IndyCar St. Louis: Scott Dixon beendet Newgardens Oval-Siegesserie

Mit zweitem Sieg in Folge hält Scott Dixon den IndyCar-Titelkampf gegen Alex Palou offen - Josef Newgardens Oval-Siegesserie reißt und er ist aus Titelkampf raus

(Motorsport-Total.com) - Das letzte Ovalrennen der IndyCar-Saison 2023, ausgetragen am Sonntag im Gateway Motorsports Park in St. Louis, wurde von Scott Dixon (Ganassi-Honda) gewonnen.

Titel-Bild zur News: Scott Dixon

Zweiter Saisonsieg hintereinander für Scott Dixon (Ganassi-Honda) Zoom

Es war einmal mehr eine taktische Meisterleistung des sechsmaligen IndyCar-Champions und seiner Crew. Mit seinem zweiten Sieg in Folge hat Dixon den Kampf um den IndyCar-Titel 2023 gegen Teamkollege Alex Palou für mindestens eine weitere Woche offengehalten. (Fotos: IndyCar im Gateway Motorsports Park in St. Louis)

Nachdem Penske-Pilot Josef Newgarden in der ersten Rennhälfte klar auf Kurs gelegen hatte, alle fünf Ovalrennen der Saison zu gewinnen, wendete sich das Blatt bei Halbzeit der Distanz.

Newgarden kam nach einem späten Mauerkontakt nicht ins Ziel. Damit hat er nicht nur das historische Oval-Kunststück verpasst, sondern damit ist beim drittletzten Saisonrennen auch seine letzte kleine Chance auf den diesjährigen Titelgewinn. (Ergebnis: IndyCar im Gateway Motorsports Park in St. Louis)

Für Scott Dixon ist es der 55. Sieg seiner IndyCar-Karriere. Den fuhr er erzielte er am Sonntag nach einer Gridstrafe vom 16. Startplatz kommend mit so wenig eingelegten Boxenstopps wie kein anderer im Feld. Danach hatte es in der ersten Rennhälfte aber nicht ausgesehen.

Scott McLaughlin auf Pole, aber mit Gridstrafe

Das Qualifying fand wetterbedingt erst am Sonntagvormittag, vier Stunden vor dem Rennen, statt. Im Einzelzeitfahren über zwei zusammenhängende Runden eroberte Scott McLaughlin (Penske-Chevrolet) die Pole.

Für McLaughlin, den im dritten Jahr in der IndyCar-Serie fahrenden dreimaligen Champion der Australischen Supercars-Serie, war es die erste Oval-Pole. Von der durfte er aber nicht starten. Denn weil er einer von sechs Piloten im Feld war, in dessen Auto an diesem Wochenende der Motor gewechselt wurde, wurde McLaughlin vom ersten auf den zehnten Startplatz zurückversetzt.

Die anderen fünf Fahrer, die ebenfalls eine Gridstrafe von neun Positionen kassierten: Tabellenführer Alex Palou (Ganassi-Honda; P5 im Qualifying), Scott Dixon (Ganassi-Honda; P7 im Qualifying), Takuma Sato (Ganassi-Honda; P8 im Qualifying), Kyle Kirkwood (Andretti-Honda; P13 im Qualifying) und Agustin Canapino (Juncos-Chevrolet; P21 im Qualifying).

Oval-Premiere für zweite Reifenmischung

Unter Berücksichtigung der Gridstrafen lautete die Ausgangslage für das Rennen: Tabellenführer Alex Palou startete nur von P14 und der Tabellenzweite Scott Dixon gar nur von P16, wohingegen der Tabellendritte Josef Newgarden (Penske-Chevrolet; P2 im Qualifying) den besten Startplatz erbte und das Feld beim Start anführte.

St. Louis 2023 war das erste Ovalrennen der IndyCar-Serie, bei dem eine zweite Reifenmischung zum Einsatz kam. Diese Variable mit vorgeschriebener Nutzung beider Mischungen im Rennen kannte man bislang nur von den Rennen auf permanenten Rundstrecken und auf Stadtkursen.

Im ersten Stint des Rennens auf dem Gateway-Oval aber mussten (genau wie im Qualifying wenige Stunden zuvor) laut Vorgabe alle 28 Teilnehmer mit der harten Reifenmischung (Blacks) starten. Die weiche Reifenmischung (Reds) durfte frühestens beim ersten Boxenstopp aufgezogen werden. Besonders groß war der Performance-Unterschied zwischen den beiden Mischungen laut Aussagen der Piloten aber nicht.

Josef Newgarden bestimmt die erste Rennhälfte

Der erste Versuch eines Starts ging gleich mal schief - beileibe zum ersten Mal in St. Louis. Während die Spitzengruppe sauber in die Gänge kam, fuhr der vom letzten Startplatz losgefahrene Ed Carpenter (Carpenter-Chevrolet) vor Kurve 1 ins Heck des Foyt-Chevrolet von Benjamin Pedersen und schickte ihn in einen Dreher, der in der Mauer endete.

Im zweiten Anlauf klappte es. Josef Newgarden führte das nur noch 27-köpfige Feld vor Colton Herta (Andretti-Honda) in den Fahrbetrieb bei Renntempo. In zweiter Reihe wurde Patricio O'Ward (McLaren-Chevrolet) sofort überholt von David Malukas (Coyne-Honda) und von Felix Rosenqvist (McLaren-Chevrolet).

Der erste Stint, den alle mit den harten Reifen absolvieren mussten, war geprägt von Single-File-Racing. Überholmanöver gab es nur ganz wenige. Der erste Durchgang Boxenstopps wurde um die 60. von 260 Runden herum eingelegt. Alex Palou - Spitzenreiter in der Gesamtwertung - und Josef Newgarden - Spitzenreiter im Rennen - gehörten zu denjenigen, die für den zweiten Stint direkt die weichen Reifen aufziehen ließen.

Auch mit den Reds gab Newgarden das Tempo vor. Hinter ihm gab es im zweiten Stint eine Positionsverschiebung, indem O'Ward an Herta vorbeiging und damit die Rolle des ersten Verfolgers übernahm. Tatsächlich war O'Ward (ebenfalls weich bereift) der einzige, der in diesem Stint einigermaßen mit Newgarden mithalten konnte.

Scott Dixon fährt sich mit weichen Reifen in Führung

Fast alle der weich Bereiften kamen 15 bis 20 Runden früher zum zweiten Boxenstopp als die hart bereiften Konkurrenten. Der einzige, dem es gelang, mit den Reds so lange draußen zu bleiben wie die Konkurrenz mit den Blacks, war Scott Dixon. Für ein paar Runden übernahm der Ganassi-Routinier die Führung im Rennen. Ganz nebenbei fuhr er auch noch spritsparend.

Und noch bevor Dixon zum zweiten Mal an der Box war, brachte einer seiner Ganassi-Teamkollegen, nämlich Takuma Sato, mit einem Crash eingangs der Gegengerade die zweite Gelbphase. Bis dahin hatte es abgesehen vom Startcrash für 120 Runden keinen Zwischenfall gegeben.


IndyCar 2023: St. Louis

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Dixon war aber nicht der einzige, der die von Sato ausgelöste Gelbphase zum Boxenstopp nutzte. Während er seinen zweiten Stopp einlegte, fuhren Josef Newgarden, Patricio O'Ward und einige andere zeitgleich zum bereits dritten Routinestopp vor. Der Vorteil, den Dixon aufgrund seinen langen zweiten Stints nun aber hatte: Für ihn lag es im Bereich des Möglichen, die Distanz mit einem Boxenstopp weniger zurückzulegen.

Beim Restart, der die zweite Rennhälfte einläutete, führte Dixon vor Newgarden und O'Ward. Während es zwischen Newgarden und O'Ward eine leichte Berührung gab, meldeten Alexander Rossi (McLaren-Chevrolet) und der von P10 gestartete Scott McLaughlin Ansprüche an, die Top 3 zu entern. Kurz darauf allerdings wurde McLaughlin von David Malukas kassiert und fiel zunächst aus den Top 5 wieder heraus.

Dixon mit spritsparender Fahrweise auf Siegkurs

Mit mehr Grip auf der Strecke wurde das Racing lebhafter. So gab es unter anderem ein spannendes Duell Seite an Seite zwischen Colton Herta und Alex Palou. Allerdings ging es dabei nur um die zehnte Position. Herta war aus der ersten Reihe gestartet, mit zunehmender Renndauer aber immer weiter zurückgefallen. Palou kam aufgrund seiner Gridstrafe von P14 und tat sich lange Zeit recht schwer, Akzente zu setzen.

Ganz vorne tat sich indes auch Josef Newgarden schwer, Scott Dixon von der Spitzenposition zu verdrängen. Auf der Strecke gelang ihm das im gesamten dritten Stint nicht. Denn auch diesen Stint gestaltete Dixon mit spritsparender Fahrweise wieder deutlich länger als es seine Verfolger konnten. Als der Ganassi-Routinier erst in der 195. der 260 Runden zum Service kam, war klar, dass er von da an bis ins Ziel durchfahren wollte.

Newgarden kracht in die Mauer - Letzte Titelchance weg

Derweil hatten Josef Newgarden und Patricio O'Ward in ihrem Duell die Plätze getauscht. Somit war es O'Ward, der kurz vor der 200-Runden-Marke die Führung im Rennen übernahm. Es war aber klar, dass er ebenso noch einen Boxenstopp zum Tanken einlegen würde müssen wie Newgarden und die weiteren Verfolger - mit Ausnahme von Dixon.

49 Runden vor Schluss lösten sich Josef Newgardens Hoffnungen, alle Ovalrennen der Saison zu gewinnen, in Staub auf. In Turn 2 geriet er auf die schmutzige Außenbahn und streifte die Mauer. Der Kontakt war heftig genug, um noch einmal die Box aufsuchen zu müssen. Dort gaben Newgarden und seine Penske-Crew schließlich auf. Im Rennergebnis wurde der viermalige Saisonsieger auf P25 gewertet.

An der Spitze des Feldes hatte Scott Dixon nach dem Crash von Newgarden vorübergehend dessen Penske-Teamkollege Will Power im Nacken. Der Australier war vom achten Startplatz ins Rennen gegangen und lange Zeit unauffällig geblieben. Nach einem späten letzten Tankstopp wurde es aber auch für ihn nichts mit einer Top-Platzierung.

Im Gegensatz dazu gelang es Dixon, auch den letzten Stint bis zum Schluss souverän zu kontrollieren. Mit nur drei Boxenstopps fuhr der sechsmalige IndyCar-Champion einen weiteren Sieg nach Hause und hat damit die Entscheidung im Kampf um den IndyCar-Titel 2023 für mindestens eine weitere Woche offengehalten.

Zweiter hinter Dixon wurde Patricio O'Ward. Auf dem dritten Platz kam David Malukas ins Ziel und fuhr damit wie schon im Vorjahr erneut in St. Louis. auf das Podium. Nachdem er vorübergehend hinter Scott McLaughlin zurückgefallen war, kam Malukas nicht nur am Penske-Piloten, sondern auch an McLaren-Pilot Alexander Rossi vorbei.

Rossi belegte den vierten Platz. Scott McLaughlin, der Schnellste des Qualifyings, beendete seinen Vorwärtsdrang aus der fünften Startreihe kommende letztlich auf dem fünften Platz. Tabellenführer Alex Palou belegte P7 hinter Colton Herta. Die Top 10 hinter Palou machten Felix Rosenqvist, Will Power und Marcus Ericsson komplett.

Ericssons Ganassi Crew hatte vor dem Rennen eine Nachtschicht einlegen müssen. Grund war in seinem Fall kein Motorwechsel, sondern ein Wechsel des Chassis. Grund dafür wiederum war der unglückliche Zwischenfall mit Penske-Pilot Will Power im Freien Training am Samstagabend. Das Ergebnis der ungeplanten Nachtschicht: Am Sonntag sah Ericssons Auto dem von Teamkollege Alex Palou sehr ähnlich. Im Endergebnis trennten die beiden blau/weißen Ganassi-Boliden letztlich drei Positionen.

Schlussspurt der Saison auf zwei Rundkursen

In der IndyCar-Gesamtwertung 2023 gibt es nach Josef Newgardens Ausfall jetzt nur noch zwei Kandidaten, die für den Titelgewinn in Frage kommen. Alex Palou ist weiterhin der Tabellenführer, hat aber 27 Punkte auf Verfolger Scott Dixon eingebüßt und geht mit einem Vorsprung von 74 Punkten auf seinen Teamkollegen in die letzten zwei Saisonrennen.

Zu Ende geht die IndyCar-Saison 2023 an den kommenden beiden Sonntagen mit zwei Rundkurs-Rennen an der US-Westküste. Am 3. September wird auf dem Portland International Raceway im Bundesstaat Oregon gefahren. Am 10. September findet das Saisonfinale zum vorerst letzten Mal auf dem Laguna Seca Raceway im Bundesstaat Kalifornien statt.

Für die IndyCar-Saison 2024, deren Rennkalender noch auf sich warten lässt, steht fest, dass das Finale auf dem neu konfigurierten Stadtkurs in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee über die Bühne gehen wird.