Regenchaos in Valencia - Glock auf Titelkurs

(Motorsport-Total.com) - In einem chaotischen Hauptrennen in Valencia machte Timo Glock heute einen Riesensprung in Richtung GP2-Titel: Der iSport-Pilot spielte zwar im Kampf um den Sieg keine Rolle, profitierte aber vom Ausfall seines Titelrivalen Lucas di Grassi (ART) und kam nach einer kämpferischen Schlussphase auf abtrocknender Strecke als Siebenter ins Ziel.

© GP2

Timo Glock ist der Meistertitel nach Platz sieben heute kaum noch zu nehmen

Sein Vorsprung vor dem morgigen Finalsprint beträgt damit bereits vier Punkte - selbst wenn di Grassi von ganz hinten mit der schnellsten Rennrunde gewinnen sollte, würde Glock also schon ein vierter Platz zum Gesamtsieg reichen. Dass es nicht schon heute zur Entscheidung kam, lag in erster Linie am Wetter: Bei wechselhaften Bedingungen zu Beginn wählte der Deutsche wie die meisten anderen Piloten Regenreifen, doch das stellte sich als Fehlentscheidung heraus.#w1#

Trockenreifen waren die richtige Wahl

Gleich am Start setzten sich dadurch die Fahrer mit einem Trockensetup ins Szene: Kazuki Nakajima (DAMS) ging von der Pole Position aus in Führung und fuhr gemeinsam mit dem Campos-Duo Vitaly Petrov und Giorgio Pantano dem Rest des Feldes davon. Mit deutlichem Rückstand profitierte auch Racing Engineerings Marcos Martinez vom goldenen Händchen seiner Crew bei der Reifenwahl, so dass er hinter dem Spitzentrio, aber vor allen anderen ein einsames Rennen erlebte.

Bei stellenweise sehr nassen Bedingungen ging es vor allem bis zu den Boxenstopps rund, Dreher und Ausritte prägten das Geschehen auf dem kurvenreichen Kurs in Spanien. Die prominentesten Opfer dieser Verhältnisse waren Bruno Senna (Arden) und vor allem di Grassi, der sein Auto außer Kontrolle verlor, rückwärts durch das Kiesbett schlitterte und sich von dort nicht mehr befreien konnte, so dass er morgen von ganz hinten losfahren muss.

Zunächst lief es aber auch für Glock alles andere als plangemäß: Der iSport-Pilot verpatzte den Start bei rutschigen Bedingungen, fiel relativ schnell zurück und hatte daher früh eine Runde Rückstand auf die Spitze. Zehn Runden vor Schluss startete er auf Trockenpneus aber seine kontrollierte Aufholjagd, im Zuge derer er sich erst Mikhail Aleshin (ART), dann den mit Problemen kämpfenden Luca Filippi (Super Nova) schnappte. Nur an Andy Soucek (DPR) kam er knapp nicht vorbei.

Erster russischer Sieg in der GP2

An der Spitze fuhr Petrov begünstigt durch die Umstände ein absolut makelloses Rennen, was nach 45 Umläufen den ersten russischen Sieg in der GP2 bedeutete. Pantano rundete als Zweiter den totalen Triumph in der spanischen Heimat des Campos-Teams ab, Nakajima kam als Dritter ins Ziel. Auf der Ziellinie krachte es aber noch einmal, als Pantano beim Vorbeifahren an seiner jubelnden Crew abbremste und ihm der Japaner ins Heck fuhr.

© GP2

Vitaly Petrov fuhr dank einer fehlerlosen Leistung seinen ersten GP2-Sieg ein Zoom

Das Chaos im Rennen nahm - verstärkt durch einen Ausfall des Zeitencomputers - zwischenzeitlich so arge Dimensionen an, dass nicht einmal mehr die Streckenposten wussten, wem sie nun blaue Flaggen zeigen müssen und wem nicht. Außerdem hätte man nach Sennas Ausfall in einer mittelschnellen Linkskurve eigentlich sicherheitshalber das Safety-Car auf die Strecke schicken müssen, weil das Abschleppen mit dem Kran viel zu lange dauerte.

Martinez als Vierter bester Spanier

Hinter dem Spitzentrio kam mit Martinez wie erwähnt der bestplatzierte Spanier ins Ziel, gefolgt von Borja Garcia (Durango), Soucek, Glock und Javier Villa (Racing Engineering), der sich damit die Pole Position für morgen sicherte und seinem Ruf als Spezialist für Sprintrennen wieder einmal gerecht werden könnte. Aleshin und der Ersatzmann von Sébastien Buemi, der ja an diesem Wochenende in der Formel-3-Euroserie im Einsatz ist, Filipe Albuquerque, rundeten die Top 10 ab.

Aufgrund der generellen Unberechenbarkeit der GP2-Serie wäre es noch zu früh für iSport, heute Abend schon eine Meisterfeier für Glock zu schmeißen, unter halbwegs normalen Umständen sollte aber eigentlich nichts mehr anbrennen. Spannend wird dafür der Kampf um Platz drei, denn Pantano hat vor dem allerletzten Saisonlauf dank des heutigen zweiten Platzes nur noch einen Punkt Rückstand auf Filippi.