Briscoe ringt Dixon nieder - heftiger Unfall am Ende
Ryan Briscoe rang in Milwaukee Scott Dixon nieder, weil ein heftiger Unfall drei Runden vor Schluss das siebte IndyCar-Saisonrennen vorzeitig beendete
(Motorsport-Total.com) - Ryan Briscoe gewann in Milwaukee ein am Ende hochturbulentes IndyCar-Rennen, in dem er von Startplatz elf aus den zunächst erneut dominierenden Indy-500-Sieger Scott Dixon (Ganassi) niederrang. Es war der erste IndyCar-Erfolg, den der heute bärenstarke Australier für Roger Penske holen konnte, auch wenn er im Finale gleich doppeltes Glück hatte, da das Rennen nach einem schweren Unfall unter Gelber Flagge beendet werden musste.

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Ryan Briscoe gewann in Milwaukee sein erstes IndyCar-Rennen für Penske
Zudem klebte Hauptrivale Dixon Briscoe in den Schlussrunden von Milwaukee auf wesentlich neueren Reifen dicht unter dem Heckflügel, als direkt vor dem Spitzenduo Marco Andretti (Andretti-Green) und Ed Carpenter (Vision) kollidierten. Zu allem Überfluss segelte der Panther-Dallara von Vitor Meira in der Rauchwolke im Blindflug über Andrettis Cockpit hinweg. Direkt hinter dem Unfall flog das Spitzenduo heran, und der Penske-Dallara von Briscoe konnte dem Geschehen nur um Haaresbreite ausweichen.#w1#
Überhaupt war es kein guter Tag für die IndyCar-Youngster Marco Andretti und Graham Rahal, die das Milwaukee-Rennen aus der ersten Startreihe eröffneten. Rahal wurde schnell ein Opfer Dixons, der sich in Runde 40 auch an dem bis dahin führenden Polesetter Andretti vorbei schob.
Kein Glück für die Youngster

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Graham Rahal und Marco Andretti waren in Milwaukee nur kurz vorne Zoom
Letzterer wurde anschließend so rapide nach hinten durchgereicht, dass er nach 63 von 225 Runden sogar aus den Top 10 heraus fiel, und erst anlässlich des finalen Crashes wieder eine Hauptrolle spielen konnte. Doch auch Rahal, Andrettis Kollegen aus Startreihe eins, sollte es nicht besser ergehen - im Gegenteil.
Der Newman-Haas-Pilot hielt sich in der ersten Rennhälfte zwar konstant in den Top 5, beging in Runde 130 jedoch einen extremen Anfängerfehler. Überrundungsverkehr ist auf dem flachen Ein-Meilenoval seit jeher ein entscheidendes Kriterium, und Rahal agierte zu ungeduldig. Er kam auf der Außenbahn auf die dreckige Spur, und landete prompt in der Mauer - beide US-Youngster mit dem großen Nachnamen mussten in Milwaukee also bitteres Lehrgeld bezahlen, und sahen die Zielflagge nicht.
An der Spitze dominierte derweil Dixon vor Helio Castroneves, während sich dessen Penske-Kollege Briscoe an Dan Wheldon (Ganassi) und dem heute besten Andretti-Green-Dallara von Tony Kanaan vorbei zwängte. Beide rot-weißen Penske fanden sich nun also in der Verfolgerposition wieder, doch der Australier war klar schneller unterwegs als der Brasilianer.
Briscoe mit toller Aufholjagd

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Graham Rahal büsste einen Anfängerfehler mit einem Mauerkontakt Zoom
Was folgte, würde man in der Formel 1 als klassische Teamorder bezeichnen, denn Castroneves ließ seinen Teamkollegen auf der Gegengeraden ohne Gegenwehr passieren, der sich wiederum sofort auf die Verfolgungsjagd nach Dixon machte.
Der Neuseeländer hatte zu diesem Zeitpunkt bereits fünf Sekunden Vorsprung herausgefahren, doch Briscoe ließ diesen Abstand nun schmelzen, wie warme Butter in der Sonne. 50 Runden vor dem Ende hatte er nicht nur aufgeschlossen, sondern auch kurzen Prozess mit Dixon gemacht.
Aber noch sollte das Rennen nicht gewonnen sein, denn es stand noch ein Tankstopp aus. Briscoe fuhr acht Runden früher als Dixon an die Box, und fiel auf dem kurzen Oval zeitweise sogar einen ganzen Umlauf zurück. Doch als sich der Australier am nun führenden Dixon vorbei aus eigener Kraft wieder zurückrunden konnte war klar, dass die Ganassi-Mannschaft einen Tick zu lange gewartet hatte.
Natürlich kam Dixon jetzt sofort zu seinem letzten Stopp an die Box, der auch vier Sekunden kürzer war als der Penske-Aufenthalt zuvor, aber es sollte nicht reichen. Dixon fuhr 20 Runden vor dem Ende hinter Briscoe auf die Strecke zurück, aber dafür waren nun seine Reifen nagelneu.
Riesencrash zum Schluss

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Scott Dixon wurde 50 Runden vor Schluss von Ryan Briscoe noch überholt Zoom
Ob es der in der Folge heftig drängelnde Neuseeländer in den letzten drei Runden von Milwaukee noch geschafft hätte, an dem plötzlich sehr breit werdenden Penske-Dallara von Briscoe vorbei zu gehen, wird nie bekannt werden, denn dann geschah der spektakuläre Crash von Andretti, Carpenter und Meira, der das Rennen vorzeitig beendete.
Hinter den beiden Spitzenleuten holte sich Tony Kanaan Platz drei vor Dan Wheldon im zweiten Ganassi und Helio Castroneves im zweiten Penske - die großen drei IndyCar-Teams blieben auch in Milwaukee unter sich. Oriol Servia (KV Racing) fuhr nach einem Auffahrunfall samt Schaden am Frontflügel in Runde eins ein feines Rennen, und wurde als bester ehemaliger ChampCar-Pilot Sechster vor Justin Wilson (Newman-Haas) und Ernesto Viso (HVM).
Danica Patrick spielte nie eine Rolle und beendete ihren unauffälligen Tag als Neunte vor Buddy Rice (Dreyer and Reinbold). In der Gesamtwertung führt weiterhin Dixon vor Castroneves und Wheldon. Sieger Briscoe machte hingegen einen großen Sprung und rangiert nun auf Position acht.

