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Tabellenführer als Neueinsteiger: "Titelambitionen sind sicherlich da"

Emil Frey Racing führt nach drei Rennwochenenden die Tabelle im ADAC GT Masters an - Die Schweizer über ihren Senkrechtstart im ADAC GT Masters

(Motorsport-Total.com) - Wirklich überrascht ist im Fahrerlager niemand. Emil Frey Racing ist in der GT3-Szene ein so etablierter Name, dass Erfolge im ADAC GT Masters nicht nur erwartet, sondern seitens Lamborghinis sogar gefordert waren.

Titel-Bild zur News: Emil Frey Racing ist in Zandvoort der Durchbruch im ADAC GT Masters gelungen

Emil Frey Racing ist in Zandvoort der Durchbruch im ADAC GT Masters gelungen Zoom

Doch dass man den Hochsommer als Tabellenführer in der Teamwertung erleben würde, ist dann doch eine kleine Überraschung. "Da sind wir schon ein bisschen stolz drauf", sagt Jürg Flach gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Er ist Technikchef des Teams und Teamchef-Vertretung, wenn Lorenz Frey-Hilti nicht dabei ist.

Ausgerechnet den größten Triumph seines Teams konnte Frey-Hilti nicht selbst erleben. Er entschloss sich, wegen der Abfertigungsprobleme am Flughafen Amsterdam-Schiphol nicht zum Zandvoort-Rennen zu fahren, weil er am Montag einen wichtigen Geschäftstermin in Frankreich hatte. Sein Team landete in Holland dann einen spektakulären Doppelschlag mit zwei Siegen.

Flach kommentiert das in der absoluten Bodenständigkeit des Teams dann so: "Jetzt konnten wir zweimal gewinnen und waren mit allen Autos auf dem Podium. Da bin ich schon sehr zufrieden. Vor allem freut mich das für das Team, weil wirklich alle eine gute Leistung gezeigt haben."

Das 2011 gegründete Team, das als Lamborghini-Ersatz für GRT Grasser ins ADAC GT Masters aufgerückt ist, ist bereits stark in die Saison gestartet: Poleposition, schnellste Runde und Platz zwei gleich im ersten Rennen. "Da haben wir gut begonnen", bestätigt Flach.

"Bei den Rennen in Spielberg hatte ich das Gefühl, dass wir performancemäßig ganz gut dabei gewesen sind, aber wir haben zu wenig Punkte mitgenommen. Wir haben auch eigene Fehler gemacht. Es war nicht so, wie wir es gerne gehabt hätten."

Bei den Reifen ist noch Potenzial

Damit hat er bereits die größte Schwierigkeit erklärt, mit denen sich viele Teams im ADAC GT Masters herumschlagen: "Result Conversion". Immer wieder sieht man Teams, die ihren Speed aus unterschiedlichsten Gründen nicht in zählbare Ergebnisse umwandeln können. Das gilt nicht nur für Emil Frey Racing am Red Bull Ring, sondern für viele Teams auf allen möglichen Strecken.

"Ich weiß auch nicht genau, woran das liegt", sagt Flach über dieses Phänomen. "Ich habe die Mercedes stärker eingeschätzt und auch gedacht, dass die Land-Audis noch weiter vorne landen würden. Vielleicht haben wir einfach auch Glück gehabt. Man muss die Möglichkeiten nutzen, wenn sie sich ergeben. Das haben wir in Zandvoort gemacht. Darauf bin ich etwas stolz."


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Teamchef Frey-Hilti sieht aber noch Steigerungspotenzial: "Wir bekommen den Peak des Reifens gut hin, brauchen im Qualifying allerdings etwas länger als unsere Konkurrenz, um eine schnelle Runde fahren zu können. Daran arbeiten wir sehr intensiv."

Das Team hatte besonders beim Auftakt in Oschersleben noch Probleme mit dem Reifenverschleiß. "Danach sind wir in bisschen konservativer zu Werke gegangen", erklärt Flach. "Das liegt auch an den Reifenschäden, die leider in letzter Zeit ziemlich häufig geschehen sind."

"Wir haben versucht, ein bisschen zu haushalten und sind hohe Drücke gefahren. Das hat sich ausgezahlt. Trotzdem hat die #14 [in Zandvoort] noch immer einen Reifenschaden gehabt. Es ist schwer abzuschätzen, wo die Grenze liegt."

Titelkampf mit Liebe zum Detail

Nun liegt das Team mitten im Titelkampf. Auch in der Fahrerwertung haben Albert Costa und Jack Aitken nach ihrem Sieg im Sonntagsrennen in Zandvoort mit Platz vier realistische Meisterschaftschancen.

"Die Ambitionen sind sicherlich da, Lamborghini hat diese Meisterschaft schließlich noch nie gewonnen", sagt Flach. "Aber wir sind bescheiden. Unsere Einstellung ist nicht, dass wir ausschließlich hierherkommen, um zu gewinnen. Wir wollen einen guten Job machen. Wir wissen um die große Erfahrung und die starken Fahrer bei anderen Teams."

Schon beim ersten Rennwochenende holte EFR Poleposition und schnellste Runde

Schon beim ersten Rennwochenende holte EFR Poleposition und schnellste Runde Zoom

"Wir versuchen, unsere Stärken einzusetzen. Wir sind gut im Engineering, mittlerweile kennen wir den Lambo ziemlich gut. Wir versuchen, unsere Möglichkeiten auszuschöpfen. Es reizt mich natürlich - ich möchte auf dieser Welle weiterreiten und aus den vier Rennwochenenden, die noch ausstehen, möglichst viele Punkte mitnehmen. Und natürlich wollen wir ein Wort um die Meisterschaft mitreden."

Dazu überlässt das Team nichts dem Zufall, wie Frey-Hilti erklärt: "Nach Wochenendeinsätzen nehmen wir die Fahrzeuge fast vollständig auseinander. Bei Unfällen oder Berührungen werden die entsprechenden Teile geröntgt und auf Risse untersucht, denn wir haben eine strikte Qualitätskontrolle."

"Es ist schwierig, bei einem so engen Zeitplan dieses Prozedere einzuhalten. Aber unser 21-köpfiges Team ist seit Jahren zusammengewachsen, sehr eingespielt und wird mit dieser Herausforderung fertig."