• 01.09.2008 11:38

  • von David Pergler

Der Castroneves-Schock - die Urteilsbegründung

Helio Castroneves wurde aufgrund seiner Blockade gegen Justin Wilson bestraft, IndyCar erklärt das für Europäer wohl unverständliche Urteil

(Motorsport-Total.com) - Der Kampf von Justin Wilson und Helio Castroneves war eine dieser Sachen, weswegen Millionen europäischer Fans beispielsweise die Formel 1 verfolgen. Es gibt zahlreiche Rennen, wo sich der Führende verbissen und mit der Brechstange verteidigen muss, während die Zuschauer aufgeregt von den Sitzen springen. In Detroit jedoch wurde Castroneves für seine Abwehrmanöver gegen Wilson bestraft.

Titel-Bild zur News: Justin Wilson

Helio Castroneves musste den Sieg Justin Wilson überlassen

Ob das zu viele Zick-Zack-Linien des Penske waren, ob der Brasilianer zu aggressiv seine Position verteidigt hat, mag im Auge des jeweiligen Betrachters liegen, schlussendlich hat sich die IndyCar um ein spannungsgeladenes Meisterschaftsfinale in Chicagoland gebracht. Denn durch die Aufforderung, Wilson Platz eins zu überlassen, wurden für den Brasilianer aus 20 Punkten Rückstand auf einen Schlag wieder 30.#w1#

Andererseits spricht das für die Fairness der Rennstewards, in ihren Urteilen keine Ausnahmen zu machen. So auch hier: "Man kann keine Entscheidungen aufgrund von Punkten oder je nach dem fällen, wer gerade involviert ist oder welche Position er inne hat. Man muss aus Fairness und fairem Wettbewerb heraus handeln", erklärte Brian Barnhart, einer der führenden IndyCar-Offiziellen.

Die Sache ist die: Ob nun das Urteil gegen Castroneves aus europäischer Sicht verständlich ist oder nicht - der Brasilianer wusste schon im Vorfeld genau über seinen Spielraum. Die IndyCar hat vor dem Rennen klare Regeln aufgestellt: "Wir reden jede Woche in den Fahrer-Meetings über Blockaden, wir sagen ihnen immer, was sie dürfen und was sie nicht dürfen und wie das Betragen auf der Strecke sein soll."

Castroneves wusste schon vorher, was erlaubt war und was nicht

"Helio Castroneves hat sein Auto eindeutig so bewegt, um den Fortschritt des hinter ihm folgenden Wagens zu behindern und hat seine Linie von der seines Verfolgers abhängig gemacht. Und genau das predigen wir den Fahrern jede Woche. Wir haben schon früh im Rennen die gleiche Entscheidung bei Darren Manning und Bruno Junqueira getroffen", begründet Barnhart das Urteil der IndyCar.

"Leider muss man es als das bezeichnen, was es ist. Ich denke, Helio und alle anderen Betroffenen wissen, dass das nicht etwas ist, was wir erwarten und dass es nicht akzeptiert wird. Wir wollen ein sauberes und faires Rennen und wir müssen das Kind beim Namen nennen", so der IndyCar-Funktionär.

Für den sympathischen Brasilianer, der das Rennen fest in der Hand hatte, ist es natürlich schade, vor allem nachdem sich diese Geschichte als meisterschaftsentscheidend erweisen könnte. Und welcher Rennfahrer überlässt schon gerne freiwillig einem anderem den Sieg? Als Fazit bleibt: Die IndyCar hat eben ihre eigenen Gesetze.