• 17.10.2012 01:59

  • von Pete Fink

Dan Wheldon: Ein Jahr danach ...

Vor einem Jahr starb Dan Wheldon bei einem Massencrash in Las Vegas - 'Motorsport-Total.com' erinnert an einen großen Champion

(Motorsport-Total.com) - In den USA war es der 16. Oktober 2011, hier in Europa war es aufgrund der neunstündigen Zeitverschiebung zu Las Vegas bereits die Nacht zum 17.10.2011, als IndyCar-Chef Randy Bernard der tief betroffenen Motorsportgemeinde mitteilen musste, dass Dan Wheldon nach einem Massencrash auf dem Las Vegas Motor Speedway sein Leben gelassen hatte.

Titel-Bild zur News: Dan Wheldon

Dan Wheldon starb vor einem Jahr bei einem Massencrash in Las Vegas

Es waren bittere Stunden, Tage, ja Wochen und Monate, die allen vor Augen führten, dass im Motorsport eine vermeintliche Sicherheit für Leib und Leben der Piloten niemals zu 100 Prozent realisierbar sind. Trotz intensivster Bemühungen über viele Jahrzehnte. Ein tragischer Weckruf für alle diejenigen, die nur allzuleicht an eine Unverwundbarkeit der Akteure glaubten.

Dan Wheldon hatte 2005 den IndyCar-Titel gewonnen und war zweimal beim Indy 500, dem größten Autorennen der Welt, siegreich gewesen. Zuletzt im Mai 2011, nur ein paar Monate vor seinem Tod. Er war der offizielle Testfahrer des Next-Generation-IndyCars, das später zu seinen Ehren den Namen DW12 tragen sollte. Und am Morgen der Tragödie von Las Vegas hatte er einen Vertrag bei Andretti Autosport unterschrieben, der ihn zum Nachfolger von Danica Patrick machen sollte.

Doch plötzlich war binnen Sekundenbruchteilen nichts mehr so, wie es vorher war. In Runde 11 stieg sein Fahrzeug nach einem Massencrash zwischen Turn 1 und 2 unkontrollierbar auf und er prallte bei hoher Geschwindigkeit mit seinem Helm gegen einen Befestigungspfosten des Fangzauns. Im Alter von nur 33 Jahren wurde der immer lächelnde und gut gelaunte Brite brutal und viel zu früh aus seinem Leben gerissen.

Riesige Welle der Unterstützung

Als 1994 Ayrton Senna und sieben Jahre später Dale Earnhardt Sr. starben, gab es das Massenmedium Internet in seiner heutigen Form noch nicht. Es war also auch der Tod eines Champions, der zum ersten Mal in der Zeit der modernen, sekundenschnellen Kommunikationsmittel geschah. Die Folge war noch in dieser Nacht ein kollektiver Aufschrei rund um den gesamten Globus, die schrecklichen Bilder des Unfalls gingen um die Welt.

Dan Wheldon

Susie Wheldon und Sohn Oliver beim Besuch des diesjährigen Indy 500 Zoom

Dan Wheldon hinterließ Ehefrau Susie und seine beiden Kinder Sebastian und Oliver. Die Welle der Unterstützung für die Familie von allen Seiten war riesig. So etablierten etwa die IndyCars den Dan Wheldon Family Trust Fund, für den auch heute noch gespendet werden kann. Zumindest materiell wurde also für die Hinterbliebenen gesorgt.

IndyCar-Chef Randy Bernard musste sich zurecht der Kritik aussetzen, ob das Las-Vegas-Rennen des Guten zuviel gewesen sei. Immerhin war er es, der einen Bonus von fünf Millionen US-Dollar ausgesetzt hatte, den sich Dan Wheldon im Siegesfall mit einem Fan geteilt hätte. So sind auch seine letzten Worte zu verstehen: "Ich bin bereit, ich will gewinnen."


Die Höhepunkte der Karriere von Dan Wheldon

Über die Ursachen des Unfalls wurde viel geschrieben. Der superglatte Asphalt von Las Vegas ermöglichte das so tragisch endende Pack-Racing mit einem vielleicht zu großen Fahrerfeld, das aufgrund des hohen Abtriebs problemlos mit Vollgas fahren konnte. Auch das Thema Fangzäune und deren Positionierung stand genauso heftig in der allgemeinen Kritik wie das Thema Ovalfahren generell.

"Wie eine Tasse Tee ohne Milch

Rückblickend gesehen, ist es eine große Tragik der Geschehnisse von Las Vegas, dass dies das allerletzte Rennen mit den alten IndyCar-Chassis war. Und dass es ausgerechnet Dan Wheldon war, der den neuen DW12 mit all seinen Sicherheitsfeatures bereits auf Herz und Nieren testete und der nur noch einmal, eben für das Abschiedsrennen des alten IndyCars, zurück in dieses Cockpit stieg.

Dan Wheldon

Sein letzter Triumph: Dan Wheldon in der Victory Lane von Indianapolis Zoom

So bleibt der Motorsportgemeinde nichts anderes, als die Erinnerung an einen großen Champion aufrecht zu erhalten, der 16 seiner 133 IndyCar-Rennen gewann und dabei fünfmal von der Pole-Position startete. Dessen erster Triumph beim Indy 500 des Jahres 2005 in die Geschichte einging, weil ihm ein blutjunger Shooting-Star namens Danica Patrick als Vierte beinahe die Show gestohlen hatte - was ihn aber nicht am späteren Indy-Meistertitel hinderte und er ihr kurz danach sowieso "verzieh".

Unvergessen bleibt auch sein erster IndyCar-Sieg in Motegi 2004, der gleichzeitig auch der erste Honda-Erfolg auf deren Heimstrecke war. In St. Petersburg 2005 führte er einen historischen Vierfachtriumph von Andretti/Green Racing an und 2006 in Homestead gewann er gleich das erste Rennen für seinen neuen Arbeitgeber Chip Ganassi.

Sein letzter großer Triumph war das Indy 500 des Jahres 2011, als er als arbeitsloser Pilot in das Autos seines Freundes Bryan Herta stieg und prompt gewann. Ein sagenhaftes Unterfangen. Oder um es mit den Worten seiner Schwester Holly zu beschreiben: "Mein Bruder war geboren, um Rennen zu fahren. Dan ohne den Rennsport ist wie eine Tasse Tee ohne Milch - und Dan liebte Tee." Wir werden Dan Wheldon nicht vergessen!