St. Petersburg 2015: Aufbruch in neue IndyCar-Ära

Mit dem Renndebüt der Aero-Kits von Chevrolet und Honda startet die IndyCar-Serie in St. Petersburg, Florida in ein neues Zeitalter - "Perfekter Ort für den Saisonauftakt"

(Motorsport-Total.com) - Sieben lange Monate mussten sich die IndyCar-Fans in Geduld üben, um endlich wieder Rennbetrieb zu erleben. Am kommenden Wochenende hat die lange Wartezeit ein Ende. Mit dem Firestone Grand Prix of St. Petersburg startet die höchste US-Formelrennserie in ihre einmal mehr nur fünf Monate kurze Saison. Ursprünglich war das Auftaktrennen der Saison 2015 für den 8. März in Brasilia angesetzt, doch dieses Rennen wurde kurzerhand abgesagt.

Titel-Bild zur News: Will Power, Scott Dixon

In St. Petersburg, Florida beginnt am Wochenende die IndyCar-Saison 2015 Zoom

Es ist ein neues IndyCar-Zeitalter, das am Sonntag in den Straßen von St. Petersburg, Florida eingeläutet wird, denn erstmals kommen die vor wenigen Wochen vorgestellten Aero-Kits der beiden Hersteller Chevrolet und Honda im Rennbetrieb zum Einsatz. Bei diversen privaten Testfahrten und beim großen Zweitagestest vorige Woche im Barber Motorsports Park wurden die Kits von nahezu allen Piloten getestet.

Vier der insgesamt zehn Vollzeit-Teams setzen auf Triebwerke und Aero-Kits von Chevy: Penske, Ganassi, Carpenter/Fisher (CFH) und KV. Die übrigen sechs Teams vertrauen auf Honda: Andretti, Schmidt, Foyt, Rahal, Herta und Coyne. In Summe sind für den Saisonauftakt in St. Petersburg immerhin 24 IndyCars gemeldet - zwei mehr als vor Jahresfrist an gleicher Stelle.

Eines der Teams, das bei der Frage nach den Favoriten für den Sieg beim Saisonauftakt 2015 am häufigsten genannt wird, ist selbstredend Team Penske. Mit dem neuen Viergespann - Titelverteidiger Will Power, Vize-Champion Helio Castroneves, dem letztjährigen Gesamtvierten Juan Pablo Montoya und Neuzugang Simon Pagenaud, der die Saison 2014 im Team von Sam Schmidt auf Rang fünf abschloss - kann die Penske-Truppe auf dem Papier fast nur verlieren.


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Eine der spannendsten Fragen ist, wie gut das Quartett harmonieren wird. Zudem wird es interessant sein zu beobachten, ob Chevrolet den leichten Vorsprung der jüngsten Aero-Kit-Tests auch in den Straßen von St. Petersburg wird behaupten können. Der amtierende IndyCar-Champion Will Power jedenfalls kann es kaum erwarten. "St. Pete ist ein toller Ort für den Saisonauftakt, allein schon deshalb, weil es warm ist", bemerkt der Australier und offenbart: "Im Winter habe ich immer bei Kälte trainiert."

"Auch die Strecke hat es mir angetan", sagt Power über den 2,9 Kilometer langen Stadtkurs mit seinen 14 Kurven direkt am Hafen. Kein Wunder, in den Jahren 2010 bis 2013 stand der Penske-Pilot in St. Pete viermal in Folge auf der Pole-Position. 2010 und 2014 gewann er das Rennen. Gibt es am Wochenende erneut ein Power-Play an der Westküste Floridas? Oder macht ihm einer seiner drei Penske-Teamkollegen oder aber einer der ebenfalls auf Chevy vertrauenden Ganassi-Piloten einen Strich durch die Rechnung? Das Team von Chip Ganassi setzt in St. Pete ebenfalls vier Autos ein. Neben Scott Dixon, Tony Kanaan und Charlie Kimball greift Youngster Sage Karam ins Lenkrad.

Gelingt Simona de Silvestro die große Überraschung?

Die Honda-Fraktion wird auf dem Papier von Andretti Autosport angeführt. Neben den drei Stammfahrern Ryan Hunter-Reay, Marco Andretti und Carlos Munoz sitzt beim Saisonauftakt auch Simona de Silvestro für das Andretti-Team im Cockpit. Die 26-jährige Schweizerin ist am Steuer des vierten Andretti-Honda (Startnummer 25) zunächst nur für St. Pete bestätigt, will sich mit einer guten Leistung am Wochenende aber für weitere Einsätze empfehlen.

De Silvestros Erinnerungen an St. Petersburg sind durchaus positiv. Im Jahr 2011 wurde sie für HVM Racing starke Vierte. Zwei Jahre später, bei ihrem bisher letzten Auftritt auf dieser Strecke, kam sie für KV Racing auf Platz sechs ins Ziel. "Ich habe hier noch ein paar offene Rechnungen zu begleichen", sagte de Silvestro anlässlich der Bestätigung ihres zunächst nur für ein Rennen festgezurrten IndyCar-Comebacks nach einem Jahr Pause.

Simona de Silvestro

Comeback: Simona de Silvestro fährt in St. Pete den vierten Andretti-Honda Zoom

Doch auch die Konkurrenz scharrt mit den Hufen. Für Takuma Sato, der im vergangenen Jahr auf der Pole stand, ist St. Petersburg genau wie für Vorjahressieger Will Power "nach dem langen und kalten Winter der perfekte Ort, um die Saison zu beginnen". Die Strecke selbst beschreibt der Japaner in Diensten von A.J. Foyt Enterprises als Herausforderung, nicht zuletzt deshalb, weil die Start/Ziel-Gerade nichts anderes als ein Teil des lokalen Flughafens (Albert Whitted Airport) ist. "Dort gibt es viel Platz, aber es ist auch ziemlich knifflig, denn auf den weißen Linien versetzen die Autos gern einmal", weiß Sato.

Neben den Teams von Michael Andretti und A.J. Foyt ruhen die Hoffnungen auf Top-Platzierungen im Honda-Lager vor allem auf der Truppe von Sam Schmidt. Dank Neuzugang James Hinchcliffe hat man den Abgang von Simon Pagenaud in Richtung Penske gut kompensieren können. James Jakes steuert in dieser Saison den zweiten Schmidt-Honda.

Ein weiterer Pilot aus dem Honda-Lager, der sich für den Saisonauftakt 2015 viel vorgenommen hat, ist Graham Rahal. Der Einzelkämpfer in Diensten von Rahal Letterman Lanigan Racing reiht sich nahtlos in die Liste der St.-Petersburg-Sympathisanten ein. "Die Atmosphäre ist toll. Das Rennen ist immer gut besucht und die Leute fiebern richtig mit. Für mich ist es ohnehin ein besonderer Ort, da ich dort meine erste Pole-Position und meinen ersten Sieg eingefahren habe", erinnert Rahal an die St.-Pete-Wochenenden 2008 (erster Sieg) und 2009 (erste Pole), bei denen er als damaliger Newman/Haas-Pilot einen starken Eindruck hinterließ.


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Bei der diesjährigen Auflage des IndyCar-Spektakels an der Westküste Floridas hat Graham Rahal, der nun im dritten Jahr für das Team seines Vaters Bobby Rahal antritt, Großes vor: "Hoffentlich kann ich einen weiteren Sieg einfahren", blickt der 26-Jährige voraus. Es wäre erst das zweite Mal, dass der Name Graham Rahal in einer IndyCar-Siegerliste auftaucht, denn seit St. Petersburg 2008 stand der Sohn des dreimaligen IndyCar-Champions Bobby Rahal zwar acht weitere Male auf dem Podest, aber nicht mehr ganz oben.

Die Grüne Flagge zum Firestone Grand Prix of St. Petersburg fällt am Sonntag gegen 21:30 Uhr MESZ. Die Zeitumstellung von MEZ auf MESZ erfolgt in der Nacht zuvor. Sport1 US überträgt den IndyCar-Saisonauftakt am Sonntag ab 21:00 Uhr MESZ live.


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Der Zeitplan für St. Petersburg (MEZ; ab Sonntag MESZ):

Freitag, 27. März:
17:30 Uhr: Erstes Freies Training
21:15 Uhr: Zweites Freies Training

Samstag, 28. März:
17:30 Uhr: Drittes Freies Training
21:15 Uhr: Qualifying

Sonntag, 29. März:
18:00 Uhr: Warmup
21:30 Uhr: Firestone Grand Prix of St. Petersburg (110 Runden; ab 21:00 Uhr live auf Sport1 US)

Die Meldeliste für St. Petersburg:

01. 1 Will Power (Penske-Chevrolet)
02. 2 Juan Pablo Montoya (Penske-Chevrolet)
03. 3 Helio Castroneves (Penske-Chevrolet)
04. 4 Stefano Coletti (KV-Chevrolet)
05. 5 James Hinchcliffe (Schmidt-Honda)
06. 7 James Jakes (Schmidt-Honda)
07. 8 Sage Karam (Ganassi-Chevrolet)
08. 9 Scott Dixon (Ganassi-Chevrolet)
09. 10 Tony Kanaan (Ganassi-Chevrolet)
10. 11 Sebastien Bourdais (KV-Chevrolet)
11. 14 Takuma Sato (Foyt-Honda)
12. 15 Graham Rahal (Rahal-Honda)
13. 18 Carlos Huertas (Coyne-Honda)
14. 19 Francesco Dracone (Coyne-Honda)
15. 20 Luca Filippi (CFH-Chevrolet)
16. 22 Simon Pagenaud (Penske-Chevrolet)
17. 25 Simona de Silvestro (Andretti-Honda)
18. 26 Carlos Munoz (Andretti-Honda)
19. 27 Marco Andretti (Andretti-Honda)
20. 28 Ryan Hunter-Reay (Andretti-Honda)
21. 41 Jack Hawksworth (Foyt-Honda)
22. 67 Josef Newgarden (CFH-Chevrolet)
23. 83 Charlie Kimball (Ganassi-Chevrolet)
24. 98 Gabby Chaves (Herta-Honda)

Alle St.-Petersburg-Sieger auf einen Blick:

2014: Will Power
2013: James Hinchcliffe
2012: Helio Castroneves
2011: Dario Franchitti
2010: Will Power
2009: Ryan Briscoe
2008: Graham Rahal
2007: Helio Castroneves
2006: Helio Castroneves
2005: Dan Wheldon
2003: Paul Tracy