Sandritter-Kolumne: "Ein katastrophales Wochenende"
Für Maximilian Sandritter lagen beim GT-Masters-Rennen in Spa Freud und Leid nah beieinander: erster Saisonsieg für das Team Schubert - Jörg Müller im Krankenhaus
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© talent race GmbH/Alex Trienitz
Ich erlebte Höhen und Tiefen - durch Eau Rouge und durch Jörgs Pech mit René Rast Zoom
was für ein Wochenende! Es war der zweite Stopp des ADAC-GT Masters im diesjährigen Rennkalender und für mich eines der Highlights der Saison: SPA! Die legendäre Rennstrecke inmitten der Ardennen mit ihren schnellen Kurven und den vielen Bergauf- und Bergab-Stücken ist eine echte Herausforderung. Das erste Mal die Eau Rouge mit voller Pace zu fahren - das kostet schon einige Überwindung. Doch im freien Training am Freitagvormittag habe ich es dann zum ersten Mal erlebt - ein tolles Gefühl! Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass meinem Teamkollegen Jörg Müller diese Kurve zwei Tage später zum Verhängnis werden sollte...
Zuvor aber kam das Rennen am Samstag. Ich hatte mir im Qualifying einen zufriedenstellenden neunten Startplatz herausgefahren und konnte diesen in meinem Stint bei trockener Strecke halten. Dann plötzlich schien der Himmel seine Pforten zu öffnen und der für die Region typische "Ardennenregen" verwandelte die Strecke innerhalb von Sekunden in eine spiegelglatte Rutschbahn. Auf Slicks habe ich mich noch zwei Runden durch die nasse Hölle gekämpft und das Auto sicher in die Box gebracht.
Zwischenfall mit René Rast führte zum Samstags-Aus...
Es folgte ein spektakulärer Reifenwechsel: ein anderes Auto stand vor unserer Box, sodass ich beim Boxenstopp kaum Platz zum Abstellen unseres BMW Z4 GT3 hatte und nur circa zehn Zentimeter hinter unserem Schwesterauto von Dominik Baumann und Claudia Hürtgen zum Stehen kam. Doch unser Mechaniker-Team blieb professionell gelassen und legte solch einen schnellen Reifenwechsel hin, dass sich Jörg auf Platz fünf liegend wieder in das Fahrerfeld einordnen konnte, wo er sich auch gleich souverän einen Platz nach vorne kämpfte.
© talent race GmbH/Alex Trienitz
René Rasts Fahrfehler führte zu Ausfall unseres BMW Z4 GT3 Zoom
Doch dann schloss René Rast in seinem Audi von hinten auf. Beim erbitterten Zweikampf um Platz 4 drehte sich der Audi plötzlich und traf unseren BMW Z4 GT3 so unglücklich am Hinterreifen, dass Jörg mit einem Reifenschaden aufgeben musste. Was für eine Enttäuschung... René entschuldigte sich direkt nach dem Rennen bei Jörg für seinen Fahrfehler - ein echt fairer Zug von ihm. Rennunfälle können immer passieren und gehören zum Motorsport dazu. Aber klar: bei solch einem viel versprechenden Rennen zwei Runden vor Schluss abgeschossen zu werden, das war schon bitter für uns.
Am Sonntag waren die Voraussetzungen für eine gute Platzierung nicht so viel versprechend: Jörg startete aufgrund gestrichener Qualifying-Rundenzeiten von Platz 25 und es regnete wie aus Kübeln, als wir um 12:15 Uhr an den Start gingen. Dennoch wollten wir alles geben und das Feld von hinten angreifen - bei einem "Wet Race" manchmal gar nicht die schlechteste Position.
Doch dann kam die Schrecksekunde: der Audi von René Rast hatte sich weiter vorne im Feld nach einem Kontakt mit dem Farnbacher-Porsche in der Eau Rouge gedreht und stand so unglücklich auf der Fahrbahn, dass Jörg keine Chance zum Ausweichen hatte und voll in das Heck des Audi krachte. Ich habe den Crash in der Box mit verfolgt und konnte es kaum fassen.
Natürlich bin ich gleich ins Medical Center gefahren und habe Jörg ins Krankenhaus begleitet. Er hatte Glück im Unglück: eine Rippenprellung und ein Muskelfaserriss waren die einzigen Blessuren, die er nach diesem harten Unfall davontrug. Und auch René konnte mit kleineren Blessuren aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Auf dem Weg ins Krankenhaus dann noch eine freudige Nachricht: unser Schwesterauto hatte sich auf Platz eins vorgekämpft und Claudia Hürtgen konnte den ersten Saisonsieg für das PIXUM Team Schubert powered by Jochen Schweizer einfahren!
Unser Schwesterauto beweist: wir können Siege einfahren!
Ja, so nah liegen manchmal Freud und Leid beieinander. Aus sportlicher Hinsicht war es für Jörg und mich ein katastrophales Wochenende. Aber ich versuche, die positiven Seiten zu sehen: Jörg und René ist nichts Schlimmeres passiert und unser Team hat bewiesen, dass wir ein konkurrenzfähiges Auto haben, mit dem wir Siege einfahren können. Mit diesem Gefühl werden Jörg und ich am Sachsenring vom 07. bis 09. Juni erneut angreifen. Drückt uns die Daumen, dass wir dort mehr Glück haben und endlich unsere guten Fahrergebnisse ohne Unfälle ins Ziel retten können.
Bis bald, euer Max