ein..."
Rossi: "Allerdings! Das sieht alles sehr gut aus. Ich stehe in regem Kontakt mit Peter Windsor und Ken Anderson. Ihr Konzept ist einfach spitze und ich finde es phänomenal, dass sie alle Puzzleteile zusammenfügen konnten."

"Bis zum Beginn der neuen Saison ist es zwar noch eine Weile hin, doch ich werde die Entwicklung dieses Teams sicherlich sehr genau verfolgen. Ich hoffe sehr, dass auch ich einen Beitrag zu diesem Projekt leisten kann - sei es in der Entwicklung oder im Renncockpit. Ich wäre im kommenden Jahr wirklich sehr gerne mit von der Partie."

Alexander Rossi

Gewinnertyp: Alexander Rossi ist der Sieger des Formel BMW Weltfinals 2008 Zoom

Frage: "Hättest du beispielsweise Interesse an der Rolle des Testfahrers?"
Rossi: "Klar. Darüber haben wir uns sogar schon einmal unterhalten. Allerdings wollen wir diese Sache Schritt für Schritt angehen und nichts überstürzen. Zunächst einmal kommt es auf die Ergebnisse in dieser Saison an, anschließend werden weitere Entscheidungen getroffen werden."

Frage: "Wäre ein solcher Posten überhaupt interessant für dich, wo die Formel 1 doch im Augenblick einer Testbeschränkung unterliegt? Sehr viel Fahrpraxis würdest du wohl nicht bekommen..."
Rossi: "Ich fände diese Rolle überaus interessant. Es stimmt natürlich, dass man heutzutage nicht mehr so viel zum Fahren kommt, wie vielleicht noch vor zwei oder drei Jahren. Aber man ist trotzdem in die Formel 1 involviert, kann das Auto kennen lernen und sich weiterentwickeln."

"Dabei kann man sich dann auch mit dem ganzen Druck durch die Medien auseinander setzen und mit den Anforderungen der Sponsoren und des Teams. Die Rolle des Testfahrers ist für einen Nachwuchspiloten sicherlich maßgeschneidert, um zu lernen, wie man mit dieser Situation umgeht. Man muss sich an diese Umgebung schließlich erst einmal gewöhnen."

Im Zweifelsfall nach Monte Carlo...

Frage: "Was macht dich so sicher, dass du es in die Formel 1 schaffen wirst? Wo liegen deine Stärken?"
Rossi: "Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich denke, ich kann nicht nur die Sponsoren eines Teams repräsentieren sondern auch die Vereinigten Staaten. Die Teams halten ohnehin immer Ausschau nach etwas, das anders ist, um es zu vermarkten. Ich gehe daher davon aus, dass mir meine Nationalität durchaus in die Karten spielen könnte."

"Meine Nationalität macht mich interessant für die Teams - aber man sollte auch schnell fahren können." Alexander Rossi

"Im Motorsport gibt es nun einmal einige Vorurteile, wonach US-amerikanische Rennfahrer in Europa einfach kein Bein auf den Boden bekommen. Ich tue tagtäglich mein Bestes, um zu zeigen, dass das nicht richtig ist. Meine Nationalität macht mich vielleicht interessant für die Teams - aber natürlich sollte man auch schnell fahren können. Letzteres konnte ich schon ein paar Mal unter Beweis stellen, doch da muss man immer wieder nachlegen. Man ist eben nur so gut wie sein letztes Rennen."

Frage: "Hand aufs Herz: Wenn du dich zwischen dem Indy500 und dem Grand Prix von Monaco entscheiden müsstest..."
Rossi: "...dann müsste ich nicht lange überlegen: Ich würde zweifelsfrei Monaco wählen! Wie ich schon sagte - ich bin kein großer Fan davon, 500 Meilen lang im Kreis zu fahren. Die Rennen sind wirklich sehr eng und spannend, doch ich möchte eigentlich etwas mehr tun. In so einem Rennwagen hat man wirklich unglaublich viel Anpressdruck und Grip - warum sollte man das nur zum Befahren von Linkskurven einsetzen?"

"Damit kann man so viele Dinge anstellen. Monaco ist einfach das Saisonhighlight schlechthin. Ich habe sogar gehört, dass der Rennkalender rund um diesen Event erstellt wird. Das ist ein erstaunlicher Stadtkurs - als Fahrer bist du mitten in der Stadt und den Mauern so nahe. Da will ich dabei sein."

Eine erste Formel-1-Chance erhält Alexander Rossi bereits Anfang Dezember 2009. Das scheidende BMW Sauber F1 Team ermöglicht dem Youngster im Rahmen der "Young Driver Days" eine Ausfahrt in einem BMW Sauber F1 Rennwagen. Gemeinsam mit seinem ehemaligen Formel BMW Rivalen Esteban Gutierrez kann sich Rossi in Jerez mit dem schnellen Boliden vertraut machen.

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