• 02.11.2012 18:42

  • von Pete Fink

Belskus: "Die IndyCars haben einen Chef"

Jeff Belskus will auf absehbare Zeit der Chef der IndyCars bleiben und wünscht sich nun eine schnelle Rückkehr zu sportlichen Themen

(Motorsport-Total.com) - Ist es die Ruhe nach dem Sturm? In Indianapolis ist man in diesen Tagen intensiv darum bemüht, das PR-Fiasko rund um die Entlassung des bei den Fans so beliebten Ex-Chefs Randy Bernard aufzuarbeiten. Den Verantwortlichen schlug eine sagenhafte Welle der Empörung und des Unverständnisses entgegen, die Jeff Belskus, der Aufsichtsratchef des Hulman/George-Konzerns, nun abzumildern versucht.

Titel-Bild zur News: Jeff Belskus

Jeff Belskus ist auf absehbare Zeit der starke Mann in Indianapolis Zoom

Vor allem will Belskus nichts von einer Führungskrise wissen. Obwohl er vor wenigen Tagen in der Pressemitteilung anlässlich der Bernard-Entlassung als Interims-CEO bezeichnet wurde, sieht die Angelegenheit jetzt ganz anders aus. "Ich bin heute in der gleichen Position wie vor drei Jahren: Ich bin der Geschäftsführer der IndyCars", unterstrich er in einem offenen Brief an die IndyCar-Fans.

Soll heißen: Keine Rede mehr von einer Übergangsregelung. Wenn irgendwann ein geeigneter Kandidat gefunden werden kann, dann könnte es sein, dass Belskus wieder ins zweite Glied zurücktreten wird. Solange das nicht der Fall ist, will er an der Front bleiben und die IndyCars in die Saison 2013 führen. Ganz nach dem Wunsch vieler Beteiligter übrigens, die den Verantwortlichen dringend ans Herz legten, schnellstmöglich für Stabilität zu sorgen.

Tiefer Graben zu den Aktiven

IndyCar-Chef Randy Bernard

Randy Bernard hatte sich mit einem Großteil der IndyCar-Teamchefs überworfen Zoom

Denn darum ging es ganz offenbar im ganzen Hick-Hack um die Personalie Bernard. War der Kalifornier bei den Fans extrem beliebt, so hatte sich, wie die Kollegen von 'Speed.com' berichten, in den vergangenen Monaten ein tiefer Graben zu vielen Fahrern und Teambesitzern geöffnet. Auslöser war demnach "Turbogate", verstärkt durch das Dauerproblem der hohen Ersatzteilpreise und die drohende Ablösung von Reifenlieferant Firestone.

Weil Bernard monatelang keine zufriedenstellenden Lösungen präsentieren konnte und anstelle dessen die Owner immer wieder erfolglos vertrösten musste, begannen viele Teamchefs Belskus direkt anzusprechen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt schrillten die Alarmglocken des Aufsichtsrates und als die Personalie Bernard plötzlich in aller Öffentlichkeit unschön breitgetreten wurde, übten auch die Großsponsoren massiven Druck aus, eine schnelle Entscheidung zu finden.

So schwebte das Damoklesschwert einer Trennung von Bernard offenbar schon geraume Zeit über der Szenerie, nur hatte man in Indianapolis keine saubere Exit-Strategie in petto. Am vergangenen Sonntag kam es dann im Rahmen einer Notfallssitzung des Aufsichtsrates zum großen Knall, obwohl Belskus in seinem offenen Brief noch einmal versicherte, die Trennung sei "in beiderseitigem Einvernehmen" vonstatten gegangen.

Zurück zum Sport

Ryan Hunter-Reay

Von ihm redet derzeit keiner: Champion Ryan Hunter-Reay Zoom

Nun gilt es, den Scherbenhaufen dieser unschönen Tage zusammen zu kehren. "Wir kümmern uns intensiv um unseren Plan für 2013, der neue Events, das Experiment mit den Double-Header-Veranstaltungen, die Rückkehr der Triple-Crown und den Film 'Turbo' beinhaltet." In diesem Hollywood-Animationsfilm sollen die IndyCars und das Indy 500 einer neuen, jungen Zielgruppe nahe gebracht werden, so wie es vor einigen Jahren die NASCAR mit Cars unternahm.

Vor allem liegt Belskus daran, dass das Bernard-Fiasko jetzt schnell abgehakt werden kann. "Wir schauen dem Rennsport wegen des Rennsports zu und nicht wegen der Politik neben der Strecke. Es ist mein Job und der Job der Teams, Piloten, Owner und aller anderen innerhalb der IndyCar-Gemeinde, dass wir unsere Energien und unseren Fokus wieder auf das Racing setzen."

Nichtsdestotrotz sei der wütende Aufschrei der Fans, so Belskus, in Indianapolis gehört worden. "Aber wir sind hier in Indianapolis seit 100 Jahren Rennen gefahren und werden das auch in den nächsten 100 Jahren tun." Bleibt nur zu hoffen, dass der neue, alte starke Mann von Indianapolis Recht behält. Die Winterpause geht noch einige Monate ...