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Indy 500: Rookie Alexander Rossi gewinnt Jubiläumsrennen!

Rookie Alexander Rossi schnappt sich dank einer brillanten Strategie den Sieg bei der 100. Auflage des Indy 500 - Juan Pablo Montoya und weitere Favoriten crashen

(Motorsport-Total.com) - Ex-Formel-1-Pilot Alexander Rossi hat die 100. Auflage der 500 Meilen von Indianapolis gewonnen. Der US-Amerikaner, der in diesem Jahr zum ersten Mal beim Indy 500 an den Start ging, profitierte am Ende des 200-Runden-Rennens von einer besseren Strategie. Während seine Konkurrenten in den letzten zehn Runden noch einmal an die Box kommen mussten, fuhr Rossi das Rennen ohne weiteren Stopp zu Ende und schleppte sich mit dem letzten bisschen Rest Benzin ins Ziel.

Titel-Bild zur News: Michael Rossi, Alexander Rossi

Er hat es geschafft: Alexander Rossi hat im ersten Anlauf das Indy 500 gewonnen! Zoom

"Ich habe keine Ahnung, wie wir das geschafft haben", lacht Rossi in der Victory Lane und erklärt: "Wir hatten bei den Boxenstopps ein paar Probleme, aber Bryan dachte sich eine unglaubliche Strategie aus." Teambesitzer Bryan Herta traf die Entscheidung, Rossi am Ende des Rennens nicht mehr an die Box zu holen, obwohl dieser seinen letzten Stopp in Runde 164 absolviert hatte.

Rossi musste somit einen 36-Runden-Stint absolvieren - obwohl eigentlich maximal 32 Runden möglich sein sollten. Der Rookie musste in der Schlussphase also Sprit sparen, während sich die anderen Teams dazu entschieden, ihre Piloten noch ein weiteres Mal an die Box zu holen. "Ich kann nicht glauben, dass wir es geschafft haben", lacht Rossi, dessen Andretti-Honda am Ende wahrlich aus dem letzten Loch pfiff.

Im Schneckentempo ins Ziel

Seine letzte Runde absolvierte er in einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 179,784 Meilen pro Stunde. Zum Vergleich: Teamkollege Carlos Munoz, der das Rennen letztendlich mit 4,498 Sekunden Rückstand auf Rang zwei beendete, war im letzten Umlauf fast 40 Meilen pro Stunde schneller und holte mehr als zehn Sekunden auf den Rookie auf - doch das reichte am Ende nicht mehr.

"Ich wusste, dass ich es schaffen kann. Mein Auto war so gut, und ich war physisch und mental stark. Am Ende fehlte uns eine halbe Runde Sprit", ärgert sich der komplett enttäuschte Kolumbianer nach Rennende. Ohne den Geniestreich von Rossis Crew hatte er das Rennen wohl gewonnen. "Eins ist klar: Ich werde das 500 eines Tages gewinnen", gibt sich der geschlagene Munoz tapfer.

Ebenfalls enttäuscht: Josef Newgarden (Carpenter-Chevrolet/+4,930 Sekunden). Der US-Amerikaner wurde am Ende Dritter und bester Chevrolet-Pilot. "Ich glaube, dass wir heute ein Auto hatten, mit dem wir gewinnen konnten", ärgert auch er sich und ergänzt: "Es ist eine bittere Pille." Auch Newgarden zählte zu den Piloten, die am Ende des Rennens noch einmal an die Box kommen mussten.

Auf einen weiteren Stopp zu verzichten, und damit wie Rossi in der Schlussphase Sprit zu sparen, kam für ihn und sein Team allerdings nicht infrage. Er erklärt: "Du musst alles geben und versuchen, das Ding zu gewinnen. Das haben wir das ganze Rennen über gemacht. Wir sind so schnell wie möglich gefahren." Eine Taktik, die sich dieses Mal allerdings - wie auch für viele andere Piloten - nicht auszählte.

Rabenschwarzer Penske-Tag

Rang vier ging an Tony Kanaan (Ganassi-Chevrolet/+10,496), der zwischenzeitlich ebenfalls Führungsrunden sammeln konnte. Hinter ihm sortierten sich Charlie Kimball (Ganassi-Chevrolet/+10,522) und JR Hildebrand (Carpenter-Chevrolet/+11,346) ein, die ein unauffälliges aber gutes Rennen fuhren. Pole-Setter James Hinchcliffe (Schmidt-Honda/+12,774) landete am Ende auf Rang sieben.

Für den Pole-Setter dürfte das eine kleine Enttäuschungen sein, nachdem er das Rennen vor allem in der ersten Hälfte lange anführen konnte. Die Top 10 komplettierten Scott Dixon (Ganassi-Chevrolet/+15,161), Sebastien Bourdais (KVSH-Chevrolet/+21,061) und Will Power (Penske-Chevrolet/+21,517). Power war damit als Zehnter der beste Pilot des Penske-Teams, das auf dem Brickyard einen rabenschwarzen Tag erwischte.

Als ersten Penske-Piloten erwischte es Vorjahressieger Juan Pablo Montoya in Runde 64. Der Kolumbianer krachte ohne Fremdeinwirkung in die Mauer in Kurve 2. "Ich habe das Auto verloren", berichtet er und erklärt: "Ich habe abgewartet und kam gerade durch das Feld. Das Auto fühlte sich ziemlich gut an. Dann ist es aus dem Nichts passiert." Der ehemalige Formel-1-Pilot war bis zu diesem Zeitpunkt allerdings ohnehin nur in der hinteren Hälfte des Feldes unterwegs.

Auch Penskes Helio Castroneves (+22,102) hatte sich wohl deutlich mehr als Platz elf ausgerechnet. Der Brasilianer sammelte 24 Führungsrunden, doch seine Chance auf ein gutes Ergebnis endete nach einer Berührung mit Hildebrand in der Schlussphase, bei der sein Bolide am Heck beschädigt wurde. Bei der Reparatur in der Box verlor der dreimalige Indy-Sieger anschließend zu viel Zeit.

Bell räumt Hunter-Reay ab

Und auch Simon Pagenaud, der zuletzt drei Rennen in Serie gewann, konnte den Tag für das Penske-Team dieses Mal nicht retten. Sein Chevrolet-Motor lief nicht einwandfrei und machte während des gesamten Rennens immer wieder Probleme. Mit einer Runde Rückstand sah er die Zielflagge am Ende als 19. Zu allem Überfluss wurde er wegen verschiedener Vergehen in der Boxengasse gleich zweimal ans Ende des Feldes zurückversetzt.

Den größten Fauxpas des Tages leistete sich allerdings Townsend Bell. Der US-Amerikaner kollidierte während einer Caution in der Boxengasse mit Castroneves, verlor die Kontrolle über seinen Boliden und rutschte in seinen Andretti-Teamkollegen Ryan Hunter-Reay hinein. Während Castroneves weiterfahren konnte, mussten Bell und Hunter-Reay an die Box zurückgeschoben werden.

Zwar konnten beide Autos repariert werden, doch das Rennen war anschließend gelaufen, da beide Piloten durch die Aktion zwei Runden verloren. Bell beendete das Rennen schließlich mit einer Runde Rückstand auf Platz 21, Hunter-Reay wurde mit zwei Runden Rückstand sogar nur 24. und damit Vorletzter, denn am Ende sahen lediglich 25 der 33 gestarteten Piloten die Zielflagge auf dem Brickyard.

Besonders bitter: Bell und Hunter-Reay kämpften zum Zeitpunkt der Kollision ganz vorne mit. Hunter-Reay sammelte sogar 52 Führungsrunden und damit deutlich mehr als jeder andere Pilot. Zum Vergleich: Sieger Rossi führte lediglich 14 Runden. Insgesamt gab es dieses Mal sechs Cautions während des Rennens. Die erste begann in Runde 47 und die letzte endete in Runde 166.

Pippa Mann auf Rang 18

Die erste Caution wurde von kleinen Trümmerteilen auf der Strecke verursacht, die zweite folgte in Runde 64 nach dem Montoya-Crash. Für die dritte Gelbphase war Sage Karam (Dreyer-Chevrolet) verantwortlich, der sein Auto in Kurve 1 in die Mauer setzte. In Runde 115 gab es eine weitere Caution, nachdem zuvor Mikhail Aleshin (Schmidt-Honda) und Conor Daly (Coyne-Honda) abgeflogen waren.

Kurios: Die fünfte Caution verursachte Buddy Lazier (Lazier-Chevrolet) exakt 50 Runden vor Rennende, weil sein Bolide den linken Vorderreifen verlor. Lazier hatte zu diesem Zeitpunkt bereits einen gewaltigen Rückstand, weil er zu Beginn des Rennens mehrere Runden mit einem Problem an der Box stand. Takumo Sato (Foyt-Honda) verursachte in Runde 163 die sechste und letzte Caution des Tages.

Pippa Mann (Coyna-Honda), die einzige Dame im Feld, sah die Zielflagge mit einer Runde Rückstand als 18. Damit platzierte sie sich vor Gabby Chaves (Coyna-Honda), Bell, Matt Brabham (Pirtek-Chevrolet), Bryan Clauson (Byrd-Honda), Hunter-Reay und Spencer Pigot (Rahal-Honda), die alle ebenfalls eine oder noch mehr Runden Rückstand auf Rennsieger Rossi hatten.

Die Positionen zwölf bis 17 gingen an Oriol Servia (Penske-Chevrolet/+23,814), Marco Andretti (Andretti-Honda/+24,970), Graham Rahal (Rahal-Honda/+28,249), Max Chilton (Ganassi-Chevrolet/+28,759), Jack Hawksworth (Foyt-Honda/+32,175) und Alex Tagliani (Foyt-Honda/+32,199). Der Kanadier war der letzte Pilot im Feld, der noch in einer Runde mit Rossi war.