• 02.08.2007 11:00

  • von Pete Fink

Indy-Vorschau Michigan: Der Anfang allen Übels

Am kommendem Wochenende gastieren die IndyCars in Michigan, einem Ort der in Sachen Trennung von IRL und ChampCars gewaltige Bedeutung hat

(Motorsport-Total.com) - Der Michigan International Speedway liegt in den malerischen Irish Hills, etwa 100 Kilometer südwestlich von Detroit und wurde 1968 von Charles Moneypenny, der zuvor bereits für den 'Daytona International Speedway' verantwortlich zeichnete, gebaut. Mit 18 Grad Kurvenüberhöhung und einer sehr breiten Strecke gilt das Oval allgemein als sehr gut zu fahren, sogar kleinere Fahrfehler werden in Michigan gerne verziehen.

Titel-Bild zur News: Mario und Michael Andretti

Mario und Michael Andretti gewannen in Michigan zusammen fünfmal

Früher hatte der Speedway auch einen Straßenkurs im Inneren - dessen Design übrigens von Formel-1-Legende Stirling Moss stammt - doch seit 1984 wurde darauf kein Rennen mehr ausgetragen. Zu diesem Zeitpunkt war der Speedway bereits im Besitz von Roger Penske, denn als während der Ölkrise von 1973 der ursprüngliche Betreiber pleite ging, schlug der Tycoon zu und schnappte sich das Areal für ein Butterbrot.#w1#

Penske verschrieb der Anlage eine richtige Frischzellenkur. Unter anderem erweiterte er die Kapazität von ursprünglich 25.000 auf 125.000 Sitzplätze (Heute: 137.243) und brachte später seine Rennstreckenfirma 1997 unter dem Namen Penske Motorsport Inc. an die Börse. 1999 verkaufte er alles an den vor kurzem verstorbenen NASCAR-Chef Bill France Jr.

Die IndyCars haben in Michigan eine große Tradition, denn seit dem Jahr 1968 wird auf dem Zwei-Meilen-Speedway gefahren - teilweise sogar zweimal pro Saison, weswegen die Siegerlisten mit großen Namen nur so vollgefüllt sind: Mit Mario und Michael konnten sich beide Andrettis genauso eintragen, wie die Herren Emerson Fittipaldi, Nigel Mansell, Juan Pablo Montoya oder der unvergessene und viel zu früh verstorbene Greg Moore.

Michigan war der Anfang allen Übels

Tony George empfand die Konkurrenzveranstaltung als Meuterei Zoom

Viele Jahre lief der Michigan-Event unter dem Titel Marlboro 500 und im Jahr 1996 sorgte das zusätzlich in den Kalender aufgenommene U.S. 500 für einen handfesten und in seinen Dimensionen nicht abschätzbaren Skandal: Denn die damaligen CART-Verantwortlichen platzierten das Rennen just am gleichen Tag wie das legendäre Indy 500 von Tony George.

Quasi als künstliche Konkurrenzveranstaltung war dieses Rennen am 26. Mai 1996 einer der Auslöser, die zu der bis heute andauernden bitteren Rivalität zwischen der IRL und den ChampCars führte. Denn George hatte 25 der insgesamt 33 Startplätze für seine IRL-Boliden reserviert, worauf die CART-Bosse das U.S. 500 als Trotzreaktion ins Leben riefen.

Natürlich sahen George und Co. dieses als absolute Meuterei an und auch der damalige Penske-Pilot Paul Tracy war sich der Konsequenzen durchaus bewusst: "Wir haben damals ein ganz klares Zeichen gesetzt", erinnert sich der Kanadier. "Das war der Anfang von allem. Roger und die CART-Leute wollten das Rennen am gleichen Tag wie das Indy 500 haben."

Das Indy 500 anno 1996 war somit gekennzeichnet von einer großen Menge an relativ unbekannten Rookies. Buddy Lazier gewann am Brickyard, während sich das U.S. 500 in Michigan gleichzeitig zu einer wahren Chaos-Orgie entwickelte, da sich bereits während der Aufwärmrunden eine Massenkarambolage ereignete, die nicht weniger als zwölf Boliden aus dem Rennen nahm.

Auch heute gibt es Ärger um Michigan

Bobby Rahal

Bobby Rahal und der Haufen von Idioten, der moralisch keinen Deut besser war Zoom

Einer der involvierten Teilnehmer am U.S. 500 war damals der heutige Rahal-Letterman-Teamchef Bobby Rahal, der sich an die peinliche Situation noch haarklein erinnern kann: "Ich habe damals über Funk gesagt, dass wir wie ein großer Haufen Idioten ausgesehen haben. Wir sprachen noch davon, dass die IRL diese ganzen drittklassigen Piloten engagiert hatte und wir können nicht einmal ein Rennen unfallfrei starten. In diesem Moment haben die CART-Leute ihre - gegenüber der IRL - eigentlich höher angesiedelten moralischen Werte aus dem Fenster hinaus geworfen."

Der Rest ist Geschichte: Was damals in Michigan 1996 zu eskalieren begann, führte zu einem tiefen Riss zwischen den ChampCars und der IRL, der beiden US-Serien bis heute immensen Schaden zugefügt hat, und der in absehbarer Zeit wohl auch nicht mehr zu kitten ist.

Seit 2002 fahren in Michigan nur noch die IndyCars von Tony George, aber damit wird nach dem Wochenende auch Schluss sein, denn die Streckenbetreiber sind äußerst ungehalten über den smarten IRL-Boss, weil der einige Wochen später ein Rennen im quasi benachbarten Detroit in seinen Kalender aufgenommen hat.

Denn die Haupteinnahmequelle des Michigan International Speedways sind die beiden NASCAR-Rennen, die aufgrund der klimatischen Bedingungen beide relativ zeitnah aneinander im Juni und im August stattfinden. Nach Aussage von MIS-Streckenchef Roger Curtis liege es nun an George, einen Termin zu finden, der Detroit und die beiden Michigan-Termine der NASCAR so vereinbart, dass auch die IRL ein Plätzchen findet. Bis dahin wird der 5. August 2007 das letzte IndyCar-Event im so traditionsreichen Michigan darstellen.

Premiere überträgt das Firestone Indy 400 aus Michigan am 5. August live ab 18:00 Uhr.