• 26.01.2010 18:53

  • von Karl Wendlinger

Wendlinger-Kolumne: "Ein gutes Paket für 2010!"

Karl Wendlinger über den Wechsel zum Swiss Racing Team, erfahrenes Personal im Schlepptau und den neuen Nissan GT-R

Liebe 'Motorsport-Total.com'-Leser,

Titel-Bild zur News: Karl Wendlinger

Ich gehe bester Laune an die neuen Aufgaben mit dem Swiss Racing Team

endlich darf ich euch mein neues Team präsentieren: Swiss Racing. Ich gehe gemeinsam mit Othmar Welti und vielen weiteren bekannten Gesichtern in das neue Motorsportjahr. Dabei dürfen wir uns in der neuen GT1-Weltmeisterschaft richtig gute Chancen ausrechnen. Denn ich bin sicher, dass wir mit dem Nissan GT-R ein sehr gutes Paket für 2010 haben werden.

Viele von euch werden sich schon gedacht haben, dass ich zusammen mit Othmar weitermache, aber wir mussten mit der Bekanntgabe noch etwas warten. Das gesamte Nissan-Engagement wurde ja zuerst von Gigawave in England abgewickelt. Nachdem sich das Unternehmen aber kurzfristig aus dem Rennsport zurück gezogen hat, gab es einige Details zu klären, was leider recht lange gedauert hat. Aber ich konnte schon in den Weihnachtsnächten sehr ruhig schlafen.#w1#

Das Swiss Racing Team gilt zwar als neue Mannschaft, aber Erich Kolb und Othmar Welti haben viele der Techniker und Fachleute an Bord, die mir schon in den vergangenen zwei Jahren in der FIA-GT-Serie geholfen haben. Also mit Kennenlernen werden wir nicht viel Zeit verlieren, wir können uns direkt auf die Arbeit mit dem neuen Wagen stürzen.

Der Nissan GT-R ist neben dem Matech-Ford der einzige Wagen im Starterfeld der GT1-WM, der schon speziell auf das neue Reglement zugeschnitten ist. Im letzten Jahr hat der Wagen sein Potenzial schon mehrfach gezeigt, aber natürlich muss ich das Auto mit all seinen Eigenarten erst noch kennenlernen. Ich habe zwar schon mal drin gesessen, viel mehr aber auch nicht.

Michael Krumm, Darren Turner, Anthony Davidson

Das wird mein neues Gefährt in der GT1-Weltmeisterschaft: Der Nissan GT-R Zoom

Also gilt es Anfang Februar beim ersten Test in Portimão, ein Gefühl für den Wagen aufzubauen. Wir werden dann die ersten Setupversuche machen und das Auto nach und nach immer mehr für meine Bedürfnisse abstimmen. Nach dem Portugal-Test steht dann in der Firma ein Training an. Wir werden Boxenstopps und schnelle Fahrerwechsel üben.

Ende Februar gibt es die offiziellen GT1-WM-Testfahrten in Le Castellet. Dort bekommen wir vielleicht ein erstes realistisches Bild von den künftigen Kräfteverhältnissen. Alles hängt davon ab, ob die FIA eine vernünftige Einstufung der "alten" GT-Autos hinbekommt. Die Maseratis, Corvettes und Co. müssen per Reglement auf ein vernünftiges Maß eingebremst werden. Kann sein, dass es da im Verlauf der Saison manchmal Zündstoff geben wird.

Wenn man auf 2009 zurückblickt muss man sagen, dass der Nissan - je nach Streckenlänge - ungefähr drei Sekunden langsamer war als die alten GT-Autos. Jetzt könnte man meinen, dass es reicht, die anderen Wagen also um drei Sekunden langsamer zu machen. Ganz so einfach ist es aber nicht. Wer weiß, was die noch in petto haben? Vielleicht nimmt man den Maseratis drei Sekunden weg und die zaubern schnell zwei Sekunden wieder herbei? In diesem Punkt ist die FIA ist gefragt.

Ich habe keine Zweifel, dass die Fachleute der FIA das gut hinbekommen werden. Es ist keine ganz leichte Aufgabe - aber die haben sehr erfahrene und gute Techniker, die sich mit solchen Themen bestens auskennen. Ob wir mit unserem neuen GT-Auto vielleicht sogar einen Vorteil haben können? Kein Ahnung. Lasst uns mal die ersten Tests abwarten.

Karl Wendlinger

Auch 2010 an meiner Seite: Red Bull und Remus sind langjährige Partner Zoom

Insgesamt finde ich das Konzept der neuen GT1-Weltmeisterschaft toll. Natürlich hätte man sich vielleicht ein paar neue Autos mehr gewünscht, aber nun haben wir trotzdem ein erstklassiges Starterfeld mit sechs verschiedenen Marken - insgesamt 24 wunderschöne Autos. In Abu Dhabi geht es los, das Finale wird in San Luis sein. Endlich mit tollen Autos auf einer weltweiten Bühne.

Auch meine langjährigen Partner Red Bull und Remus, die mich nun schon seit 15 oder fast 20 Jahren unterstützen, wird diese internationale Bühne ganz bestimmt gefallen. Ich freue mich vor allem über die Treue der beiden Unternehmen. Eine derart lange Partnerschaft gibt es im Motorsport sehr selten, ich bin stolz darauf.

Leider kann ich noch nicht sagen, wer sich den Nissan in der neuen Saison als Teamkollege mit mir teilen wird. Mein alter Kumpane Ryan Sharp hat andere Verpflichtungen, sodass ich einen neuen Piloten an der Seite haben werde. Die Entscheidung darüber wird in den kommen Tagen fallen. Nach dem Test an der Algarve kann ich euch sicherlich mehr verraten. Freut euch mit mir auf eine tolle Saison!

Viele Grüße,

Karl Wendlinger