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Scott McLaughlin: Penske schließt Indy-500-Sieg als Rookie nicht aus

Tim Cindric traut IndyCar-Rookie Scott McLaughlin als schnellstem Penske-Piloten des Indy-500-Qualifyings auch für das Rennen jede Menge zu - Er sich selbst auch

(Motorsport-Total.com) - Im zweiten Jahr hintereinander hat sich das erfolgsverwöhnte Penske-Team im Qualifying für die 500 Meilen von Indianapolis nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Einer der vier Piloten aber hat sich positiv hervorgetan.

Titel-Bild zur News: Scott McLaughlin

Supercars-Champion Scott McLaughlin steht vor seinem ersten Indy 500 Zoom

Denn während die IndyCar-Champions Josef Newgarden, Simon Pagenaud und Will Power für das Rennen am Sonntag nur die Startplätze 21, 26 und 32 an Land gezogen haben, ist ausgerechnet Rookie Scott McLaughlin mit seinem herausgefahrenen 17. Startplatz der am weitesten vorne startende Penske-Pilot. (Fotostrecke: Die komplette Startaufstellung zum 105. Indy 500)

Während sich McLaughlin bei seinem ersten Anlauf für eine Indy-500-Qualifikation auf Anhieb solide im Mittelfeld qualifiziert hat, musste sein erfahrener Teamkollege Will Power den Umweg über das Last-Row-Shootout gehen. In diesem hat der IndyCar-Champion von 2014 und Indy-500-Sieger von 2018 den Einzug ins 33-köpfige Starterfeld mit einem spektakulären Mauerkontakt auf seiner letzten Runde gerade so geschafft.

IndyCar-Rookie McLaughlin, der in den vergangenen drei Jahren jeweils den Titel in der australischen Supercars-Serie errungen hat, kam Anfang Mai bei seinem ersten Ovalrennen (Fort Worth) auf Anhieb als Zweiter ins Ziel. Für das Indy 500 traut ihm Penske-Teampräsident Tim Cindric sogar noch mehr zu.

"Ich glaube, Scott hat die besten Chancen, die jemals ein Rookie hier [beim Indy 500] hatte", sagt Cindric im Gespräch mit unserer englischsprachigen Schwesterplattform 'Motorsport.com' und fügt hinzu: "Er ist jemand, der schnell lernt. Allein schon die Qualifikation für das Rennen geschafft zu haben, ist der erste Schritt auf diesem Weg."

Tim Cindric

Penske-Teampräsident Tim Cindric zeigt sich von McLaughlins Entwicklung angetan Zoom

McLaughlin selbst nimmt sich ebenfalls viel vor. "Niemand setzt mich stärker unter Druck als ich selber. So war das bei mir schon immer", denkt der 27-jährige Neuseeländer an seine erfolgreichen Supercars-Jahre zurück, weiß aber gleichzeitig genau, dass das Indy 500 seine eigenen Gesetze hat und insbesondere für Neulinge eine immense Herausforderung darstellt.

"Ich sitze definitiv in einem Auto, das siegfähig ist. Ich muss aber noch an meinem Timing arbeiten. Ich versuche, so schnell wie möglich zu verinnerlichen, was es braucht, um diesen Berg zu bezwingen und im letzten Stint eine Rolle zu spielen", so McLaughlin und weiter: "Gleichzeitig glaube ich nicht, dass irgendwas unmöglich ist. Sollte sich gegen Ende die Möglichkeit bieten, werde ich sie ergreifen."

Wenngleich er es nicht direkt ausspricht, spielt McLaughlin damit auf einen möglichen Sieg als Rookie beim Indy 500 an. In der bis dato 104-jährigen Historie des legendären 500-Meilen-Rennens hat es erst zehnmal einen Rookie-Sieg gegeben.

Scott McLaughlin, Alexander Rossi

McLaughlin und Alexander Rossi, der bis dato letzte Rookie-Sieger beim Indy 500 Zoom

Der erste Indy-500-Sieger überhaupt - Ray Harroun im Jahr 1911 - gehört zwangsläufig zu dieser exklusiven Gruppe. In den vergangenen 60 Jahren aber haben es gerade mal vier Piloten geschafft, das Indy 500 als Rookie zu gewinnen. Der bislang letzte war Alexander Rossi im Jahr 2016. (Fotostrecke: Die 10 Rookie-Sieger in der Geschichte des Indy 500)

Das Penske-Team hat insgesamt 18 Indy-500-Siege auf dem Konto und ist damit der in dieser Hinsicht erfolgreichste Rennstall beim "Greatest Spectacle in Racing". Allerdings wurde "nur" einer von Penskes 18 Indy-500-Siegen von einem Rookie erzielt. Helio Castroneves war es, dem im Jahr 2001 genau das gelungen ist. Wird McLaughlin bei der diesjährigen Auflage des Rennens am Sonntag der nächste?

Einer, auf dessen Ratschläge McLaughlin schon seit Beginn seines noch jungen IndyCar-Abenteuers zählt, ist Rick Mears. Der langjährige Penske-Pilot und heutige Fahrercoach im Team ist einer von nur drei Fahrern, die das Indy 500 viermal gewonnen haben.

Zwei seiner vier Indy-500-Siege (1984 und 1988) sind Mears im gelben Pennzoil-Design gelungen. In diesem Jahr nun tritt McLaughlin mit dem legendären Design an. Mehr noch: Der Rookie verwendet auch das gleiche Helmdesign wie Mears damals.

"Rick in der Box zu haben, ist ein fantastischer moralischer Boost. Er ist so ein netter Kerl", lobt McLaughlin und charakterisiert den Kalifornier: "Als jemand, der im IndyCar-Sport alles gewonnen hat, steht er mir zur Seite und erklärt die Dinge auf eine einfach zu verstehende Weise. So hat er mir sogar Tipps gegeben, wie ich die Abstimmung verändern kann, um sicherzugehen, dass ich mich wohl fühle."

Scott McLaughlin, Rick Mears

McLaughlin mit IndyCar-Legende und Penske-Fahrercoach Rick Mears Zoom

Was aber ist der wertvollste Ratschlag, den McLaughlin im Rahmen der Trainingswoche zum Indy 500 von Mears erhalten hat? "Deinem Hintern zu vertrauen und das Auto zu spüren", sagt der Rookie ohne zu zögern. "Das ist buchstäblich der beste Tipp, den ich jemals bekommen habe. Wenn das Vertrauen [ins Auto] nicht da ist und sich etwas nicht richtig anfühlt, ist es besser, an die Box zu kommen und es mit einer anderen Abstimmung zu versuchen."

Nicht zuletzt dank der Tipps von Mears ist McLaughlin vor gut vier Wochen auf dem Texas Motor Speedway in Fort Worth bei seinem ersten Ovalrennen auf Anhieb auf den zweiten Platz gefahren. Um ein statistisch gesehen noch erfolgreicheres Ovaldebüt zu finden, muss man in der IndyCar-Historie fast 20 Jahre zurückgehen. In der CART-Saison 2003 war es Sebastien Bourdais, der auf dem EuroSpeedway Lausitz sein erstes Ovalrennen direkt gewonnen hat. Zwei Jahre zuvor, in Nazareth 2001, siegte Scott Dixon ebenfalls direkt bei seinem ersten Start in einem Oval.

Scott McLaughlin

Im Pennzoil-Gelb, mit dem McLaughlin fährt, holte Mears zwei seiner vier Indy-500-Siege Zoom

Heute ist Bourdais ein viermaliger IndyCar-Champion, Dixon ein sechsmaliger. McLaughlin befindet sich also in jeglicher Hinsicht in bester Gesellschaft. Und am Sonntag hat der junge Neuseeländer die Chance, sich in die exklusive Gruppe der bislang lediglich zehn Rookie-Sieger beim Indy 500 einzureihen.