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  • 31.05.2014 23:43

  • von Pete Fink

Detroit 1: Power ringt Rahal nieder

Will Power gewinnt ein stark strategie-geprägtes IndyCar-Rennen von Detroit vor einem gut aufgelegten Graham Rahal - Tony Kanaan auf Rang drei

(Motorsport-Total.com) - Feiertag bei Penske und Chevrolet: Will Power besorgt seinem Boss Roger Penske und dem General-Motors-Konzern einen Heimsieg in Detroit. Der Australier musste in den 70 Runden auf der Belle Isle allerdings alles in die Waagschale werfen, um einen bestens aufgelegten Graham Rahal (Rahal-Honda; 2.) hinter sich zu halten. Dritter wurde in einem extrem von der Benzin-Strategie geprägten Rennen Tony Kanaan (Ganassi-Chevrolet), der sich damit sein erstes Ganassi-Podium sicherte.

Titel-Bild zur News: Will Power

Will Power gewinnt nach St. Petersburg sein zweites Saisonrennen Zoom

"Graham hat es uns heute sehr schwer gemacht", lobte Sieger Power den knapp unterlegenen Konkurrenten, der seit über sechs Jahren (St. Petersburg 2008) auf seinen zweiten IndyCar-Sieg wartet. Zum Vergleich: In seiner IndyCar-Karriere fuhr Rahal nun bereits zum 13. Mal auf ein IndyCar-Podium. Das Samstagsrennen von Detroit war sein ingsesamt sechster zweiter Platz. "Wieder nur Zweiter", kommentierte der 25-Jährige und hofft: "Irgendwann klappt es mit dem Sieg."

Vorentscheidend waren zwei Dinge. Beim letzten Restart elf Runden vor dem Ende setzte Power einen kräftigen Block gegen Rahal, was diesen aber nicht weiter störte: "Das hätte ich vermutlich genauso gemacht." Dann schaffte es Power eine Runde vor Rahal, am zu diesem Zeitpunkt führenden Ryan Briscoe (Ganassi-Chevrolet; 15.) vorbeizuziehen, der jedoch noch einmal tanken musste. Das verhalf Power zum letztlich ausschlaggebenden Vorsprung von ein paar Wagenlängen, den er verteidigen konnte.

Aber es war ein hartes Stück Arbeit für den Australier: "Ich hatte einen kleinen Vorsprung herausgefahren und dachte schon, dass ich durch sei. Aber dann kam er noch einmal zurück, er hat einfach nicht aufgegeben." In der Tat zeigte Rahal Kampfeswillen pur: "Mein Auto war super und ich dachte wirklich, dass wir eine Chance haben." Zu einem ernsthaften Angriff reichte es jedoch nicht mehr. Der klassische Strategie-Krimi von Detroit war entschieden.

Turbulente Anfangsphase

Doch der Reihe nach: Der Start und die ersten Runden gingen vorfallsfrei über die Bühne. Pole-Sitter Helio Castroneves (Penske-Chevy) kontrollierte das Geschehen, während Rookie Jack Hawksworth (Herta-Honda) an James Hinchcliffe (Andretti-Honda) vorbeizog. Dahinter folgten Mike Conway (als einziger der Spitzengruppe auf den härteren Blacks), Kanaan, Briscoe, Bourdais und Montoya, der zwei Plätze verloren hatte. In Runde sechs krachte es dann zwischen Power und Pagenaud, die beide nach einem verpatzten Qualifying aus dem hinteren Mittelfeld starteten.

Helio Castroneves

Start in Detroit: Helio Castroneves lässt nichts anbrennen Zoom

Für den Gesamtvierten Pagenaud (22.) war das erste Detroit-Rennen mit einer verbogenen Aufhängung vorzeitig beendet. Nach Long-Beach war es bereits das zweite Mal, dass die beiden ehemaligen ChampCar-Teamkollegen aneinander gerieten. Auch Indy-500-Gewinner Hunter-Reay strauchelte in der Qualifikation und ging nur als 21. ins Rennen. Der Andretti-Pilot befand sich wie Power unter denjenigen, die diese erste Gelbphase zu einem frühen Servicestopp nutzten.

Beim Restart in Runde 9 verlor Montoya mit früh nachlassenden Reifen erst eine Position gegen Newgarden und im Anschluss auch gegen Rahal und Dixon. Takuma Sato (18.) verlor in dieser Phase einige Runden an der Box mit Getriebeproblemen an seinem Foyt-Honda, während Montoya zu einem frühen Reifenwechsel gezwungen war. Newgarden, Rahal und Dixon kassierten unterdessen auch Bourdais. Dann strandete plötzlich Long-Beach-Sieger Conway (21.) mit untersteuerndem Carpenter-Chevy in Runde 16. Wieder Gelb.


IndyCars in Detroit

An der Box erwischte es nun Hawksworth (19.) mit gebrochener Bremsscheibe. Damit waren die Plätze zwei und vier aus dem Rennen, während Leader Castroneves nur noch Achter war. Grund: Rahal, Andretti, Power, Aljoschin, Hunter-Reay, Kimball und Montoya fuhren nicht zum Tanken und bildeten jetzt die Off-Sequence-Spitze. Oder anders formuliert: Auf der so technik-mordenden und keine-Fehler-verzeihenden Buckelpiste von Detroit hatten die IndyCar-Strategiespiele begonnen.

Strategiespiele in Detroit

Natürlich zögerten Rahal und Andretti ihre ersten Stopps nun so lange wie möglich heraus, die in Runde 27 und 28 kamen. Neuer Leader war nun Power, während sich das US-Duo auf den Plätzen 18 und 19 einsortierte. Weil auch der Australier in Runde 31 tankte, führte nun Aljoschin als erster Russe ein IndyCar-Rennen an. Dies geschah in Runde 33, auch Hunter-Reay, Kimball und Montoya folgten. Damit lag nun wieder Castroneves in Front, der Hinchcliffe und Dixon mittlerweile sieben Sekunden abgenommen hatte.

Graham Rahal, Will Power

P1 und P2: Graham Rahal, Will Power und der Schampus Zoom

Dahinter klassierten sich zu Rennhalbzeit in Runde 35 Briscoe, Newgarden, Wilson, Munoz, Power, Aljoschin und Montoya. Hunter-Reay erlebte keinen guten Stopp und lag hinter Kimball auf Rang 12. Das Rahal-Team setzte nun alles auf eine Karte und holte die Startnummer 15 erneut an die Box, um die schnell abbauenden Reds wieder loszuwerden. In Runde 37 erwischte es erneut einen Piloten der Spitzengruppe: Newgarden (20.) stand im Fountain-Karussell in der Mauer. Das Aus für den Fisher-Youngster und Gelbphase Nummer 3.

An der Box dieses Mal: Briscoe, Wilson und Andretti, während Aljoschin eine Durchfahrtsstrafe erhielt, weil er den vier Runden zurückliegenden (!) Sato blockiert hatte. Beim Restart in Runde 45 behielt Castroneves seine Führung nur kurz, denn in Runde 47 öffnete sich das Benzin-Fenster für den "Spiderman", das Gleiche galt für seinen Verfolger Hinchcliffe. Neuer Leader war Dixon vor Power, Munoz, Kimball und Kanaan. Aber nur für eine Runde, dann kamen Dixon, Munoz und Hunter-Reay zum Service. Kimball (Runde 49) und Montoya (50) folgten.

Power hatte sich nun schnell eine Fünf-Sekunden-Führung vor Kanaan und Rahal gesichert, dahinter lag weitere fünf Sekunden Briscoe als Vierter. Weil Castroneves und Co. im Mittelfeld vom sprit-sparenden Andretti aufgehalten wurden, war eine riesige Lücke enstanden. Dies nutzten Power, Kanaan und Rahal mit ihrem letzten Stopp und sortierten sich vor dieser Gruppe ein, während Aljoschin mit einem Dreher (mit freundlicher Unterstützung durch Hinchcliffe) in Runde 55 Gelbphase Nummer vier auslöste. Dixon tankte noch einmal, Briscoe ganz vorne ging aufs Ganze und zockte.

Castroneves der große Verlierer

Dann kam der vorentscheidende Move, als sich Power nach dem Restart an Briscoe vorbeizwängte. Platz eins und genügend Sprit an Bord für Power, aber auch Rahal zog nur eine Runde später am Ganassi-B-Piloten vorbei. Der gab acht Runden vor dem Ende sein Poker-Vorhaben auf und ging zu seinem letzten Service. Die Situation im Finale: Rahal auf der Jagd nach Power, Kanaan drei Sekunden dahinter. Rahal biss sich am Power-Heck die Zähne aus, während Kanaan seinen dritten Platz sicher nach Hause schaukelte.

Will Power, Graham Rahal

Der Zieleinlauf: Will Power siegt knapp vor Graham Rahal Zoom

Hinter Justin Wilson (Coyne-Honda) kam Pole-Mann Castroneves nur als Fünfter ins Ziel und ist damit der große Verlierer der Detroit-Strategiespiele. Hinchcliffe hielt sich 70 Runden lang im Castroneves-Heck auf und wurde folgerichtig Sechster. Sein junger Andretti-Teamkollege Munoz (7.) und der zweite Coyne-Pilot Carlos Huertas (8.) holten sich zwei achtbare Top-10-Resultate. Für Marco Andretti reichte es am Ende hinter Charlie Kimball (Ganassi-Chevrolet; 9.) noch zu Rang zehn.

Dixons später Tankstopp verhinderte für den Neuseeländer eine bessere Platzierung als Rang elf. Auch Montoya (12.) verlor ein mögliches Top-10-Resultat, weil sein letzter Serviceaufenthalt zu lange dauerte. Sebastien Bourdais konnte in seinem KV-Chevy als 13. nie in Erscheinung treten. Für Indy-500-Sieger Hunter-Reay ging ein verkorkster IndyCar-Samstag in der letzten Runde nach einem Mauerkontakt auf Platz 16 zu Ende. Sein Trostpflaster: Er behält die Gesamtführung hauchdünn vor Power (288:285).