• 10.08.2008 03:06

  • von David Pergler

Hochdramatischer Dixon-Sieg in Kentucky

Der Gewinner des elektrisierenden Finales in Kentucky hieß Scott Dixon, als er Helio Castroneves den Sieg buchstäblich vor der Nase weggeschnappte

(Motorsport-Total.com) - Scott Dixon (Ganassi) nähert sich der IndyCar-Meisterschaft 2008 in Sieben-Meilen-Stiefeln, als wolle ihm das Schicksal alles Glück zuspielen, welches ihm 2007 beim Saisonfinale in Chicagoland verweigert wurde. Dreh- und Angelpunkt des heutigen Kentucky-Rennens war Runde 133, als aufgrund eines heftigen Unfalls von Milka Duno (Dreyer and Reinbold) eine Caution eingeläutet werden musste. Alle Wagen versammelten sich in den Boxen, aber 67 noch zu fahrende Runden sprengten das Boxenfenster von etwa 50 Umläufen.

Titel-Bild zur News: Scott Dixon, Helio Castroneves

Duell bis zum bitteren Ende: Scott Dixon schlägt Helio Castroneves

Damit war klar - alle würden zu einem kurzen Splash-and-Dash noch einmal reinkommen müssen. Doch unerwarteter Weise dauerte die Gelb-Phase länger, als von den Teams angenommen. Dixon lag zu dem Zeitpunkt vorne, während sich Helio Castroneves (Penske) mit Handlingsproblemen außerhalb der Top 10 herumschlagen musste.#w1#

Doch dann griff sein Penske-Team in die Trickkiste und holte den Brasilianer in derselben Gelb-Phase noch einmal herein. Dabei wurde Castroneves so voll getankt, dass er sich einen finalen Boxenstopp sparen konnte und somit eine Alternativstrategie im Ärmel hatte. Damit kam eine nicht unwesentliche Spannungskomponente in das ohnehin Fahrt aufnehmende Rennen hinzu.

Dixon: direktes Duell mit Andretti, indirektes mit Castroneves

Scott Dixon, Marco Andretti

Marco Andretti folgte Scott Dixon das ganze Rennen wie ein Schatten Zoom

Während der Penske nun hinten lag und darauf hoffte, dass es keine weitere Caution mehr geben würde, kämpfte indes das Trio Dixon, Marco Andretti (Andretti-Green) und Vitor Meira (Panther) heftig um die Führung. Mehrmals hatte der Andretti-Green-Youngster bereits dem Tabellenleader den Platz an der Sonne auf der Strecke abgeluchst, doch jedes Mal hatte der Neuseeländer diesen bei den Tankstopps dank der günstigen Lage seiner Box ganz vorne wieder zurück errungen.

Das Rennen ging in sein Finale und nach und nach mussten die ersten Wagen zu den Mechanikern abbiegen. Jetzt sollte die Stunde von Castroneves kommen. Als sieben Runden vor Schluss Leader Dixon abbog, schien alles in die Karten des Brasilianers zu spielen, der 2008 noch kein einziges Rennen gewinnen konnte. "Spiderman" ließ sich nicht lange bitten und ergriff die Führung.

Doch die Wurst war noch lange nicht verspeist - Castroneves hatte zwar einen Vorsprung gegen über Dixon, konnte aber dank seiner Handlingsprobleme und dem Zwang, Sprit sparen zu müssen nicht ganz so unbeschwert auf die Tube drücken, wie sein Verfolger auf Ganassi. Dixon holte mit Riesenschritten auf. Der Brasilianer sah die weiße Flagge der letzten Runde noch als Erster - doch es half alles nichts.

Entscheidung in der letzten Kurve

Der Penske wurde scheinbar langsamer und in der letzten Kurve des Rennens flog Dixon doch noch zu Saisonsieg Nummer sechs an seinem Rivalen vorbei - Castroneves kam einmal mehr als geschlagener Zweiter ins Ziel, bereits das siebte Mal in dieser Saison. Während der Brasilianer konsterniert aus seinem Boliden kletterte, demonstrativ die Arme hob und sich fragte, was er denn noch tun müsse, um sein erstes Rennen 2008 zu gewinnen, war der Jubel bei Ganassi natürlich groß.

Sarah Fisher

Sarah Fischer fuhr ein solides IndyCar-Comeback in Kentucky Zoom

"Ich wusste gar nicht, was Helio macht", so der Rennsieger über das Fernduell. "Ich wusste nur, dass er etwas langsamer war und habe alles gegeben." Natürlich dauerte es nicht lange und der Brasilianer hatte seine übliche gute Laune wieder. Gequält lächelte er in die Kamera: "Ich weiß nicht, was ich machen muss. Wir sind das Risiko eingegangen, wir waren heute eben nicht schnell genug. Es war eine unglaubliche Strategie und ich habe alles gegeben." Dabei war es noch ein blaues Auge für den Penske-Piloten: Ohne den strategischen Trick hätte der Speed seines Wagens wohl nur eine Ankunft außerhalb der Top 5 erlaubt.

Platz drei ging an Andretti, Position vier an Meira, der damit sein zweitbestes Saisonresulat in der Tasche hat. Danica Patrick (Andretti-Green) wurde nach einem nicht unproblematischen Rennen mit Hilfe einer ähnlichen Strategie wie Castroneves noch Elfte. Besonders in Erinnerung dürfte ihr Duell mit Sarah Fisher (Fisher) bleiben, als sich die beiden Rennamazonen bei Höchstgeschwindigkeit sogar berührten, Fisher ging aus diesem Nahkampf als Siegerin hervor. Für sie reichte es bei ihrem IRL-Comebeack seit dem Indy 500 zu Rang 15.

Der Berg wird für Castroneves immer steiler

Zweifelhafter Höhepunkt des Rennens bleibt wohl der heftige Unfall von der dritten Frau im Bunde, Milka Duno, wo man einen Aufhängungsbruch als Ursache vermutet. Glücklicherweise ist die Venezolanerin dabei unverletzt geblieben. Für das zu ChampCar-Zeiten so ruhmreiche Newman-Haas-Team sollte sich der Kentucky-Alptraum vollenden: Beide Fahrer mussten früh die Segel streichen.

Castroneves steht nun vor der undankbaren Aufgabe, in jedem Rennen mindestens 26 Punkte auf Dixon gutmachen zu müssenm, um seinen Titelrivalen noch abzufangen. Der Penske-Pilot geht dieses nahezu unmögliche Unterfangen aber natürlich "still with a smile" an.

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