• 04.03.2008 13:52

  • von Stefan Ziegler

Wickens: Konstante Punkteränge das Ziel

Den Sieg beim Sprint-Rennen in Durban hat er in der Tasche, jetzt nimmt Robert Wickens die World Series in Angriff

(Motorsport-Total.com) - Robert Wickens war über den Winter in der A1GP unterwegs und wird 2008 für Carlin in der Renault World Series ins Lenkrad greifen. In Durban konnte der 18-jährige vor kurzem auf das oberste Treppchen klettern und bei anderen Gelegenheiten des Öfteren sein Talent zeigen. Im Interview spricht der Kanadier über die beiden Rennserien und seine Ziele für dieses Jahr.

Titel-Bild zur News: Robert Wickens

Kanada ganz vorn: Robert Wickens siegte beim A1GP-Sprint in Durban

Frage: "Robert, seit dem letzten Rennen der World Series bist du A1GP gefahren. Wie lief das für dich?"
Robert Wickens: "Es war toll! Ich bin sehr zufrieden damit, wie das Team und ich vorangekommen sind und wie wir uns entwickelt haben. Zu Beginn der Saison hatten wir etwas zu kämpfen, aber wir haben gute Fortschritte gemacht. Drei Podiumsplatzierungen in den letzten drei Rennen sind sicherlich ein gutes Zeichen."#w1#

In der A1GP wichtige Erfahrungen gemacht

Frage: "Denkst du, dass dir das Rennfahren in der A1GP in der Vorbereitung zur World Series geholfen hat?"
Wickens: "Fahren ist fahren, da macht es keinen Unterschied, ob du im Go-Kart Gas gibst oder im A1GP-Boliden. Solange es dich fit hält, ist es okay. Ich denke aber, dass mir mein A1GP-Einsatz vor allem für das Qualifying geholfen hat. Man muss nämlich seine schnellste Zeit auf einer einzigen Runde schaffen. Das beinhaltet natürlich die Fähigkeit, sofort alles aus dem Auto und den Reifen herausholen zu können. Die Reifen in der A1GP-Serie würde ich als Peak-Reifen bezeichnen. Ich meine damit, dass sie sehr schnell nachlassen. Wenn du deine Gummis in den ersten drei Runden nicht nutzt, dann hast du deinen Vorteil verspielt."

"A1GP hat mich außerdem den europäischen Fahrstil gelehrt. Meiner Meinung nach gibt es beim Fahrstil nämlich durchaus Unterschiede zwischen Amerika und Europa. Im europäischen Rennsport kann man seine Linie kampfbetonter verteidigen und trotzdem noch innerhalb der Regeln sein. Matt Greasley wird zudem in der World Series mein Renningenieur sein und war auch Teil meines Teams in der A1GP. Also hatten wir den ganzen Winter über Zeit, eine Beziehung zueinander aufzubauen und unsere Arbeitsweisen kennenzulernen. Bislang hatte ich noch nie die Chance, mit einem Renningenieur schon vor Saisonstart zusammenzuarbeiten, das wird also sicherlich von Vorteil sein."

Frage: "Warum ist die Beziehung zum Renningenieur so wichtig?"
Wickens: "In einem Rennstall ist das Verhältnis zwischen Fahrer und Ingenieur vielleicht das wichtigste im Team überhaupt. Man hat schon gesehen, dass der beste Fahrer und der beste Renningenieur nicht zwangsweise auch gut miteinander arbeiten können. Zuerst einmal muss man herausfinden, wie man miteinander kommunizieren kann. Und die Beziehung braucht natürlich Vertrauen als Basis, ganz klar. Ein Fahrer muss sich auf die Hinweise des Ingenieurs verlassen können und ein Ingenieur muss darauf vertrauen, dass das Feedback des Piloten akkurat ist."

Hauptsächlich unbekannte Strecken in der World Series

Frage: "Worin liegen die Hauptunterschiede zwischen einem Auto der World Series und einem A1GP-Renner?"
Wickens: "Ich denke, der World-Series-Bolide ist das anspruchsvollere Auto, der A1GP-Wagen fühlt sich schneller an. Das liegt aber wohl daran, dass er weniger Grip hat."

Frage: "Was hälst du vom World-Series-Auto?"
Wickens: "Es ist ein schönes Fahrzeug, die neue Version sieht richtig fantastisch aus! Durch die Modifikationen sieht es fast aus wie ein Formel-1-Wagen. Ich bin mir nicht wirklich sicher was die vielen Winglets angeht, aber wenn sie mir auf der Strecke helfen, dann bin ich überzeugt davon."

Frage: "Hast du viel Erfahrung auf den Strecken der World Series?"
Wickens: "Nein, auf den meisten Kursen war ich noch niemals zuvor. Mit Carlin war ich in den letzten beiden Saisonläufen in Estoril und Barcelona und am Nürburgring war ich schon in der Formel BMW unterwegs. Ich glaube aber nicht, dass das ein großes Handicap werden wird. Während der letzten beiden Jahre fuhr ich ChampCar Atlantic, World Series und A1GP und musste überall neue Rennstrecken lernen. Ich glaube schon, dass ich eine gute Methode habe, mir neue Kurse einzuprägen. In der A1GP-Serie habe ich schließlich auch das Sprint-Rennen in Durban gewonnen, ohne vorher jemals dort gewesen zu sein."

Konstanz als Schlüssel zum Erfolg

Frage: "Gibt es da eine Rennstrecke, worauf du dich besonders freust?"
Wickens: "Ich bin schon sehr gespannt auf Monaco. Ich denke, jeder träumt davon, dort Rennen zu fahren. Wir starten im Rahmen der Formel 1, die Atmosphäre wird sicherlich gigantisch sein."

Frage: "Welche Erwartungen hast du vor dem Saisonstart?"
Wickens: "Ich habe mir ein paar Ziele gesetzt. Am wichtigsten in der World Series ist es wohl, konstant zu sein. Natürlich möchte ich auch Rennen gewinnen, aber es ist ebenso wichtig bei jedem Event Punkte zu holen und ständig in den Top-Fünf vertreten zu sein."

Frage: "Wie kommst du mit deinem Teamkollegen Mikhail Aleshin zurecht?"
Wickens: "Mikhail ist ein netter Kerl. Wir haben noch nicht so viel Zeit miteinander verbracht, weil er in Russland war und ich in Kanada oder unterwegs mit der A1GP. Wir versuchen über Email in Kontakt zu bleiben und uns gelegentlich auf dem Laufenden zu halten. Wir werden schon bald Nachbarn in einem kleinen Dorf in Österreich sein und werden uns daher wohl öfters sehen. Er ist ein guter Fahrer und sehr schnell. Deshalb glaube ich, dass wir uns über die Saison hin gegenseitig pushen werden."

Frage: "Wen siehst du in der World Series als deinen Hauptkonkurrenten?"
Wickens: "Im Moment weiß ich noch nicht einmal, wer alles fahren wird. Ich versuche aber nicht daran zu denken, gegen wen ich fahren werde. Ich bin hier, um einen Job zu erledigen, möchte mich immer so gut wie möglich verkaufen und 100 Prozent gebe ich sowieso."