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24h Daytona 2023: Acura holt erste Pole der LMDh-/GTP-Ära, Porsche crasht

In einem Last-Lap-Shootout nach Crash von Porsche-Pilot Nick Tandy sichert Tom Blomqvist die Pole für Acura - Totale Mercedes-AMG-Dominanz in den GTD-Klassen

(Motorsport-Total.com) - Acura hat Geschichte geschrieben: Der US-Ableger von Honda hat sich im Qualifying für die 24h von Daytona 2023 die allererste Poleposition der LMDh-/GTP-Ära gesichert! Die Umstände, unter denen Tom Blomqvist die Pole im Meyer-Shank-Acura #60 einfuhr, hätten spannender nicht sein können.

Titel-Bild zur News: Helio Castroneves, Simon Pagenaud, Tom Blomqvist

Tom Blomqvist sicherte Acura die erste Pole in der LMDh-Ära Zoom

Schützenhilfe erfuhr der Brite von seinem Landsmann Nick Tandy, der den Penske-Porsche #6 in der Le-Mans-Schikane in die Reifenstapel stopfte. Es folgte eine Unterbrechung, und lange Zeit sah es nach einer Pole für den anderen Acura, die #10 von Wayne Taylor Racing aus. Doch zwei Minuten vor Schluss gab die Rennleitung die Session wieder frei.

Es folgte ein hochspannendes Shootout, in dem es auf eine einzige, finale Runde ankam. Blomqvist behielt die Nerven und sicherte sich in 1:34.031 Minuten die Poleposition. Hinter ihm katapultierte Felipe Nasr den Penske-Porsche #7 noch in allerletzte Sekunde auf den zweiten Platz.

Tom Blomqvist "musste das ein bisschen gewinnen"

Ricky Taylor, der auf einen finalen Schuss verzichtete, blieb am Schluss "nur" der dritte Rang vor Sebastien Bourdais im Ganassi-Cadillac #01, Alex Lynn im Ganassi-Cadillac #02 und Luis Felipe "Pipo" Derani im Action-Express-Cadillac #31. Die beiden RLL-BMWs mussten sich mit den Plätze sieben und acht begnügen.

"Das war ein bisschen wild", blickt Blomqvist zurück. "Ich hatte keinen wirklichen Anhaltspunkt, um ehrlich zu sein. Ich musste das ein bisschen gewinnen. Ich hatte ein gutes Auto und konnte den Job erledigen. Fantastischer Job von HPD-Acura, meinem Team MSR, Oreca. Sie haben ein tolles Auto gebaut. Das ist sehr vielversprechend für das nächste Wochenende. Aber wir haben 24 Stunden vor uns, bevor wir daran denken können, wieder hier zu stehen."

In der LMP2-Klasse, deren Session aufgrund eines Unfalls des Tower-Orecas #8 und des Proton-Orecas #55 vorzeitig abgebrochen wurde, setzte sich Ben Keating im PR1-Oreca #52 durch. Der Texaner drehte eine Runde in 1:40.541 Minuten. Die Bestzeit in der LMP3-Klasse ging mit einer Zeit von 1:43.197 Minuten an Nico Pino im Creech-Ligier #33.

Vierfach-Pole für Mercedes-AMG in den GT-Klassen

"Alles Mercedes-AMG, oder was?!" lautet das Motto in den GTD-Klassen. Das Qualifying der GT3-Fahrzeuge avancierte zu Festspielen für die Affalterbacher. Maro Engel im WeatherTech-Mercedes #79 setzte sich in der GTD-Pro-Klasse mit einer Zeit von 1:46.784 Minuten durch. Im GT-Gesamtklassement reichte das jedoch nur für Platz vier!

Denn drei andere AMG-Piloten aus der "normalen" GTD-Klasse waren noch schneller: Philip Ellis setzte sich im Winward-Mercedes #57 mit einer Zeit von 1:46.093 Minuten durch. Dahinter reihten sich Fabian Schiller im SunEnergy1-Mercedes #75 und Mikael Grenier im Korthoff-Mercedes #32 ein. Die Top 5 komplettiert Ross Gunn im Heart-of-Racing-Aston-Martin #23.

"Definitiv ein guter Start", sagt Engel. "Es ist gut, das Auto auf die Pole zu stellen. Hoffentlich können wir 24 Stunden lang in dieser Position bleiben. Das ist zwar unwahrscheinlich, aber hoffentlich stehen wir dort auch am Ende wieder. Ich habe hart gepusht und wollte das Maximum herausholen. Ehrlich gesagt bin ich nicht vollends zufrieden."

"Ihr habt die Zeiten gesehen. Ein paar Jungs auf gleichem Material haben einen etwas besseren Job gemacht. Aber wir haben noch ein wenig Zeit, um unsere Sache besser zu machen. Auf jeden Fall ist das eine gute Ausgangslage und ein großartiger Job von allen."

Philip Ellis

Philip Ellis und Mercedes-AMG waren im GTD-Qualifying eine Klasse für sich Zoom

Roar-Test: Acura mausert sich zum Favoriten

Bereits vor dem Qualifying für die 24h von Daytona 2023 fanden im Rahmen der Roar-Testfahrten insgesamt fünf Sessions statt, die den 61 Teilnehmern fast acht Stunden Fahrzeit ermöglichten. Die neuen LMDh-Boliden bestachen dabei durch Zuverlässigkeit. Acura, BMW, Cadillac und Porsche kämpften lediglich mit kleineren Gebrechen.

Die beiden Boliden des US-Ablegers von Honda entpuppten sich beim Roar-Test als die Favoriten und führten vier der fünf trockenen Sitzungen an. Die #60 von Meyer Shank Racing liegt in der kombinierte Ranglisten vor der #10 von Wayne Taylor Racing aber nur auf P2, da sich Porsche in der Zusatz-Session vor dem Qualifying noch die Wochenbestzeit holte.

Colin Braun fuhr in 1:35.038 Minuten die Acura-Bestzeit, Brendon Hartley landete für WTR 0,118 Sekunden dahinter. Doch wie aussagekräftig sind die Zeiten bei den Roar-Testfahrten? Der Verdacht liegt nahe, dass noch kein Hersteller wirklich seine Karten aufgedeckt hat, zumal es sich bei den LMDh-Prototypen nun um eine BoP-Formel handelt.

Im Acura-Lager kämpfte Meyer Shank Racing in der zweiten Session mit einem Speed-Limiter, der nicht mehr ausging, und im dritten Training mit Bremsproblemen. Beim anderen Team Wayne Taylor Racing wechselte man zu Beginn von FT3 die Benzinpumpe. Dadurch verlor die Mannschaft eine halbe Session an Testzeit, also rund 45 Minuten.

Porsche verbessert sich im Laufe der Daytona-Testfahrten

Porsche steigerte sich im Laufe der Testfahrten und drehte kurz vor dem Qualifying die schnellste Runde der Roar-Testfahrten. Felipe Nasr knackte als einziger Fahrer des Tests die 1:35-Minuten-Marke mit seiner Bestzeit von 1:34.926 Minuten. Außerdem stellte Nick Tandy das Schwesterauto #6 auf die vierte Position.

In der zweiten Session konnte der Porsche #6 lediglich neun Runden drehen. Dane Cameron wollte zwar im Gespräch mit 'IMSA Radio' keine genaueren Angaben machen. 'Sportscar365' hat aber herausgefunden, dass es sich um Probleme am Radlager vorne links handelte.

Drittschnellster Hersteller der Roar-Testfahrten war BMW. Die RLL-Mannschaft brachte die beiden M Hybrid V8 auf die Positionen fünf und sieben, dabei fehlte rund eine halbe Sekunde auf die Spitze. Die LMDh-Prototypen von BMW kamen, abgesehen von einem Dreher Philipp Engs, komplett ohne Probleme über die Runden.

Die langsamste Pace hatte Cadillac. Die drei bollernden V8-Renner kamen auf die Ränge sechs, acht und neun mit einem durchschnittlichen Rückstand von rund sechs Zehntel. Der Start in die Tests verlief zumindest für die #31 von Action Express nicht nach Plan. Das Auto von "Pipo" Derani, Alexander Sims und Jack Aitken konnte lediglich vier Installationsrunden drehen. Als Grund dafür nennt 'Sportscar365' Probleme beim Schalten.

Felipe Nasr

Felipe Nasr verpasste die Daytona-Pole für Porsche nur knapp Zoom

Die schnellste Zeit in der LMP2-Klasse fuhr Ben Hanley im APR-Oreca #4, Dakota Dickerson im Andretti-Ligier #36 war in der LMP3-Kategorie nicht zu schlagen. Ben Barnicoat im Vasser-Sullivan-Lexus #14 setzte die Messlatte in der GTD Pro. GTD-Pilot Frederik Scharndorff war im Inception-McLaren #70 jedoch noch zwei Zehntel schneller als Barnicoat.

Roar before the 24 - Kombinierte Reihenfolge nach sechs freien Sessions:

1. Porsche #7 (Nasr/Christensen/Campbell) 1:34.926 Minuten (127 Runden)
2. Acura #60 (Castroneves/Pagenaud/Blomqvist/Brown) +0.112 Sekunden (113 Runden)
3. Acura #10 (Hartley/Albuquerque/Taylor/Deletraz) +0.230 Sekunden (123 Runden)
4. Porsche #6 (Tandy/Jaminet/Cameron) +0.302 Sekunden (132 Runden)
5. BMW #24 (Farfus/Eng/Wittmann/Herta) +0.446 Sekunden (132 Runden)
6. Cadillac #31 (Derani/Sims/Aitken) +0.516 Sekunden (129 Runden)
7. BMW #25 (de Phillippi/Yelloly/van der Linde/Herta) +0.532 Sekunden (138 Runden)
8. Cadillac #01 (Bourdais/van der Zande/Dixon) +0.659 Sekunden (109 Runden)
9. Cadillac #02 (Bamber/Lynn/Westbrook) +0.730 Sekunden (128 Runden)