Chesson: "Es schuldet mir niemand etwas"
Vor seinem Comeback in der IndyCar-Serie spricht der US-Amerikaner über seine Leidenszeit, seinen neuen Sponsor und seine Zukunft
(Motorsport-Total.com) - P.J. Chesson durfte bereits im Vorjahr IndyCar-Luft schnuppert und startete bei vier Rennen. Sein bestes Ergebnis fuhr er dabei bei seinem Debüt in Homestead mit Rang 12 ein. Drei Rennen gab er sich als Aufbau für die Indy 500, doch ausgerechnet beim großen Event geriet er gleich in der zweiten Runde mit seinem Teamkollegen Jeff Bucknum aneinander. Seither suchte er einen Weg zurück in die IndyCar-Serie.

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P.J. Chesson darf endlich wieder bei den IndyCars mitmischen
Mit Hilfe des Mode-Labels 'Dussault Apparel' startet er nun zumindest beim Saisonabschluss auf dem Chicagoland Speedway. Eingesetzt wird sein Bolide von Marty Roth in dessen eigenen Team. Roth wird natürlich auch am Start sein.#w1#
Frage: "Gratulation zur Rückkehr. Wie waren die vergangenen eineinhalb Jahre des Wartens?"
P.J. Chesson: "Das war hart, aber auch eine lehrreiche Erfahrung. Als Spotter für A.J. Foyt IV bekam ich immerhin einen anderen Einblick. Und ich hatte etwas zu tun. Das war schon gut."
Frage: "Welche Dinge konntest du als Spotter von A.J. Foyt IV neu lernen?"
Chesson: "Man bekommt ein besseres Verständnis davon, wie die Jungs gegeneinander fahren. Man sieht, was die Teams machen, die verschiedenen Strategien. Es ist einfach eine gute Erfahrung, diese Perspektive hatten die meisten der Jungs nicht. Für mich wird das schon hilfreich sein, wenn ich wieder im Auto sitze und gegen die andere kämpfe."
Chesson erwartet ein gutes Comeback

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P.J. Chesson reiste 2007 als Spotter von A.J. Foyt IV mit dem IndyCar-Tross Zoom
Frage: "Vor ein paar Wochen hast mit Roth Racing auch in Chicagoland getestet. Wie war es, wieder hinter dem Lenkrad zu sitzen?"
Chesson: "Marty und seine Frau Margaret haben ein wirklich gutes Team mit gutem Material. Es gibt dort einige tolle Leute. Es war wirklich gut, in das Auto zu steigen. Sie haben sich sehr gut um mich gekümmert. Ich war sehr zufrieden damit, wie wir auf der Strecke unterwegs waren. Alles lief gut, auch die Kommunikation mit den Leuten im Team. Und meine Beziehung zu Marty ist ohnehin gut. Wir beide fuhren zusammen, nebeneinander, hintereinander. Es waren zwei gute Tage."
Frage: "Das macht dich vor dem Rennen sicher noch zuversichtlicher."
Chesson: "Ja. Wir müssen einfach abwarten. Bei den Tests herrschte Gewittergefahr, die Luft war aufgeladen. Wir waren nicht so schnell wie im Vorjahr am Rennwochenende. Aber das sollte im September ja besser sein - hoffe ich. Wenn nicht, dann wird es für alle gleich sein. Es wird interessant sein, wie konkurrenzfähig wir sein können. Ich bin gespannt, ob ich mit den anderen Jungs kämpfen kann."
Frage: "Dein Bruder James hat bei den bisherigen vier IndyCar-Rennen eine große Rolle für dich gespielt. Er war auch dein Spotter bei diesen Rennen. Wird er diesmal wieder mit dabei sein?"
Chesson: "Ja, James kommt sicher auch mit zurück. Er spielt eine große Rolle für meinen Erfolg, mein Wohlgefühl und meine Zuversicht. Er ist mein Bruder, ich vertraue ihm mein Leben an. Zudem ist er ein exzellenter Fahrer und ein hervorragender Trainer. Er ist wirklich darin, mich auf der Strecke zu beobachten und mir zu helfen. Er hilft mir bei der Linienwahl und zeigt mir, wo ich noch etwas mehr Speed herausholen kann. Er ist toll."
"Er wird in Chicago dabei sein, das freut mich. Aber er hat am Samstag eine Hochzeit, er wird also am Sonntagmorgen direkt eingeflogen. Ich hoffe, er trinkt Samstagabend nicht zu viel, damit er am Sonntag noch geradeaus gucken kann."
Frage: "Aber es ist hoffentlich nicht seine eigene Hochzeit, oder?"
Chesson: "Doch, der Kerl heiratet!"
Frage: "Als du in der Indy Pro Series unterwegs warst, bist du auch sofort erfolgreich gewesen. Du hattest drei Siege in Folge und weitere zweite Plätze. In diesem Jahr wurde die Serie von Alex Lloyd dominiert, der nun auch einen IndyCar-Platz sucht. Welchen Rat würdest du ihm geben?"
Chesson: "Er ist ein außergewöhnlicher Fahrer, er ist wahnsinnig talentiert. Ich hoffe inständig, dass er nicht das durchmachen muss, was ich hinter mir habe. Aber er hat tolle Chance, er kommt ja gut mit Chip Ganassi aus, da geht es schon voran. Ich hoffe, dass sich für ihn etwas ergibt. Er muss seine Karten einfach richtig ausspielen. Man muss hartnäckig sein. Wenn es nicht sofort klappt, muss man weiter anklopfen. Vielleicht geht dann irgendwo eine Tür auf. Eine Methode, bei diesem Wahnsinn mitzumachen, gibt es nicht. Da ist viel Glück im Spiel und viel Hartnäckigkeit. Man darf nicht aufgeben."
Eine Frage der Willenskraft

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Nein, mit einem Tattoo kann Chesson nicht mehr überraschen Zoom
Frage: "Was hat dir den Einsatz gesichert und was ist für Chicago geplant?"
Chesson: "Für das Rennen in Chicago habe ich den coolsten Sponsor überhaupt - hoffentlich auch für die weitere Zukunft. Es handelt sich um Jason Dussault, er hat ein Unternehmen namens Dussault, Inc., die machen richtig coole Sweatshirts mit verrückten Designs. Ich werde auch nach Tattoos für das Rennen gefragt, aber das wird wohl nicht passieren. Aber wer weiß, ich hab mit Jason über ein paar Designs für Tattoos geredet. Aber mit den Tattoos kann ich ja auch keinen mehr überraschen."
Frage: "Hast während der langen Wartezeit irgendwann einmal gedacht, dass es nicht wieder klappen wird?"
Chesson: "Nein, das habe ich nicht. Das ist wohl auch ein Grund, warum ich diese Chance bekomme. Natürlich hat man Momente der Schwäche, aber ich blieb mit dem Training bei der Sache. Nett ist es sicher nicht, wenn man das Gefühl hat, dass man etwas nicht erreicht. Aber ich habe immer alles versucht, viel mehr konnte ich auch nicht tun."
Frage: "Hast du dich manchmal gefragt, warum ausgerechnet du diese harte Zeit durchleben musst?"
Chesson: "Nein. Es schuldet mir niemand etwas. Es gibt keinen Grund, mich zu fragen, warum es mich getroffen hat. Ich glaube, dass alles, was passiert, einen Grund hat. Nicht mehr dabei zu sein, änderte meine Perspektive. Wie sehr will ich das wirklich? Wie viel würde ich dafür aufgeben wollen? Möchte ich dafür kämpfen? Und noch ist diese Erfahrung ja nicht vorbei, noch ist viel zu tun, um die Kurve auch für das nächste Jahr zu kriegen. Aber ich bin extrem optimistisch und bereit dafür. Das ist mein Traum, den lass ich nicht einfach entfliehen."

