• 21.07.2007 20:30

Glock: "Sind wieder auf dem richtigen Weg"

Mit einem souveränen Sieg im Samstagsrennen der GP2-Serie auf dem Nürburgring schüttelte Timo Glock seine Pechsträhne ab

(MST/Speed-Academy.de) - Er war der Letzte, der zurückkam ins Fahrerlager. Paul Jackson lief am späten Samstagnachmittag ganz allein von der Boxengasse zurück zu seiner Teambasis. Die obligatorische spindeldürr gehaltene Selbstgedrehte in der Hand, ließ der Teamchef von Timo Glock die letzten Stunden noch einmal sinken: "Wir sind wieder auf dem richtigen Weg", strahlte er schließlich. "Dass wir schnell genug sind, stand nie in Frage. Aber dieses Resultat war dennoch wichtig fürs ganze Team - und auch für den Titelkampf insgesamt. Denn jetzt haben alle gesehen, dass wir nach wie vor Favorit sind und uns auch die Pechsträhne nicht aus der Bahn geworfen hat."

Glock hatte gerade seinen zweiten Saisonsieg in der Feederserie für die Formel 1 gelandet. Der Odenwälder war von der Pole Position aus gestartet. Doch er kam nur mäßig von der Linie weg: "Ich habe immer ein Problem mit der Kupplung. Ich suche mir auf meinem Startplatz den Druckpunkt, steige dann auf die Bremse, damit ich nicht anrollen kann - und wenn ich die Kupplung endgültig kommen lasse, ist der Druckpunkt auf einmal gewandert und ich komme schlecht weg."#w1#

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock nach seinem Heimsieg am Nürburgring: "Ich bin wieder da!"

Statt die Pole in eine Führung umzumünzen, musste er sich zunächst auf Rang drei einordnen. Im Gewühl des Haug-Hakens machte er eine Stelle gut, aber Lucas di Grassi hielt sich vor ihm: "Mit ganz vollen Tanks konnte ich ihm ersten Sektor zunächst nicht folgen. Aber kurz bevor er seinen Boxenstopp gemacht hat, merkte ich auf einmal, dass ich schneller bin als er. Daraufhin habe ich sofort Druck gemacht und mich direkt hinter ihn geklemmt, um zur Stelle zu sein, wenn er in die Box abbiegt."

Als der Brasilianer stoppte, hängte Glock noch zwei Runden an seinen eigenen ersten Stint an, in denen er ohne Gegner vor ihm sofort signifikant schneller wurde: "Das ging genau zwei Runden lang. Dann merkte ich, dass die Hinterreifen überhitzten und in die Knie gingen. Also kam auch ich zum Reifenwechsel an die Box. Das war perfekt getimt."

Die entscheidende Einfahrt zur Box hätte der 25-Jährige dabei fast noch verpasst: "Ich wollte zweimal gerade per Funk bei der Box anfragen, als zum selben Zeitpunkt auch mein Ingenieur mich anzufunken versuchte - und wenn beide gleichzeitig den Funkknopf drücken, kann keine Verbindung zustande kommen. Erst unmittelbar vor der Einfahrt der Boxengasse hat mein Ingenieur mich anschreien können: 'Willst Du jetzt reinkommen oder nicht?' Ich brüllte nur zurück: 'Jawohl, sofort!' und stich auf den letzten Drücker in die Boxeneinfahrt."

Clevere Strategie zum Sieg

In der Summe aus zwei Runden freier Fahrt und einer schnelleren Inlap auf der Anfahrt zum Stopp kam Glock knapp vor di Grassi wieder auf die Bahn. Als auch jene Gegner, die noch später stoppten als er, ihren Service abgeleistet hatten, lag Glock auf Platz eins, gefolgt von di Grassi. Trotz eines zwar nicht riesigen, aber dennoch kommoden Vorsprungs hing der Sieg noch am seidenen Faden. Denn im Haug-Haken leistete Glock sich einen happigen Verbremser, bei dem er sich sein rechtes Vorderrad ruinierte.

"Ich hatte so fürchterliche Vibrationen, dass ich zwischendurch immer wieder Tempo rausnehmen musste, um den Reifen zu schonen. Immer, wenn di Grassi wieder ein bisschen näher kam, legte ich einen Zahn zu. Aber bis zwei Runden vor Schluss fürchtete ich ständig, dass der Reifen vielleicht ganz kaputt geht. Ich musste immer daran denken, wie Kimi Räikkönen in einer ganz ähnlichen Ausgangslage mal schlagartig rechts abgebogen ist", so der Deutsche.

Nach der Zieldurchfahrt, beim jubelnden Erklimmen des Dallara im Parc Fermé und bei der Siegerehrung konnte man förmlich zuschauen, wie Glock eine Zentnerlast von den Schultern fiel. Und auch nach dem Ende der Glückwunscharie strahlte er immer noch: "Ich bin wahnsinnig erleichtert. Aber das ist nach dem Verlauf der letzten beiden Wochenenden ja auch kein Wunder."