IMSA Watkins Glen: Erster Sieg für BMW M Hybrid V8 - unter Vorbehalt

Nick Tandy and Mathieu Jaminet fangen für Porsche den führenden BMW kurz vor Schluss ab, werden aber disqualifiziert - Grüner Tisch entscheidet GTP-Sieg

(Motorsport-Total.com) - Von Frustration über Erleichterung zur Ungewissheit: Nick Yelloly, Connor de Phillippi und Rahal Letterman Lanigan Racing hatten am Ende eines chaotischen Wochenendes auf der Watkins Glen International den Sieg bereits in der Hand, doch Porsche fing den BMW M Hybrid V8 noch ab - nur um anschließend disqualifiziert zu werden. (Ergebnis 6h Watkins Glen 2023)

Titel-Bild zur News: Connor de Phillippi und Nick Yelloly sind die Sieger der 6h Watkins Glen, müssen aber einen Protest abwarten

Connor de Phillippi und Nick Yelloly sind die Sieger der 6h Watkins Glen, müssen aber einen Protest abwarten Zoom

Am Porsche 963 #6 von Porsche Penske Motorsport waren die Skid Blocks, also die Schleifplatten am Unterboden, zu stark abgeschliffen. Porsche legt Protest ein, das Ergebnis hängt in der Schwebe. Ob BMW den zweiten IMSA-GTP-Sieg nach John Andretti und Davy Jones 1986, ebenfalls in Watkins Glen, feiern kann, muss abgewartet werden.

"Bei der technischen Nachuntersuchung auf dem Watkins Glen International hat die IMSA das Fahrzeug #6 für die 6 Stunden von 'The Glen' bestraft. Die Abnutzung der vorderen Schleifplatten lag weniger als einen Millimeter außerhalb der Toleranz. Die hinteren Schleifplatten waren innerhalb der Toleranz. Porsche Penske Motorsport wird alle Daten sammeln und den Protest-Richtlinien folgen", heißt es in einer Porsche-Stellungnahme.

BMW-Werksfahrer Nick Yelloly sagt: "Dass es nun auf diese Weise [mit dem Sieg] geklappt hat, ist natürlich nicht unser Wunsch, denn wir wollen lieber auf der Strecke gewinnen und auf dem Podium feiern. Aber wir nehmen den Sieg natürlich trotzdem sehr gerne mit - immerhin ist es der erste für den BMW M Hybrid V8 und auch mein erster in der IMSA-Serie."

Wetterchaos vor dem Rennen

Der dritte Lauf zum Endurance Cup der IMSA SportsCar Championship hatte es schon im Vorfeld in sich. Das gesamte Wochenende war von heftigen Regenfällen geprägt, sodass das GTP-Qualifying buchstäblich ins Wasser fiel.

Dem Qualifying der GTP-Kategorie war ein chaotisches Qualifying der LMP2- und LMP3-Klassen vorausgegangen, das in einem Wolkenbruch mit einem Unfall von gleich drei Fahrzeugen endete. Daher wurde in der GTP-Klasse nach Meisterschaftsstand gestartet.

Das Rennen fand bei trockenen, aber kühlen Bedingungen und starker Bewölkung statt. Michelin brachte für das Rennen noch schnell eine zweite, weichere Slick-Mischung in den Bundesstaat New York, die zuvor unter anderem in Long Beach zum Einsatz gekommen war. Hinzu kam das mit 57 Fahrzeugen größte Starterfeld auf "The Glen" seit 1984.

Drama um den Sieg

Der RLL-BMW #25 (de Phillippi/Yelloly) übernahm rund 110 Minuten vor Rennende die Führung - das Rennen war zehn Minuten zuvor zum letzten Mal neu gestartet worden. Connor de Phillippi stieg 75 Minuten vor Rennende in den BMW M Hybrid V8.

Eigentlich war de Phillippi auf Siegkurs, doch in der Schlussphase geriet er in viel Verkehr. "Letztlich habe ich in zwei Runden beim Überrunden von LMP-Fahrzeugen mein komplettes Polster auf den Porsche verloren. Das ist IMSA-Racing. Der Verfolger hat es beim Überrunden immer etwas leichter als der Führende", so der US-Amerikaner.

Mit Siebenmeilenstiefeln sprintete Mathieu Jaminet im Penske-Porsche #6 (Tandy/Jaminet) heran. Er nutzte seine Chance vor der Schikane, als de Phillippi hinter dem in der GTD-Klasse siegreichen Lexus RC F festhing. "Was für ein verrücktes Finish! So etwas gibt es nur in der IMSA-Serie. Das macht den Fans, aber auch uns Fahrern extrem viel Spaß", sagt der Porsche-Werksfahrer.

"Nick und ich haben im gesamten Rennen maximal attackiert. Im letzten Stint bin ich im Überrundungsverkehr große Risiken eingegangen, um den BMW einzuholen. Es tat sich eine kleine Lücke auf, ich habe sie konsequent genutzt." Das Rennen endete unter Gelb, weil Routinier Bill Auberlen seinen BMW M4 GT3 kurze Zeit später aufs Dach legte.

Nur vier Fahrzeuge in der Führungsrunde

Nach der Disqualifikation wurde der RLL-BMW #25 zum Sieger erklärt, doch alles steht unter Vorbehalt. Zweiter wurde der Action-Express-Cadillac #31 (Derani/Sims/Aitken), gefolgt vom Meyer-Shank-Acura #60 (Blomqvist/Braun). Damit wären alle GTP-Fahrzeuge genannt, die in der Führungsrunde ins Ziel kamen.

Porsche und BMW mussten jeweils ein Fahrzeug aufgeben. Schon beim Start verlor Augusto Farfus auf kalten Reifen die Kontrolle über den RLL-BMW #24 (Farfus/Eng) und war draußen. Der Penske-Porsche #7 (Campbell/Nasr) führte das Rennen zunächst an, bis er nach zweieinhalb Stunden mit einem Hybridproblem aufgeben musste.

Der Wayne-Taylor-Acura #10 (R. Taylor/Albuquerque/Deletraz) übernahm den zu diesem Zeitpunkt zweiten Platz von der #7, doch nur wenige Minuten später flog ihm das linke Hinterrad weg. Bereits aller Siegchancen beraubt, sorgte ein Abflug in der letzten Stunde für das endgültige Aus.

Platz vier ging somit an den privat eingesetzten JDC-Miller-Porsche #5 (Rockenfeller/van der Helm), gefolgt vom Ganassi-Cadillac #01 (Bourdais/van der Zande), der bereits frühzeitig aus dem Rennen um den Sieg ausgeschieden war, als er in einen Unfall mit vier beteiligten Fahrzeugen verwickelt wurde, der von einem LMP3 ausgelöst worden war.

Weitere Klassensieger:
LMP2: APR-Oreca #04 (Kurtz/Hanley/Siegel)
LMP3: Riley-Ligier #74 (Robinson/Fraga/Burdon)
GTD Pro: Vasser-Sullivan-Lexus #14 (Hawksworth/Barnicoat)
GTD: Vasser-Sullivan-Lexus #12 (Montecalvo/Telitz/Thompson)