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Dixon triumphiert und übernimmt Meisterschaftsführung
Es hätte der Tag von Dario Franchitti werden können, doch eine Kollision mit Marco Andretti in Sears Point brachte Scott Dixon erneut in die Victory Lane
(Motorsport-Total.com) - In seiner bisherigen IndyCar-Karriere gewann Dario Franchitti noch nie ein Rennen auf einem Rundkurs. In Sears Point sah alles nach einem Erfolg des Schotten aus, doch ausgerechnet eine teaminterne Kollision raubte ihm alle Chancen. Marco Andretti kam als Führender aus der Box zurück auf die Strecke, war auf kalten Reifen aber langsamer unterwegs. Franchitti fuhr auf, schickte Andretti von der Strecke, beschädigte sein eigenes Auto und hatte danach keinerlei Chancen mehr.

© IRL
Scott Dixon profitierte von der Rangelei zwischen den Andretti-Green-Kollegen
Mit der Niederlage hätte der Andretti-Green-Pilot ja noch leben können, doch Dixon übernahm mit seinem Sieg auch die Führung in der Meisterschaft. Der Abstand beträgt jedoch nur vier Punkte. Ein großes Danke kann Franchitti auch in Richtung von Tony Kanaan schicken. Der Brasilianer verzichtete auf eigene Ambitionen und schirmte seinen Freund bis zum Ende gegen die Angriffe weiterer Konkurrenten ab. Somit konnte Franchitti hinter Helio Castroneves immerhin noch Dritter werden.#w1#
Kaum Aufregung in der Startphase
Am Start kam Franchitti problemlos weg, dahinter aber zog Tony Kanaan schon vor der Linie an Danica Patrick vorbei. Nach einer guten halben Runde ließ er seine Teamkollegin wieder durch und entging somit einer Strafe.
Andretti und Ryan Hunter-Reay gerieten im Mittelfeld aneinander und tauschten Reifenproben aus. Der Frontflügel des Rahal-Letterman-Piloten bekam heftige Schläge ab, wenig später schlich der US-Amerikaner um den Kurs - die linke Seite des Flügels war gebrochen. Sam Hornish Jun. kam bereits vor dem Ende der ersten Runde kurz neben die Bahn, blieb aber Sechster.
Patrick holte dann auf Franchitti auf, doch Überholen ist auf dem Kurs in Nordkalifornien keine leichte Aufgabe, zumal man früh im Rennen kein Risiko eingehen möchte. Auch Kanaan kam wieder etwas näher, das Feld machte jedoch einen sehr ausgeglichenen Eindruck. A.J. Foyt IV unternahm in Runde fünf ebenfalls einen Ausflug in die sandigen Randbereiche des Kurses.
Allmählich konnte sich Franchitti aber absetzen, auch wenn sein Vorsprung nach 12 Runden nur 1,3 Sekunden betrug. Bis zum sechstplatzierten Hornish Jun. lag die Spitze daher noch eng beisammen. Hinter dem Penske-Fahrer war bereits eine Lücke von mehr als vier Sekunden auf Dan Wheldon (Ganassi). Dahinter folgte Marco Andretti, der wiederum schon acht Sekunden auf Tomas Scheckter (Vision) herausgefahren hatte.
Patrick als Verliererin der Boxenstopps
Patrick eröffnete dann den Reigen der Boxenstopps, auch Vitor Meira fuhr bei seiner Crew vor, ebenso wie Ed Carpenter und Foyt IV. Alle anderen blieben zunächst auf der Strecke. Eine Runde später ging auch Franchitti rein, aber Kanaan konnte noch eine Runde drehen. Auch Scott Dixon blieb draußen. Beide mussten eine Runde später aber auch in die Boxengasse.
Nach den Stopps gab es einige Verschiebungen. Franchitti hielt weiter die Spitze, Kanaan und Dixon schoben sich jedoch auf die Ränge zwei und drei. Dahinter folgten Castroneves und Hornish Jun. und erst dahinter fuhr Patrick, die durch den frühen Stopp viel Zeit verlor. Kanaan konnte nun seinen Freund und Teamkollegen Franchitti gut gegen den härtesten Titelkonkurrenten Dixon abschirmen.
Hornish Jun. hatte in Runde 26 dann einen Dreher, der ihn auf Rang sechs zurückwarf - es war nicht der erste Dreher des US-Amerikaners an diesem Wochenende. Acht Runden später verlor er dann noch eine Position, als Marco Andretti am Penske-Piloten vorbeiging. Kurz darauf ging er zum Stopp an die Box und fiel noch hinter Kosuke Matsuura (Panther) auf Rang 11 zurück.
Auch Castroneves ging nun an die Box, die Penske-Truppe zog den Boxenstopp-Rhythmus damit ein wenig vor. Somit lagen unter den besten Fünf vier Andretti-Green-Piloten. Allein Scott Dixon störte die AGR-Idylle. Kanaan war der erste der AGR-Truppe, der nun die Box ansteuerte, eine Runde später fuhr Patrick vor. Sie nahm deutlich mehr Ethanol mit als die Kollegen und hoffte, mit einem kürzeren letzten Stopp einen Sprung nach vorn machen zu können.
Franchitti noch mit Ruhe und Besonnenheit
In Runde 46 war es auch für Franchitti soweit, womit Dixon die Spitze übernahm und nun mit einer schnellen Runde versuchte, diese auch nach dem Stopp zu behalten. Auf kalten Reifen war das Rennen für Patrick unterdessen fast vorbei. Scott Sharp wollte an ihr vorbei, verbremste sich aber und verfehlte den schwarz-blauen Dallara nur knapp.
Der Plan von Dixon an der Spitze ging nicht ganz auf, Franchitti blieb souverän in Führung und auch Kanaan hing direkt im Getriebe des Ganassi-Piloten. Da seine Reifen noch kalt waren, konnte er sich nicht wehren und musste auch den Brasilianer ziehen lassen. Die folgenden Angriffe von Castroneves aber überstand er.
Das Feld war nun - auch bedingt durch eine fehlende Gelbphase - in Grüppchen zersprengt. Franchitti, Kanaan, Dixon, Castroneves und Andretti lagen innerhalb von knapp acht Sekunden, dahinter klaffte eine Lücke von weiteren acht Sekunden auf Patrick. Dan Wheldon folgte in Sichtabstand dahinter. Hinter dem folgenden Hornish Jun. riss die Lücke schon auf weitere 20 Sekunden auf.
Die Leiden des Scott Sharp, der schon auf Rang 14 zurückgefallen war, gingen in Runde 50 weiter. Der nächste Dreher warf ihn zwei weitere Positionen zurück. Teamkollege Hunter-Reay konnte nach seinem Kollisionsschaden in der Anfangsphase gar nicht mehr fahren. Für Rahal-Letterman war es kein guter Tag. Bobby Rahal aber musste das nicht erleben, er weilte beim ChampCar-Rennen in Zolder, wo sein Sohn Graham Rang drei belegte.
Dixon schnuppert Führungsluft
25 Runden vor dem Ende und knapp vor den letzten Stopps kristallisierten sich die Siegkandidaten heraus. Franchittis Vorsprung pegelte sich bei rund drei Sekunden ein, Dixon folgte dichtauf. Castroneves lag knapp fünf Sekunden hinter Spitze, Andretti dahinter rund sieben Sekunden. Patrick auf Rang sechs hatte bereits einen Rückstand von mehr als 20 Sekunden.
Wieder reagierte Penske am frühsten und holte Castroneves an die Box, die anderen Spitzenleute ließen sich zwei Runden mehr Zeit. Dafür fuhr Castroneves aber sofort schneller als die Fahrer, die ihren Stopp noch vor sich hatten. Franchitti vergrößerte an der Spitze den Abstand noch einmal sprungartig, während Kanaan Dixon zurückhielt und dann an die Box ging.
Patrick hatte nun doppeltes Pech. Die Chance auf ein Spitzenergebnis zerplatzte, als sie zunächst einen vollen Stopp mit Reifenwechsel durchführte. Als dann beim Abfahren auch noch der Motor abstarb, hatte sie mit dem Ausgang des Rennens nichts mehr zu tun. Wohl aber Franchitti, der in Runde 64 Ethanol und Reifen nachfasste.
Dixon und Andretti waren nun die einzigen Fahrer an der Spitze, die ihren Schlusstopp noch vor sich hatten. Zwei Runden hatte Dixon nun zur Verfügung, mit wenig Spritlast zu fahren, um nach dem Stopp wieder vor Franchitti auf die Bahn zu gehen. Doch auch der Schotte fuhr schon in der zweiten Runde nach seinem Halt fast gleichschnell.
13 Runden vor Schluss kam Dixon herein und vor Franchitti wieder auf die Bahn. Doch der Vorsprung reichte nicht. Mit warmen Reifen zog der Schotte trotz heftiger Gegenwehr am Neuseeländer vorbei. Kanaan versuchte es aus, kam aber nicht vorbei. Und dann wurde es noch hektischer.
Nun war Andretti im Weg
Andretti war als Führender nun auch an der Box. Da Franchitti sich im Infight mit Dixon befand, verlor er Zeit. Andretti kam so nach seinem Stopp vor dem Schotten wieder auf die Bahn, der aber weit mehr Schwung hatte und gleich nach Start/Ziel vorbei wollte. Andretti aber gab die Linie nicht frei. Nach einem kleinen Stoß von Franchitti rodelte er schließlich von der Bahn. Vater Michael an der Box war bedient und begann bereits unfreiwillig mit dem Abbau des Kommandostandes, in dem er das Sonnensegel mit der Faust einklappte.
Es folgte eine Gelbphase, die das Feld wieder zusammenschob. Mit noch acht Runden bis zum Fallen der karierten Flagge wurde das Rennen wieder gestartet. Dixon ergriff diese Chance und schnappte sich Franchitti in der zweiten Kurve. Der Schotte hatte noch weitere Probleme, denn von hinten kamen Kanaan und Castroneves auf. Noch vor Ablauf der ersten Runde unter Grün war Castroneves Zweiter, Franchitti nur noch Dritter.
Der Grund dafür war einfach: Bei der Kollision mit seinem Teamkollegen Andretti beschädigte sich Franchitti die linke Seite des Frontflügels. Mit fehlendem Abtrieb konnte er sich nur schlecht gegen die schnelleren Kollegen wehren. Nach einer aufregenden Runde kam dann aber gleich die nächste gelbe Flagge.
Scott Sharp wollte an Foyt IV vorbei, bremste aber zu spät und schoss auf der Innenseite durch. Als er dann doch einlenkte, war der Vision-Pilot aber noch rechts neben ihm. Es kam zur Kollision, Sharp hatte einen Frontflügel weniger, Foyt verlor nicht nur den Heckflügel, auch die Aufhängung nahm die Karambolage im wahrsten Wortsinne krumm.
Ein Schutzschild namens Kanaan
Für Dixon an der Spitze ging es nun um alles, denn vor dem Rennen hatte er lediglich einen Rückstand von nur acht Punkten in der Meisterschaft. Vier Runden standen noch auf der Uhr, als es weiterging. Castroneves hatte auch nach dem Restart keine reale Chance, Dixon zu knacken, kam am Ende der Runde aber wieder an den Spitzenreiter heran.
Der Sieg wurde nur noch zwischen Dixon und Castroneves ausgekämpft, Franchitti lag schon drei Sekunden zurück und wurde von seinen Teamkollegen gegen die Angriffe von Hornish Jun. geschützt. Vor allem Kanaan spielte den "Bremsklotz".
Die letzte Runde begann und Dixon fuhr seinen Sieg - den dritten der Saison auf einem Rundkurs - sicher nach Hause und ließ Castroneves keine Chance. Auch die Abschirmung von Franchitti passte bis zum Schluss. Der Schotte holte Rang drei, verlor aber die Meisterschaftsführung und liegt nun vier Punkte hinter Dixon. Kanaan wurde nach seinem Freundschaftsakt Vierter vor Hornish Jun. und Patrick.

