• 05.07.2010 00:44

  • von Pete Fink

Power und Briscoe sorgen für Penske-Doppelsieg

Will Power und Ryan Briscoe bescherten Roger Penske in Watkins Glen einen Doppelsieg - Dario Franchitti Dritter, Dixon und Castroneves kollidieren

(Motorsport-Total.com) - Sechsmal in sechs IndyCar-Rennen holte Team Penske in Watkins Glen eine Pole-Position, doch ein Sieg glückte nie. Bis zum Sonntagabend. Dann bereitete Will Power dieser Pechsträhne ein Ende und gewann sein drittes Saisonrennen. Am US-amerikanischen Unabhängigkeitstag sorgte Ryan Briscoe für einen australischen Penske-Doppelsieg.

Titel-Bild zur News: Start Watkins Glen

Team Penske lag in Watkins Glen von Beginn an in Front

Der einzige ernsthafte Konkurrent, der die Penske-Party stören konnte, war IndyCar-Titelverteidiger Dario Franchitti (Ganassi), der die Zielflagge als Dritter sah. Mit Raphael Matos (de Ferran/Dragon), Mario Moraes (KV) und Dan Wheldon (Panther) belegten mit Respektabstand drei Außenseiter die Plätze vier, fünf und sechs.#w1#

Der Grund für deren Top-Resultate war ein frühes Scharmützel zwischen Scott Dixon (Ganassi; 8.) und Helio Castroneves (Penske; 9.). Während Polesitter Power beim Start einen Angriff seitens Briscoe abwehren konnte, kam Castroneves als Dritter früh unter Druck durch das Ganassi-Duo Franchitti und Dixon. Das sollte Folgen haben.


Fotos: IndyCars in Watkins Glen


Der Schotte überholte Castroneves in Runde fünf, einen Umlauf später wollte Dixon ausgangs der S-Kombination das Gleiche versuchen. Es kam zu einem Kontakt, bei dem ein Frontflügel (Dixon) und ein Hinterreifen (Castroneves) daran glauben mussten. Beide Piloten waren gezwungen, einen Reparaturstopp einlegen und kämpften in der Folge auf einer völlig anderen Sprit-Strategie.

Dixon und Castroneves im Strategiezwang

Takuma Sato (KV) fuhr sich im ersten Rennviertel bis auf Platz vier nach vorne, fiel später jedoch weit zurück. Der Japaner verlor an der Box und bei den Restarts viele Positionen. Am Ende musste er noch einmal zum Sprit fassen und landete - einmal mehr unter Wert geschlagen - nur auf Platz 15. Ein nahezu identisches Schicksal traf Paul Tracy (Dreyer and Reinbold; 14.) und IndyCar-Debütant Adam Carroll (Andretti; 16.)

Dan Wheldon

Trotz Dreher: Dan Wheldon bot am Sonntagabend eine starke Vorstellung Zoom

In Runde 17 kam es zu einer ersten Gelbphase, als Dale-Coyne-Pilot Alex Lloyd im Hinterfeld den Panther-Dallara von Wheldon umdrehte. Lloyd musste später mit Lenkungsproblemen aufgeben, während sein britischer Landsmann in der Folge von ganz hinten zu einer beeindruckenden Aufholjagd ansetzte.

Natürlich mussten Dixon und Castroneves in dieser Situation pokern und fuhren nicht an die Tankstelle. Power, Briscoe und Franchitti wiederum lagen beim Restart nun nicht mehr an der Spitze, was für den Schotten Folgen hatte: Er verlor auf dem Weg in Turn 1 eine Position an Raphael Matos. Der Brasilianer in Diensten von Gil de Ferran und Jay Penske bot - ohne Telemetrie - eine starke Vorstellung und hielt Franchitti zunächst auf Distanz.

Unfall von de Silvestro

Dixon und Castroneves bogen schließlich in Runde 28 zum Tanken ab. Zehn Umläufe später unternahm die Penske-Doppelspitze Power und Briscoe gleiches und die Ereignisse überschlugen sich. Die Briscoe-Crew fertigte die Startnummer sechs extrem schnell ab, was in der Boxengasse zu einem Führungswechsel führte.

Raphael Matos

Ein fehlerloser Raphael Matos fuhr auf dem "Glen" zu Position vier Zoom

Franchitti blieb eine Runde länger auf der Strecke. Just in dem Moment, als der Schotte in seiner Box stand, crashte Simona de Silvestro ihren HVM-Dallara in Turn 7. "Es war mein Fehler", gab die 21-jährige Schweizerin zu. "Wir waren auf neuen Reifen unterwegs. Ich habe versucht schneller zu fahren und ich habe es vermasselt."

An der Spitze gingen Briscoe und Power hauchdünn an dem frisch abgefertigten Franchitti vorbei, der seinerseits jedoch Matos überholen konnte. Die Pechvögel Dixon und Castroneves hatten keine andere Wahl, als diese Gelbphase ebenfalls zu ihrem letzten Stopp zu nutzen und fielen ins Mittelfeld zurück.

Hinter dem Spitzenquartett tauchte nun plötzlich Dan Wheldon auf Platz fünf auf, der parallel mit Franchitti beim Tanken war. Mario Moraes (KV), der ebenfalls ein starkes Rennen fuhr, war Sechster vor einem Andretti-Trio bestehend aus Tony Kanaan, Marco Andretti und Ryan Hunter-Reay.

Drei Überholmanöver entscheiden den "Glen"

Doch Polesitter Power hatte nicht vor, sich von Landsmann Briscoe schlagen zu lassen: Nach dem Restart in Runde 43 nahm der Australier ausgangs der S-Kombination massiv an Fahrt auf und zog auf der Gegengerade an seinem Penske-Teamkollegen vorbei. Vier Runden später glückte Franchitti ein ganz ähnliches Manöver gegen Briscoe.

Will Power

Tabellenführer Will Power (Penske) holte sich seinen dritten Saisonsieg Zoom

Dieses Trio setzte sich in der Folge klar vom Rest des Feldes ab. Aber es gab zwei Probleme: Reifen- und Spritmanagement. Ersteres sollte Franchitti zum Verhängnis werden, denn zunächst machte sich der Ganassi-Pilot auf die Verfolgung von Spitzenreiter Power. Der war jedoch immer in der Lage, die Franchitti-Zeiten zu kontern, wobei der Schotte seine Reifen überfuhr. Die Quittung kam eingangs der letzten Runde: Briscoe hatte massiv an Boden gut gemacht und kassierte Franchitti auf der Start-/Zielgeraden.

"Ich habe einfach zu hart gepusht", gab der Ganassi-Pilot im Anschluss zu, während Briscoe dahinter natürlich mitbekam, "dass Dario in Problemen steckte. Meine Reifen haben glücklicherweise länger gehalten." Beide hatten letztlich keine Chance gegen einen jubelnden Sieger Power: "Es war zwar eng, aber ich hatte alles unter Kontrolle." Seine Schilderung des entscheidenden Überholmanövers gegen Briscoe: "Ich wusste, dass der Restart meine beste Chance war. Also habe ich alles riskiert. Ich hasse es, wenn ich die Pole hole und dann nicht gewinne."

Andretti-Team ohne Chance

Für Matos war es nach dem Auftaktrennen von Sao Paulo bereits der zweite vierte Platz dieser Saison, Moraes lieferte seine bislang beste Leistung des Jahres ab. Wheldons Aufholjagd zu Rang sechs begründete der Brite mit den weicheren Reds: "Als diese am Auto waren, konnte ich plötzlich durch das Feld pflügen."

Watkins Glen Podium 2010

Ryan Briscoe, Will Power und Dario Franchitti auf dem IndyCar-Podium Zoom

Bester Andretti-Pilot war Hunter-Reay als Siebter. Der frisch bis zum Saisonende verpflichtete US-Amerikaner vermasselte sich ein besseres Resultat, als er bei seinem ersten Stopp das Auto abwürgte: "Platz vier wäre möglich gewesen." Tony Kanaan lag ebenfalls auf Kurs zu einem Top-10-Resultat, musste eine Runde vor dem Ende jedoch noch einmal Sprit fassen und fiel bis auf Position 21 zurück. Danica Patrick (20.) blieb einmal mehr farblos.

Alter und neuer IndyCar-Tabellenführer ist natürlich Will Power, der nun 32 Punkte Vorsprung auf Dario Franchitti besitzt. Scott Dixon, Ryan Briscoe und Helio Castroneves folgen auf den Plätzen. In zwei Wochen gastieren die IndyCars auf dem Stadtkurs im kanadischen Toronto.