• 22.05.2007 10:38

  • von Fink/Helgert

Indianapolis - "Gentlemen, start your engines!"

Das 500 Meilenrennen von Indianapolis blickt auf eine langjährige Tradition zurück - hier ein kleiner Einblick in die Geschichte des Indy 500

(Motorsport-Total.com) - Der Indianapolis Motor Speedway ist die älteste, noch immer im laufenden Rennbetrieb befindliche Rennstrecke der Welt. Erbaut 1908, sah der 2,5 Meilen lange Superspeedway sein erstes Rennen im Jahr 1909, der Originalbelag bestand aus einer Mischung aus Teer und Steinen, was schnell zu einer Serie schwerer Unfälle führte. Daraufhin beschlossen die Streckenbesitzer, das Oval mit 3,2 Millionen Ziegelsteinen oder 'Bricks' zu pflastern. Eine neben dem Kurs beheimatete Ziegelei produzierte jene Ziegelsteine, die dann die komplette Fahrbahn des Ovals bildeten.

Titel-Bild zur News: Indianapolis 1991 Start

Der Start zu den 500 Meilen von Indianapolis im Jahr 1991

Der Spitzname der Strecke war geboren: 'Brickyard'. Doch wer auf die Idee kommt, der Name entstamme dem heute einen Yard breiten Ziegelsteinstreifen auf der Start-Ziel-Geraden, der irrt. 'Brickyard' bedeutet nichts weiter als 'Ziegelei'. Erst 1939 wurde das Oval mit einem Asphaltband belegt, nur ein größerer Abschnitt auf der Hauptgeraden blieb noch als Ziegelsteinstrecke übrig. 1961 wurde auch dieses letzte Überbleibsel entfernt, als Hommage an die vergangenen Zeiten entstand der 'Yard of Bricks', jener Streifen aus Ziegelsteinen, über den noch heute die Autos der IndyCar- und NASCAR-Serie, sowie der Formel 1 fahren.#w1#

Vergangenheit mit vielen Opfern

Buddy Rice 2004

Indy500 Sieger Buddy Rice posiert 2004 auf dem 'Yard of Bricks' Zoom

Am 30. Mai 1911 fand das erste Indy 500 statt, der Sieger hieß Ray Harroun und fuhr einen Marmon Wasp. Er benötigte für die 500 Meilen - oder 804,5 Kilometer - 6 Stunden, 42 Minuten und 11 Sekunden. Das entsprach einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 72,6 Meilen oder 116,9 Kilometer pro Stunde. Das Rennen führte in den USA zu einer Motorsporteuphorie, und wurde schnell in der gesamten Motorsportwelt zur Legende.#w1#

Doch die Legende von Indianapolis ist auch eine Legende schwerer und tödlicher Unfälle, denn nirgendwo sonst mussten mehr Piloten ihr Leben lassen. In den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts stieg die Sterberate beim Indy 500 in besorgniserregende Höhen: Zwei Tote 1931, zwei Tote 1932, fünf Tote 1933, zwei Tote 1934, vier Tote 1935. Daraufhin wurden Teile der Strecke neu asphaltiert, später - 1961 - bekam das gesamte Oval eine Teerschicht aber die hohen Geschwindigkeiten forderten weiterhin ihren Tribut.

Drei legendäre Vierfachsieger

Johnny Rutherford McLaren

Johnny Rutherford gewann dreimal, hier 1976 in seinem McLaren-Cosworth Zoom

Von 1950 bis 1960 stand das Rennen auf dem Kalender der Formel-1-Weltmeisterschaft - damit die FIA eine Weltmeisterschaft nicht nur in Europa ausfahren musste -, und in den Jahren 1965 und 1966 gewannen mit Jim Clark und Graham Hill zwei Briten, ansonsten waren zwischen 1919 und 1988 nur Amerikaner siegreich, denn das Indy 500 wurde von den Europäern - vielleicht mit Ausnahme von Alberto Ascari 1952 - hartnäckig ignoriert.

Es gibt nur drei Piloten, die dieses Rennen viermal gewinnen konnten, alle sind in den USA wahre Rennlegenden: A.J. Foyt (1961, 1964, 1967, 1977), Al Unser (1970, 1971, 1978, 1987) und Rick Mears (1979, 1984, 1988, 1991) schafften das, was zum Beispiel dem Andretti-Clan bislang verwehrt blieb, denn dessen einziger Sieg stammt aus dem Jahr 1969, als Mario siegreich blieb.

Weitere bekannte Indy500-Sieger sind unter anderem Emerson Fittipaldi (1989 und 1993), Al Unser Jr. (1992 und 1994), Jacques Villeneuve (1995) sowie Juan Pablo Montoya (2000). 1990 gewann der Niederländer Arie Luyendyk im bisher schnellsten Rennen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 300 km/h (185,981 mph).

Spaltung schadet auch dem Indy 500

Rick Mears A.J. Foyt Mario Andretti 1991

Viel Prominenz in Reihe eins: Rick Mears, A.J. Foyt und Mario Andretti 1991 Zoom

Das Indy 500 ist mit weit über 400.000 Zuschauern vor Ort die weltweit größte jährlich stattfindende Eintages-Sportveranstaltung. Doch auch das Prunkstück der US-Rennen leidet an der Spaltung der US-Formelszene zwischen IRL und ChampCars, es gibt durchaus Probleme das Fahrerfeld mit den traditionell notwendigen 33 Piloten aufzufüllen.

So mussten die IndyCar-Offiziellen um Mastermind Tony George in den letzten Jahren tief in die Trickkiste greifen, um auch im Vergleich zur dominierenden NASCAR-Serie für die notwendige Aufmerksamkeit zu sorgen: Neben Shooting-Star Danica Patrick wurden mit den Altmeistern Al Unser Jr. und Michael Andretti zwei US-Legenden reaktiviert.

Vor allem Michael Andretti gilt als tragische Figur: In seinen 14 Rennstarts bei den Indy 500 kam er achtmal in die Top 10, ohne ein einziges Mal zu gewinnen. 1991 wurde er hinter Rick Mears knapp Zweiter, 1992 ging ihm - in Führung liegend - der Motor neun Runden vor Schluss hoch und 2006 beendete er das Rennen hinter Sam Hornish Jr. und seinem Sohn Marco auf Rang drei, nachdem er wenige Runden vor Schluss noch in Führung lag.