• 24.08.2007 12:42

Glock und die Hitzeschlacht am Bosporus

Die hochsommerliche in Istanbul dürfte wesentlichen Einfluss auf das Rennen haben, ist sich Timo Glock sicher: "Ab 35 Grad wird es kritisch"

(MST/Speed-Academy.de) - Timo Glock konnte nur noch ächzen. "Meine Herren", keuchte der Odenwälder, als er am Donnerstagnachmittag nach den obligatorischen Fernsehinterviews vor der Hospitality vom BMW Sauber F1 Team aus der Sonne trat, "ist das heiß hier." Bei 34 Grad und ohne eine Spur von Schatten im Fahrerlager verspricht das ganze Wochenende eine brütende Angelegenheit zu werden. "Der Asphalt kann sich dann schnell auf über 50 Grad aufheizen", rechnet Timo vor. "Obwohl er mir beim ersten Ablaufen heute Vormittag heller vorkam als in den ersten beiden Jahren. Offenbar ist er schon ausgeblichen. Aber die Hitze speichert er dennoch sehr gut."

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Nicht nur im Cockpit kann die Hitze in Istanbul unangenehm werden

Der glühende Asphalt dürfte auch das Geschehen in der GP2 maßgeblich mit bestimmen. "Ab 35 Grad Lufttemperatur kommen wir langsam in den kritischen Bereich", verweist Timo. "Da muss man am mechanischen Set-Up arbeiten, damit das Auto über die Distanz konstant bleibt. Eine weichere Abstimmung hilft, macht einen aber auch deutlich langsamer. Da muss man einen optimalen Kompromiss finden."#w1#

Letztes Jahr legte der gelernte Gerüstbauer auf dem Otodrom in Kurtköy eines seiner besten GP2-Rennen ab. Die Zweikämpfe mit Lewis Hamilton und Nelson Piquet sorgen noch heute für Gesprächsstoff - in der GP2, aber auch im Formel 1 Fahrerlager. Dennoch mag Timo sich bei der Herangehensweise an die Set-Up-Arbeit nicht zu sehr auf die letzt jährigen Werte stützen. "Im Qualifying lagen wir damals voll daneben, und in den Rennen hatte ich einen unpassenden sechsten Gang eingebaut. Deswegen konnten die anderen auf den Geraden immer über mich herfallen, sobald ich den sechsten Gang eingespannt hatte. Aber immerhin wissen wir seither, was wir anders machen müssen. Darauf können wir aufbauen. Wir wissen jetzt genau, was wir für die Qualifikation machen müssen - und wir wissen, was wir fürs Rennen machen müssen. Das hoffe ich zumindest."

Zuverlässigkeit bereitet weiter Sorgen

Die große Unbekannte bleibt die Zuverlässigkeit. "Angeblich gibt es neue Gänge, querbeet durch alle Fahrstufen", berichtet Timo aus dem GP2-Fahrerlager. "Ich weiß aber noch nicht, nach welchem Verfahren die vergeben werden. Wahrscheinlich kriegen nur die Teams neue Gangräder, die von Getriebeschäden betroffen waren." Also auch iSport für Timo.

Neben der Gangwechseleinheit führt Timo auch Bedenken beim Motor ins Feld. "Bei der Hitze bin ich gespannt, ob die Kühlleistung ausreicht oder ob es Überhitzungsprobleme gibt. Das kann man mit der aerodynamischen Abstimmung beeinflussen. Wenn man vorn, am Frontflügel, zu viel Flap fährt, kann es passieren, dann man nicht genug Luft in die Öffnungen der Seitenkästen kriegt, sodass die Kühlung nicht optimal arbeiten kann. Und auch die Bremsen können bei solchen Temperaturen ein Thema werden - wegen Fading. Obwohl wir damit in letzter Zeit keine Probleme hatten."

Die Strecke auf der asiatischen Seite der türkischen Metropole besteht aus vielen flüssigen Kurven und einigen langen Geraden. Die meisten Fahrer schwärmen von der lang gezogenen achten Kurve, die sich aus mehreren Scheitelpunkten zusammensetzt und deren Einlenkpunkt man genau treffen muss, um nicht im Lauf der Kurve korrigierend am Lenkrad sägen muss. "Aber wenn man Turn 8 um zwei km/h schneller fahren kann, ist man deswegen nicht um eine Sekunde schneller. Wenn man die letzten drei Kurven optimal erwischt, macht das aber gleich mal drei Zehntelsekunden aus und hat einen Folgeeffekt auf den nächsten Streckenabschnitt."

Timo Glock nach dem Ziel fürs Wochenende zu fragen, ist ähnlich zielführend wie die Initiativen von Donald Duck, seinen Erbonkel Dagobert um Kreuzer anzupumpen. Die Antwort ist offensichtlich: "Ich will meinen Vorsprung in der Gesamtwertung wieder ausbauen. Dazu brauche ich ein problemloses Wochenende."