• 23.05.2007 18:25

  • von Inga Stracke

Glock: "Ich denke gar nicht an die Meisterschaft"

Der GP2-Pilot über Stadtrennen, Monte Carlo, die Kritik von Ron Dennis am GP2-Fahrerfeld und übereifrige Fahrerkollegen.

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Nach dem erfolgreichen Wochenende in Barcelona liegst du in der Gesamtwertung vorne, denkst du manchmal schon an den Titel?"
Timo Glock: "Ich denke über die Meisterschaft gar nicht nach. Ich weiß auch nicht. Ich habe wirklich noch nicht drüber nachgedacht, weil es für mich einfach noch zu früh ist, daran einen Gedanken zu verschwenden."

Titel-Bild zur News: Timo Glock, Giorgio Pantano

Glock rechnet damit, dass Pantano beim Fahrer-Briefing etwas sagen wird

"Ich verschwende eher Gedanken daran, wie man am Wochenende die meisten Punkte holen und das Rennen gewinnen kann. Wenn du zu viel darüber nachdenkst, dass du hier als Meisterschafts-Führender herkommst, dann kann es sein, dass du hier nur als Zweiter abreist. Deshalb versuche ich, so wenig wie möglich dran zu denken."#w1#

Frage: "Das ist aber fast nicht möglich, bei 13 Punkten Vorsprung bei nur einem Rennen..."
Glock: "Stimmt, wir haben nur ein Rennen. Aber geht doch: Schnellste Runde, Pole und Rennen gewinnen, dann herrscht Gleichstand. In der GP2 ist alles möglich!"

Frage: "Wie bekommt man hier eine vernünftige Qualifying-Runde hin?"
Glock: "Ich glaube, dass dies das Hauptthema ist, auch wenn viele Fragen, was man über das Rennen denkt. Wenn du im Qualifying hinten stehst, dann kannst du nur mit einer cleveren Strategie nach vorne kommen oder du sitzt da fest."

"Im Qualifying musst du clever genug sein, dir eine freie Runde zu erarbeiten. Du musst sie dir wirklich erarbeiten, denn jeder versucht natürlich, Abstand nach vorne zu bekommen. Dadurch wird vor der 'Rascasse' alles langsam."

"Dann macht vielleicht einer einen Fehler, dann kommt auf der Hälfte der Runde wieder alles zusammen, dann wird man wieder gebremst, dann muss man sich wieder einen Platz suchen."

"Im vergangenen Jahr hatte ich glaube ich keine einzige Runde, die frei war. Wenn du mal eine freie Runde hast, dann stehen in der 'Rascasse' wieder drei Autos vor dir, weil sie warten, bis sie eine freie Bahn haben. Das ist wie ein Autobahn-Effekt, bei dem es fast zu Auffahrunfällen kommt."

Frage: "Wie wichtig wäre ein GP2-Sieg in Monte Carlo für dich für die weitere Zukunft?"
Glock: "Monaco ist für jeden Fahrer etwas Besonderes, auch im Hinblick auf die Zukunft, da die meisten sagen, dass Monaco eine Fahrerstrecke ist. Es kommt hier viel auf den Fahrer an."

"Aber du brauchst auch das entsprechende Glück im Qualifying, speziell bei uns. Bei der Formel 1 ist es vielleicht etwas einfacher, weil wir 26 Autos auf der Strecke haben. In der Formel 1 kommt noch hinzu, dass am Ende nur zehn Autos auf der Strecke sind. "

"ber als Fahrer freue ich mich schon das ganze Jahr darauf, dass ich nach Monaco mit einem Auto komme, mit dem ich mitfahren kann. Im vergangenen Jahr mit BCN waren wir nicht gut aussortiert, aber ich bin trotzdem aufgefallen."

"Nach dem Rennen hat mich der Paul Jackson angesprochen und gesagt: 'Wir haben an der einen oder anderen Kurve gestanden und Rundenzeiten mit der Stoppuhr gestoppt und du warst teilweise schneller als Lewis Hamilton im ART. So sind wir auf dich aufmerksam geworden'. Das war mit Sicherheit ein spezieller Moment."

Frage: "Hast du schon mit deinen Fahrer-Kollegen geredet, du wolltest ja nach Barcelona ein paar Dinge ansprechen?"
Glock: "Ich wollte in der Fahrerbesprechung eigentlich etwas sagen, speziell was die Safety-Car-Phase angeht, da ich schon den Eindruck hatte, dass das ziemlich unkoordiniert war, wie die Autos geborgen worden sind. Aber ich habe im Nachhinein vergessen, dass ja am Anfang relativ lange der Alex Negrao geborgen wurde, was viel Zeit gebraucht hat. Deshalb bin ich mir noch nicht sicher, was ich sagen soll."

Frage: "Und grundsätzlich zur Disziplin, im vergangenen Jahr hattet ihr hier ja glaube ich drei rote Flaggen im Qualifying?"
Glock: "Ja, das war Chaos hoch zehn. Aber ich glaube, dass mir das der Giorgio Pantano abnehmen wird, denn er hat jetzt schon in ziemlich vielen Interviews gesagt, dass es nicht sein kann, was da manche Fahrer in der ersten Kurve abziehen."

"Ich bin mir sicher, dass er gewisse Dinge ansprechen wird, bevor er in der Fahrerbesprechung zu Charlie Whiting 'Hallo' sagt. Wenn er nichts sagt, dann werde ich da schon etwas sagen. Wenn keiner etwas sagt, werde ich etwas sagen, aber ich glaube, dass es genügend gibt, die da etwas sagen."

Frage: "Sind das hauptsächlich die Neulinge, die das Chaos verursachen, oder sind da auch erfahrene Fahrer dabei?"
Glock: "Ich will es nicht auf die Neulinge schieben. Jeder fährt im Rahmenprogramm der Formel 1, jeder weiß, dass die Formel-1-Bosse umso mehr darauf schauen, nachdem Lewis Hamilton und Nico Rosberg in die Formel 1 aufgestiegen sind."

"Da hat der eine oder andere vielleicht etwas zu viel Druck und will zu viel zeigen in der ersten Kurve. Da habe ich durch meine Erfahrung vielleicht einen Vorteil und bin dem einen oder anderen vielleicht einen Schritt voraus."

Frage: "Hat dich diesbezüglich die Bemerkung von Ron Dennis geärgert?"
Glock: "Nö. Ich habe sie gelesen und im ersten Moment gedacht 'Eine komische Aussage'. Im Nachhinein habe ich gedacht, dass er das ja hat sagen müssen, denn hätte er gesagt, dass das Fahrerfeld in diesem Jahr stärker ist als im vergangenen Jahr, dann hätte er ja Lewis Hamilton in Frage gestellt."

"Jeder hat seine eigene Meinung. Die Rennen zeigen in diesem Jahr, dass die GP2 wieder starke Rennen hat. Die Tatsache, dass iSport in Barcelona so stark war, lässt vielleicht manche darauf schließen, dass das GP2-Feld nicht so stark ist."

"Letztes Jahr war ART so dominant, da kann man auch sagen 'So gut war das Fahrerfeld auch nicht'. Aber das werde ich nicht sagen, denn ich bin ja vergangenes Jahr mitgefahren..."

Frage: "Bekommst du von dem Flair hier etwas mit abgesehen von der Tatsache, dass man hier im Hafen die Yachten sieht?"
Glock: "Ich kenne das ja so ein bisschen von Amerika. Wenn man das mit der ChampCar vergleicht, dann ist es ähnlich, aber Monaco ist schon etwas anders. Hier gibt es viel Glamour, der dicht aufeinander gedrängt ist. Das ist schon nochmal etwas anderes."

"Aber jeder Stadtkurs hat glaube ich seine Spezialitäten. Wenn man hier herfährt, das ist schon ein einzigartiges Gefühl. Das ist nirgendwo sonst möglich, auf solch einer Strecke zu fahren. Das gibt es nur ein Mal. Es gibt natürlich noch andere Stadtkurse wie Long Beach, aber alle sind auf ihre Art speziell."

Frage: "Wird man Singapur mit Monaco vergleichen können?"
Glock: "Ich weiß nicht. Was mir aufgefallen ist - in den letzten Jahren werden die Stadtkurse sehr geplant gebaut. In Monaco gibt es nur diese eine Streckenführung, Ende aus. Da ist alles natürlich, es ist so, wie es ist."

"Die neuen Strecken, die gebaut werden, werden am Zeichenbrett konstruiert. Hier ist man wohl früher mal mit dem Auto durchgefahren hat gesagt 'Okay, hier biegen wir mal rechts ab, dann geht es hier links rum und irgendwann kommen wir wieder beim Ziel raus'. Deswegen kann man das wohl nie so genau vergleichen. Singapur wird wieder auf eine andere Art sehr, sehr speziell sein."

Frage: "Aber Sonntagabend Party kannst du machen?"
Glock: "Das weiß ich noch nicht genau, denn mein Flieger geht eigentlich am Sonntagabend. Aber vielleicht kann ich das noch ändern, das wird vom Ergebnis abhängen."

Frage: "Dann dürfest du die Einladung zum Dinner. Ist das ein besonderer Anreiz?"
Glock: "Ich plane so etwas nicht. Ich habe auch keine Abendgarderobe dafür dabei. Denn wenn man so etwas plant, dann geht es meistens schief."