• 15.04.2010 13:02

  • von Pete Fink

Long Beach: 25 IndyCars im "Monaco der USA"

Das so prestigeträchtige US-Flagschiff Long Beach steht am Wochenende an: Können Ganassi und Co. Team Penske ein Schnippchen schlagen?

(Motorsport-Total.com) - Der Toyota Grand Prix von Long Beach ist neben den 500 Meilen von Indianapolis das zweite wirklich bedeutende Top-Event im US-amerikanischen Formelsport. Aus gutem Grund: Long Beach ist schlicht und ergreifend ein Rennen mit Kultstatus und einem Flair, das ein weltweites Interesse auch weit über die Grenzen Südkaliforniens hinaus hervorbrachte.

Titel-Bild zur News:

In Long Beach sollten die zahlreichen Fans die Sonnencreme nicht vergessen

Auf den Straßen rund um das Convention Center am Hafen von Long Beach, und in Sichtweite der Queen Mary, versammeln sich an allen drei Tagen nicht selten über 300.000 Zuschauer, unter denen sich auch gerne der eine oder andere Prominente aus dem nahe gelegenen Los Angeles ein Stelldichein in der Startaufstellung gibt. Das "Monaco der USA" eben.#w1#

Oder anders formuliert: "Long Beach ist eine riesige Motorsportparty", weiß Graham Rahal. "Die Atmosphäre in der Stadt ist unglaublich und das ist der Grund, warum das Rennen so populär geworden ist." In der Tat: Long Beach war ein Grund, warum die über ein Jahrzehnt anhaltende Fehde zwischen CART und der IRL überhaupt so lange andauern konnte. Denn was für die IRL das Indy 500 war, war für Kevin Kalkhoven und Co. Long Beach: das absolute ChampCar-Flagschiff.

Nun ist die US-Formelszene wiedervereinigt, was Al Unser Jr., mit sechs Long-Beach-Erfolgen nach wie vor einsamer Rekordmann, beim ersten gemeinsamen Rennen 2009 wie folgt kommentierte: "Ich freue mich ganz besonders darauf, in den Straßen von Long Beach wieder die IndyCars sehen zu dürfen, die später auch das Indy 500 fahren werden. So war es zu meiner Zeit in den 1980er und 1990er Jahren."

Penske oder doch Ganassi?

Champus-Dusche: Dario Franchitti jubelt über seinen Long-Beach-Sieg 2009 Zoom

Der erste gemeinsame Polesitter hieß 2009 Will Power (Penske), das Rennen gewann Dario Franchitti (Ganassi), der 51 von insgesamt 85 Runden in Front lag. Zwei perfekt getimte Boxenstopps halfen dem Schotten dabei, sich den ersten Punktesieg nach seiner Rückkehr aus der NASCAR zu sichern. Es war der erste von insgesamt fünf Franchitti-Erfolgen auf dem Weg zu seinem zweiten IndyCar-Titel.

Das Ganassi-Team weist in Long Beach übrigens eine statistische Besonderheit auf: Fünfmal (1996, 1997, 1998, 1999 und 2009) stand ein roter Target-Bolide in der Victory Lane. In allen fünf Fällen (Jimmy Vasser, zweimal Alex Zanardi, Juan Pablo Montoya und zuletzt eben Franchitti) gewann der Long-Beach-Sieger später auch den Titel.

Doch natürlich gilt es am Wochenende für alle, das bislang so überzeugende Penske-Team zu schlagen. "Klar fahre ich nach Long Beach mit dem Ziel, dieses Rennen zu gewinnen", erklärt etwa Doppelsieger und IndyCar-Tabellenführer Will Power. "Aber es wird schwer und daher konzentriere ich mich darauf, so viele Punkte wie möglich zu sammeln, um meine Tabellenführung zu verteidigen."

Für seinen Teamkollegen Helio Castroneves ist das Long-Beach-Wochenende etwas ganz besonderes. Im Vorjahr tauchte der Brasilianer völlig überraschend in Südkalifornien auf, nachdem wenige Stunden zuvor sein Steuerprozess erfolgreich zu Ende ging. "Ich musste 2009 ein Rennen auslassen und kam in Long Beach zurück. In diesem Jahr komme ich mit einem Sieg in der Tasche hierher. Wir sind alle megamäßig aufgeregt und für die Fans wird es eine großartige Show werden."

Was machen Andretti und Wilson?

Penske-Pressekonferenz 2009: Helio Castroneves kehrt in die IRL zurück Zoom

Castroneves gewann am vergangenen Wochenende auf dem Barber Motorsports Park, wo auch Marco Andretti ein kräftiges Lebenszeichen von sich gab. Ist das Andretti-Team in Long Beach in der Lage, die beiden großen IndyCar-Platzhirsche Penske und Ganassi zu ärgern? "Wir schnuppern am Sieg und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir auch hier wieder alle Puzzlestücke zusammenbringen können", deutet Andretti vielsagend an.

Sein Andretti-Teamkollege und IndyCar-Routinier Tony Kanaan ist nach drei Plätzen im vorderen IndyCar-Mittelfeld nicht zufrieden mit seinem bisherigen Saisonverlauf 2010. Also hat der Brasilianer in Long Beach Großes vor: "Wir sind eigentlich viel besser als es die ersten drei Resultate gezeigt haben", weiß Kanaan.

Doch auch neben den großen Drei rührt sich etwas. Justin Wilson und Mike Conway (Dreyer and Reinbold) sind vielleicht die aussichtsreichsten Außenseiter im Feld. Wilson ist in Long Beach traditionell sauschnell und sein britischer Landsmann Conway stand vor Wochenfrist in Alabama in Reihe eins. "Wir können beide richtig schnell sein und wir werden beide die erste Startreihe angreifen", kündigt Wilson an.

Seit dem Long-Beach-Debüt 1975 gab es insgesamt neun Streckenvarianten. Das aktuelle Layout mit 1.97 Meilen oder 3.17 Kilometern und elf Kurven existiert seit dem Jahr 2000. Die wohl spektakulärste Stelle ist die enge Haarnadelkurve am Ende einer Runde, die in der Vergangenheit für unzählige Turbulenzen gesorgt hat. Von dort aus beschleunigen die IndyCar-Boliden aus dem ersten Gang die Uferlinie entlang auf über 300 Stundenkilometer.

Rennstart ist am Sonntagabend um 22:15 Uhr MESZ, die Qualifikation findet am Samstagabend ab 23:10 Uhr MESZ statt.

Die Meldeliste für Long Beach:

01. 2 Raphael Matos (de Ferran/Luczo Dragon)
02. 3 Helio Castroneves (Team Penske)
03. 4 Dan Wheldon (Panther Racing)
04. 5 Takuma Sato (KV Racing)
05. 6 Ryan Briscoe (Team Penske)
06. 7 Danica Patrick (Andretti Autosport)
07. 8 Ernesto Viso (KV Racing)
08. 9 Scott Dixon (Chip Ganassi Racing)
09. 10 Dario Franchitti (Chip Ganassi Racing)
10. 11 Tony Kanaan (Andretti Autosport)
11. 12 Will Power (Team Penske)
12. 14 Vitor Meira (A.J. Foyt Racing)
13. 18 Milka Duno (Dale Coyne Racing)
14. 19 Alex Lloyd (Dale Coyne Racing)
15. 22 Justin Wilson (Dreyer and Reinbold Racing)
16. 24 Mike Conway (Dreyer and Reinbold Racing
17. 26 Marco Andretti (Andretti Autosport)
18. 32 Mario Moraes (KV Racing)
19. 34 Mario Romancini (Conquest Racing)
20. 36 Bertrand Baguette (Conquest Racing)
21. 37 Ryan Hunter-Reay (Andretti Autosport)
22. 67 Graham Rahal (Sarah Fisher Racing)
23. 77 Alex Tagliani (FAZZT Race Team)
24. 78 Simona de Silvestro (HVM Racing)
25. 06 Hideki Mutoh (Newman/Haas/Lanigan Racing)

Alle Long-Beach-Sieger auf einen Blick:

2009: Dario Franchitti
2008: Will Power
2007: Sébastien Bourdais
2006: Sébastien Bourdais
2005: Sébastien Bourdais
2004: Paul Tracy
2003: Paul Tracy
2002: Michael Andretti
2001: Helio Castroneves
2000: Paul Tracy
1999: Juan Pablo Montoya
1998: Alex Zanardi
1997: Alex Zanardi
1996: Jimmy Vasser
1995: Al Unser Jr.
1994: Al Unser Jr.
1993: Paul Tracy
1992: Danny Sullivan
1991: Al Unser Jr.
1990: Al Unser Jr.
1989: Al Unser Jr.
1988: Al Unser Jr.
1987: Mario Andretti
1986: Michael Andretti
1985: Mario Andretti
1984: Mario Andretti
1983: John Watson (Formel 1)
1982: Niki Lauda (Formel 1)
1981: Alan Jones (Formel 1)
1980: Nelson Piquet (Formel 1)
1979: Gilles Villeneuve (Formel 1)
1978: Carlos Reutemann (Formel 1)
1977: Mario Andretti (Formel 1)
1976: Clay Regazzoni (Formel 1)
1975: Brian Redman (Formel 5000)