• 07.04.2009 15:23

  • von Pete Fink

Wilson: Haarscharf an der Sensation vorbei

Es hat nicht sollen sein: Justin Wilson fehlten in St. Petersburg 13 Runden zum ersten Dale-Coyne-Sieg in 23 Jahren US-Formelsport

(Motorsport-Total.com) - Dale Coyne Racing ist im US-amerikanischen Formelsport in etwa vergleichbar mit dem alten Minardi-Team in der Formel 1. Egal ob ChampCars oder IndyCars - die Überlebenskünstler aus Illinois warten seit ihrem Gründungsjahr 1986 nach wie vor auf ihren ersten Sieg.

Titel-Bild zur News:

Viel Champus auf dem Podium: Justin Wilson (re.) feierte Platz drei

Unzählige Piloten - darunter mit Christian Danner (1997), André Lotterer (2002) und Andreas Wirth (2006) übrigens auch drei Deutsche - versuchten ihr Glück. Einem Sieg am Nächsten kam Bruno Junqueira, als er im Juni 2007, in der letzten ChampCar-Saison im belgischen Zolder, einen zweiten Platz herausfuhr.#w1#


Fotos: IndyCars in St. Petersburg


Zum IndyCar-Saisonauftakt 2009 stand Dale Coyne nun dicht vor einer handfesten Sensation, als Justin Wilson 13 Runden vor dem Ende in Front lag. Dies war bei weitem kein Zufall, denn Startplatz zwei und 52 Führungsrunden sprechen eine deutliche Sprache: Der rot-weiße Dallara mit der Startnummer 19 hatte Siegchancen, und nicht wenige im IndyCar-Paddock drückten ihm die Daumen.

Doch wie überraschend kam der letztlich dritte Platz wirklich? Ende Januar wurde die Verpflichtung des langjährigen Ganassi-Chefingenieurs Bill Pappas bekannt gegeben. "Mit Bill an Bord wollen wir nun die IndyCar-Leiter erklimmen, und uns um Podestplatzierungen und mehr bemühen", erklärte Dale Coyne damals. Spätestens seit St. Petersburg wird über diese Aussage niemand mehr lächeln.

Bitterer Beigeschmack

Justin Wilson Dale Coyne

Insgesamt 52 von 100 Runden lag Justin Wilson in St. Petersburg in Front Zoom

Damals erwartete man noch den langjährigen Piloten Junqueira im Cockpit, doch wenige Wochen später platzte die Bombe, als Dale Coyne Justin Wilson aus dem Hut zauberte. Der lange Brite erlebte als Nachfolger von Sébastien Bourdais 2008 ein schwieriges Jahr bei Newman/Haas/Lanigan (NHL), woran auch ein Sieg in Detroit nichts änderte.

NHL wiederum litt nach dem Tod von Paul Newman, der das zweite Auto über viele Jahre hinweg weitgehend aus seiner Privatschatulle finanzierte, unter massiven Finanzproblemen. Deren McDonalds-Gelder flossen ab sofort also in Richtung US-Boy Graham Rahal, Wilson stand ohne Cockpit da.

Wie schnell sich die Zeiten ändern: Wenige Monate später floss der Champagner auf dem Podium in Strömen, auch wenn Wilson von einem "süß-sauren Beigeschmack" sprach: "Den letzten Restart erwischten die beiden Autos hinter mir richtig gut, ich nicht. Ich bin enttäuscht, dass wir nicht gewinnen konnten. Aber unter diesem Umständen ist Platz drei ein tolles Resultat für Dale Coyne Racing."

Lob auch von Franchitti

Justin Wilson Dale Coyne

Justin Wilson erntete jede Menge Lob für seine beherzte Vorstellung Zoom

Lob kam aus vielen Ecken, auch von Seiten der IndyCar-Konkurrenz: "Justin hat sich seinen Hintern abgefahren", berichtete etwa Dario Franchitti, der in seinem grünen Ganassi-Dallara die ersten 32 Runden hinter Wilson festsaß. "Speziell im ersten Stint war er wirklich beeindruckend. Er ist ein verdammt guter Rennfahrer."

Ähnlich sah es auch der Teambesitzer Dale Coyne: "Justin drehte die meisten Führungsrunden und hatte das schnellste Auto. Ich hätte niemals gedacht, dass ich irgendwann einmal wegen eines Podiums enttäuscht sein würde, aber wir waren so dicht dran."

Am 12. April feiert die kleine Jane Wilson ihren ersten Geburtstag. Die Wilson-Familie wird diesen Festtag in der Region um St. Petersburg begehen. Nach einem langen und schweren Winter ein wohl verdienter Kurzurlaub für den Briten.