IndyCar-Finale 2023 Laguna Seca: Scott Dixon siegt nach reichlich Chaos

Ausgesprochen turbulentes letztes IndyCar-Rennen 2023 auf neuem Laguna-Seca-Asphalt - Scott Dixon siegt trotz Strafe vor Scott McLaughlin mit drittem Frontflügel

(Motorsport-Total.com) - Das letzte Rennen der IndyCar-Saison 2023 war am Sonntag auf dem rundum frisch asphaltierten Laguna Seca Raceway in Monterey (Kalifornien) ein ausgesprochen turbulentes und chaotisches.

Titel-Bild zur News: Scott Dixon

Scott Dixon (Ganassi-Honda) hat seinen ersten Laguna-Seca-Sieg eingefahren Zoom

Als nach 95 Runden abgerechnet wurde, hatte Scott Dixon (Ganassi-Honda) trotz einer frühen Durchfahrtsstrafe seinen dritten Saisonsieg in der Tasche. Damit hat der sechsmalige IndyCar-Champion zum ersten Mal in seiner Karriere auf dem Laguna-Seca-Kurs triumphiert. (Fotos: IndyCar-Finale auf dem Laguna Seca Raceway)

In der Punktewertung der IndyCar-Saison 2023 nutzt Dixon sein dritter Sieg aus den letzten vier Rennen aber nichts mehr. Hier nämlich stand er schon vor dem Start des Finalrennens als Vizechampion fest, während sein Ganassi-Teamkollege Alex Palou seinerseits schon beim Start des Rennens als Champion feststand. Die Titelentscheidung war vor einer Woche in Portland mit Palous fünftem Saisonsieg gefallen.

Im Rennergebnis des Laguna-Seca-Rennens schloss Champion Alex Palou nach langer Führung "nur" auf P3 ab. Den zweiten Platz zwischen den beiden Ganassi-Stars belegte Scott McLaughlin (Penske-Chevrolet), der sich im Rennen gleich zweimal einen neuen Frontflügel abholen musste. (Ergebnis: IndyCar-Finale auf dem Laguna Seca Raceway)

Der Reihe nach: Felix Rosenqvist, für den es das letzte Rennen in McLaren-Diensten war, startete dank Qualifying-Bestzeit von der Pole. Bemerkenswert: Damit hat es in der IndyCar-Saison 2023 unterm Strich acht Piloten mit zwei Poles und einen mit einer Pole gegeben.

Chaotischer Start in chaotisches Saisonfinale

Der Start zum Saisonfinale ging gründlich schief. Schon unmittelbar vor dem Schwenken der grünen Flagge herrschte reichlich Durcheinander im Feld. Trotzdem wurde der Start freigegeben. In der Andretti-Haarnadel (Kurve 2) wurde der neben Polesetter Felix Rosenqvist aus der ersten Reihe gestartete Penske-Pilot Scott McLaughlin von Christian Lundgaard (Rahal-Honda) erwischt. Dahinter aber krachte es richtig.

Marcus Armstrong (Ganassi-Honda), für den es um den Gewinn der Rookie-Wertung ging, kollidierte mit Graham Rahal (Rahal-Honda), dessen Auto dabei in das seines Teamkollegen Jüri Vips gedreht wurde. Mitgerissen wurde Josef Newgarden (Penske-Chevrolet). Rahal, Vips und Newgarden strandeten im Kiesbett, wohingegen McLaughlin seine Fahrt ohne Rundenverlust fortsetzen konnte.

Beim ersten Restart führte Felix Rosenqvist vor dem seit einer Woche als IndyCar-Champion 2023 feststehenden Ganassi-Piloten Alex Palou und dessen Vorgänger als Champion: Penske-Pilot Will Power. Am Ende dieser Runde aber attackierte Palou Rosenqvist in der letzten Kurve und übernahm die Führung. Auch Power kam am Polesetter vorbei.


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Weiter hinten im Feld fuhr der aufholende Scott McLaughlin ins Heck von Benjamin Pedersen (Foyt-Chevrolet) und verbog sich dabei den Frontflügel. Noch schlechter erging es Josef Newgarden im dritten Penske-Chevrolet. Er krachte in die Reifenstapel von Kurve 4. Dem Startcrash mit reichlich Zeitverlust war er doch noch entkommen. Und auch der Crash in die Reifenstapel war für Newgarden noch nicht das Ende des Rennens. Mehr als Platz 21 war allerdings nicht zu holen.

Der zweite Restart sah Alex Palou als Spitzenreiter vor Will Power. Der Australier aber wurde in der Andretti-Haarnadel vom energischen Felix Rosenqvist mitsamt Berührung überholt und war damit schon wieder nicht mehr Zweiter. Im Gegenteil: Auch Patricio O'Ward (McLaren-Chevrolet) zog bei der Gelegenheit noch an Power vorbei.

In der 26. Runde erlebte Spitzenreiter Palou eine Schrecksekunde. Der zur Überrundung anstehende Helio Castroneves (Shank-Honda) hatte sich ausgangs Kurve 2 gedreht. Beim Weiterfahren geriet er in Kurve 3 mit Benjamin Pedersen aneinander, drehte sich beinahe noch einmal und hätte dabei um ein Haar auch noch Palou abgeräumt. Abgesehen von reichlich Zeitverlust für Castroneves ging aber alles gut.

Kollision Rosenqvist vs. Ericsson

Der turbulente Rennverlauf freilich setzte sich direkt fort. Felix Rosenqvist legte an zweiter Stelle liegend als erster Fahrer aus der Spitzengruppe seinen ersten Boxenstopp ein. Kurz nachdem er sich wieder ins Renngeschehen eingereiht hatte, kam es - abermals in der Andretti-Haarnadel - zur Kollision mit Marcus Ericsson (Ganassi-Honda). Der Doppeldreher der beiden Schweden rief die zweite von letztlich acht Gelbphasen auf den Plan.

Sowohl für Ericsson als auch für Rosenqvist ging jede Menge Zeit verloren, wobei es angesichts der Position im Rennen für Rosenqvist bitterer war. Ericsson nämlich war in seinem letzten Rennen für das Ganassi-Team nur von P18 - 17 Plätze hinter Polesetter Rosenqvist - gestartet. Für die Saison 2024 wechselt Ericsson von Ganassi ins Andretti-Team, wohingegen Rosenqvist von McLaren ins Shank-Team wechselt.

Ausgerechnet: Penske nimmt Foyt aufs Korn - zweimal

Beim nächsten Restart ging das Chaos direkt weiter. Beim Beschleunigen fuhr Will Power im Mittelfeld ins Heck des Foyt-Chevrolet von Benjamin Pedersen. In dessen Dreher verwickelt wurden auch andere, nämlich Callum Ilott (Juncos-Chevrolet) und Helio Castroneves.

Wenige Meter weiter rauschte Powers Penske-Teamkollege Scott McLaughlin ins Heck von Pedersens Foyt-Teamkollege Santino Ferrucci und schickte ihn in der schnellen Kurve 1 in den Dreck! In der Saison 2024 bilden die Teams Penske und Foyt übrigens eine technische Kooperation...

Für das in beiden Fällen von Penske-Piloten ausgelöste Chaos beim dritten Restart des Finalrennens 2023 wurde Power bestraft, McLaughlin nicht. Der Neuseeländer aber verbog sich zum zweiten Mal einen Frontflügel.

Der nächste Restart sah Alex Palou vor Patricio O'Ward in Führung. Dahinter scharrte Romain Grosjean in seinem letzten Rennen für Andretti Autosport mit den Hufen. An O'Ward vorbei kam er aber zunächst nicht. Der Mexikaner hielt sich an zweiter Stelle. Indes kam Alexander Rossi im dritten McLaren-Chevrolet weiter hinten im Feld von der Piste ab, und zwar kurz nachdem er von Colton Herta (Andretti-Honda) aufs Korn genommen wurde.

Spitzenreiter Alex Palou von Gelbphase ausgebremst

Die nächsten, die sich im Dreck wiederfanden, waren David Malukas (Coyne-Honda) und Devlin DeFrancesco (Andretti-Honda). Für beide war es das letzte Rennen in Diensten des jeweiligen Arbeitgebers. Malukas wechselt für 2024 zu McLaren. DeFrancesco weiß noch nicht, wo er kommendes Jahr fährt. Die Kollision der beiden im Saisonfinale 2023 trug sich in Kurve 3 zu.

Wie gerufen kam diese dritte Gelbphase für Patricio O'Ward. Er war im richtigen Moment, nämlich kurz vor Gelb, zum zweiten Routinestopp an der Box. Hingegen Alex Palou Pech mit dem Timing der Gelbphase. Der Langzeitspitzenreiter rutschte ans Ende der Top 15 ab, weil er erst eine Runde später unter Gelb zum Service kam. So übernahm O'Ward die Führung im Rennen.

Der nächste Restart ging wieder schief. In diesem Fall war es Santino Ferrucci, der im Mittelfeld ins Heck des Ganassi-Honda von Alex Palou rauschte. Zeitgleich geriet Tom Blomqvist (Shank-Honda) mit Devlin DeFrancesco aneinander. Das Chaos schien einfach kein Ende zu nehmen. Entsprechend wechselhaft präsentierte sich auch die Reihenfolge. Von Strategien im Rennen konnte man kaum noch sprechen.

Auch der folgende Restart ging "natürlich" wieder schief. In diesem Fall drehte sich Ganassi-Rookie Marcus Armstrong bei einer Berührung mit Benjamin Pedersen im Mittelfeld. Die Folge: Armstrong verlor nicht zum ersten Mal in diesem Rennen wertvollen Boden in seinem Bemühen, die Rookie-Wertung der IndyCar-Saison 2023 zu gewinnen.

Patricio O'Ward muss an die Box - Scott Dixon gewinnt

Mit Patricio O'Ward vor Romain Grosjean wurde der nächste Restart unter die Räder genommen - in diesem Fall ausnahmsweise erfolgreich. Und in diesem Fall gelang es Grosjean, O'Ward zu überholen. Damit war es der Franzose, der die Führung im Rennen an sich riss.

Lange unter Grün lief das Rennen freilich auch in dieser Phase nicht. Denn eine Kollision zwischen Colton Herta und Helio Castroneves in Kurve 3 sorgte abermals für Gelb. Für beide war es alles andere als der erste Zwischenfall in diesem Rennen.

In der von Castroneves mit dem Zusammenstoß mit Herta ausgelösten Gelbphase ging es für O'Ward, Grosjean und Co. an die Box. O'Ward nämlich musste noch die vorgeschriebene zweite Reifenmischung (in seinem Fall die weiche) aufziehen lassen. Die Konsequenz war, dass beim nächsten Restart plötzlich Scott Dixon vor Scott McLaughlin der Spitzenreiter war.

Dixon hatte früh im Rennen eine Durchfahrtsstrafe (Kollision mit Rinus VeeKay in der chaotischen Startrunde) kassiert. Indes war McLaughlin nach seinen Zwischenfällen mit dem bereits dritten Frontflügel unterwegs. Die letzten Runden liefen dann erstaunlich ruhig ab. Dixon siegte vor McLaughlin und Alex Palou, der nach seiner langen Führung, aber dem unglücklichen Timing der eine Gelbphase, als Dritter ins Ziel kam.

Eine komplette Auflistung der Top 10 bei Rennende erübrigt sich eigentlich, weil sie angesichts des chaotischen Rennverlaufs nur wie ein Zwischenstand wirkt. Dennoch: Hinter Scott Dixon, Scott McLaughlin und Alex Palou schaffte es Will Power noch auf P4. Die Top 5 machte Callum Ilott komplett. Sechster wurde Christian Lundgaard vor Alexander Rossi, gefolgt von Marcus Armstrong, Patricio O'Ward und Ryan Hunter-Reay (Carpenter-Chevrolet).

Marcus Armstrong ist Rookie des Jahres 2023

Im Kampf um den Titel des punktbesten Rookies der IndyCar-Saison 2023 hat sich Ganassi-Pilot Marcus Armstrong trotz fünf Rennen weniger gegen Agustin Canapino (Juncos-Chevrolet) durchgesetzt. Aber so deutlich wie es zwischenzeitlich im Jahr den Anschein hatte, war es nicht. Im Saisonfinale leistete sich Armstrong gleich mehrere Fehler, die ihn jede Menge Zeit kosteten.

Hingegen fuhr Canapino am Sonntag, im besten Rennen seiner noch jungen IndyCar-Karriere, rundenlang an dritter Stelle. Als das chaotische Rennen mit der karierten Flagge nach 95 Runden beendet war, war es trotzdem Armstrong, der auf P8 weiter vorne ins Ziel kam. Canapino schloss auf P14 ab, nachdem er sich fünf Runden vor Schluss bei einem Ritt durch den Dreck der Corkscrew-Passage den Frontflügel beschädigt hatte.

Aber auch ohne diesen späten Fehler hätte es für Canapino nicht mehr gereicht, Armstrong im Kampf um den Rookie-Titel doch noch zu übertrumpfen. Die anderen beiden Rookies, die wie Canapino zu allen 17 Saisonrennen antraten - Sting Ray Robb und Benjamin Pedersen - spielten im Kampf um P1 der Rookie-Wertung 2023 nie eine Rolle.

Weil Armstrong trotz fünf Rennen weniger (die Ovalrennen hat er ausgelassen) den Rookie-Titel errungen hat, ist es für Chip Ganassi Racing ein totaler Triumph in der IndyCar-Saison 2023 mit Champion, Vizechampion und auch noch punktbestem Rookie. Einzig die Motorenwertung der IndyCar-Saison 2023 hat Chevrolet knapp gegen Ganassis Motorenlieferant Honda gewonnen.

Marcus Armstrong

Marcus Armstrong (Ganassi-Honda) hat die Rookie-Wertung 2023 gewonnen Zoom

Helio Castroneves beendet Vollzeit-Karriere

Für Helio Castroneves war es das letzte Rennen seiner Vollzeit-IndyCar-Karriere. Dieses beendete er nach seinen zahlreichen Drehern auf dem 13. Platz. 2024 und wahrscheinlich auch darüber hinaus tritt der "Spiderman" nur noch beim Indianapolis 500 an. Während er damit einen fünften Indy-500-Sieg anpeilt, was Rekord bedeuten würde, wird er einen anderen Rekord wohl nicht mehr erreichen.

Das Saisonfinale 2023 war in Castroneves' IndyCar-Karriere sein 391. Rennen. Damit liegt in der Bestenliste der Fahrer mit den meisten IndyCar-Rennen an zweiter Stelle. Zwar hat er seinen langjährigen Kumpel Tony Kanaan, der nach dem diesjährigen Indy 500 zurückgetreten ist, gerade noch abgefangen. An Spitzenreiter Mario Andretti (407 Rennen) wird er aber wohl nicht mehr herankommen.

Ein anderer hingegen kann das durchaus noch schaffen. Für Scott Dixon nämlich war es am Sonntag das 385. IndyCar-Rennen, womit er hinter Mario Andretti, Helio Castroneves und Tony Kanaan aktuell an vierter Stelle der Liste liegt.

Scott McLaughlin bester Penske-Pilot in der Gesamtwertung

In der finalen IndyCar-Gesamtwertung 2023 hat Chip Ganassi Racing dank Champion Alex Palou und Vizechampion Scott Dixon die ersten beiden Plätze besetzt. Als Gesamtdritter und punktbester Penske-Pilot schließt Scott McLaughlin die Saison ab, gefolgt von McLaren-Pilot Patricio O'Ward.

Hingegen ist Indy-500-Sieger Josef Newgarden trotz vier Saisonsiegen letztlich nur Gesamtfünfter geworden. Für Vorjahreschampion Will Power wurde es gar nur der siebte Gesamtrang hinter dem scheidenden Ganassi-Piloten Marcus Ericsson.

Der Rennkalender für die IndyCar-Saison 2024 liegt derzeit noch nicht vor, wird aber noch vor Ende September erwartet. Am Sonntag wurde ein Detail verkündet: Im März 2024 gibt es erstmals auch in der IndyCar-Serie ein All-Star-Race um eine Million US-Dollar.