• 03.08.2007 18:54

  • von Pete Fink

Auch Penske will eine Wiedervereinigung

Auch Roger Penske glaubt, dass eine Wiedervereinigung zwischen IRL und ChampCars auf absehbare Zeit nicht zu realisieren sei, obwohl auch er dies will

(Motorsport-Total.com) - Mitte der Neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts tobte in den USA ein Machtkampf zwischen Tony George und einer Riege von alteingesessenen Teamchefs, die in der bis heute andauernden Trennung der beiden herausragenden amerikanischen Formelklassen endete, und der in den letzten elf Jahren auf keiner Seite einen echten Sieger hervorbringen konnte.

Titel-Bild zur News: Roger Penske

Auch Roger Penske will nur eine US-amerikanische Formelklasse sehen

Musste der clevere IRL-Chef zu Beginn seiner eigenen Serie mit einer, von den alten CART-Bossen als drittklassig belächelten, Fahrergilde antreten, so löste sich deren Antipathie und Misstrauen gegenüber George Ende des Jahres 2001, als die Herren Penske, Ganassi und Andretti in einer konzertierten Aktion allesamt die Seiten wechselten.#w1#

Und das ganze nur aus einem einzigen Grund - den Indy 500. Für Europäer nur schwer nachvollziehbar sind die 500 Meilen von Indianapolis nach wie vor das wichtigste US-Motorsportevent des Jahres, auch wenn die NASCAR mit ihrem Daytona 500 - nach harten Sponsoren-Dollars, öffentlichem Fan-Interesse und TV-Einschaltquoten gerechnet - dem Nudeltopf längst den Rang abgelaufen hat.

Und der leicht angestaubte Teint der Indy 500 war und ist die einzige wirkliche Waffe, die George im Kampf um die Vorherrschaft - und um nichts anderes geht es - aufzubieten hatte. Das bestätigte nun auch Roger Penske erneut: "Wir betrachten die Indy 500 nach wie vor als das wichtigste Rennen der Welt", sagte der US-Tycoon gegenüber der australischen 'news.com'.

George versus Kalkhoven

Tony George A.J. Foyt

Tony George hat die Teambosse wie A.J. Foyt (re.) wegen dem Indy 500 hinter sich Zoom

Vermächtnis und Historie dieses Rennens seien so entscheidend, dass man drum herum eine andere Serie aufbauen könne. "Ich bin nur ein Wettbewerber und ich habe mein Spiel herausgepickt und das ist auch das, wo wir bleiben werden", so Penske weiter.

Tony George habe überhaupt kein Interesse daran, seine Autorität aufzugeben, denn das könnte "irgendwann dem Indy 500 schaden". Auf der anderen Seite hätten die ChampCar-Besitzer "viel Geld investiert" und Penske vermutet, dass Kevin Kalkhoven und Gerry Forsythe die Serie "bis zu einem gewissen Punkt" unterstützen werden.

"Ich frage mich nur, ob Kevin und Gerry an einem bestimmten Punkt sagen könnten, dass es nun an der Zeit sei, etwas anderes zu machen", befürchtet Penske, der auf der anderen Seite zugibt: "Ich war immer ein Anwalt für die Tatsache, dass wir eine Menge zusammen erreichen können, aber wenn die Leute an der Spitze daran kein Interesse haben, dann können auch wir nicht viel machen."

Kalkhoven und Forsythe beharrten im Rahmen des Houston-Rennens im April dieses Jahres darauf, dass eine Wiedervereinigung ein "komplett totes Thema" sei. Man habe im Rahmen einiger Gespräche zwar Fortschritte erzielen können, "aber dann kamen viele Einflüsse von Leuten ins Spiel, die von so einer Wiedervereinigung nicht profitiert hätten. Im Prinzip ist sie für jetzt und die absehbare Zukunft tot", so Kalkhoven in Houston.

Was wollen die amerikanischen Piloten?

Danica Patrick

Bleibt Danica Patrick als einzige vermarktbare US-Pilotin übrig? Zoom

Während unter dem Mantel persönlicher Eitelkeiten der Einfluss des amerikanischen Formelsports gegenüber dem Moloch NASCAR zunehmend an Bedeutung verliert, drohen auch die letzten US-Hoffnungsfunken - in Form talentierter Piloten - lieber heute als morgen die Fronten zu wechseln.

Sam Hornish Jr. ist kurz davor, dem Beispiel von A.J. Allmendinger zu folgen, und den Lockrufen der NASCAR zu erliegen. Mario Andretti will seinen Enkel Marco so schnell wie möglich in der Formel 1 sehen, und es darf vermutet werden, dass Bobby Rahal nicht anderes mit seinem Sohn Graham vorhat.

Übrig bleibt mittelfristig mit Danica Patrick eine einzige Pilotin, die in der Lage wäre, für die Massen eine Anziehungskraft darzustellen, denn Alex Figge, Buddy Rice oder Scott Sharp haben gegen die Earnhardts, Stewarts und Gordons dieser Welt keine Chance.

Dessen ist sich auch Penske bewusst, der mit dem Fall Hornish Jr. ein Paradebeispiel genau dieser Problematik in seinem eigenen Stall weiß. Und die einzig vernünftige Lösung, die eigentlich ganz klar auf der Hand liegt, kennt der Teamchef ebenfalls: "Ich hoffe wirklich, dass wir eines Tages eine einzige Formelklasse haben."