Nick Cassidy über verpasste WM-Chance: "Mir wurde in die Eier getreten!"

Die teaminterne Envision-Kollision war der Aufreger in London: Weil Buemi seinem Teamkollegen den Frontflügel zerstörte, verlor Cassidy möglicherweise den WM-Titel

(Motorsport-Total.com) - Nick Cassidy startete mit größten Titelhoffnungen in das vorletzte Rennen der Formel-E-Saison 2023. Der Polesitter, der vor dem London-Wochenende auf dem zweiten Platz der Gesamtwertung lag, verlor nach einer Kollision mit Envision-Teamkollege Sebastien Buemi jedoch alle Chancen auf den Weltmeistertitel. Nun sagt der Neuseeländer, dass er "einfach zu nett" gewesen sei.

Titel-Bild zur News: Nick Cassidy, Jake Dennis

Nick Cassidy konnte sich nicht auf die Schützenhilfe von Buemi verlassen Zoom

Nach dem Start des Rennens übernahm Cassidy zunächst die Führung, gefolgt von Buemi. Für Envision lief bis dahin alles nach Plan. Der Schweizer schirmte seinen Teamkollegen vor Jakes Dennis ab, damit Cassidy ohne Positionsverlust den Attack-Modus aktivieren konnte.

Anschließend drehte Envision die Positionen, um Buemi den gleichen Vorteil zu ermöglichen. Doch dabei fiel das Envision-Duo auf die Plätze drei und vier zurück. Buemi, der nun vor dem WM-Anwärter lag, verteidigte sich mit allen Mitteln, wobei sich Cassidy an seinem Teamkollegen den Frontflügel beschädigte.

"Mir wurde in die Eier getreten!"

Cassidy versuchte das Rennen am Ende des Feldes fortzusetzen, musste seinen Boliden wenig später aber dennoch abstellen. Anschließend schäumte der Neuseeländer vor Wut. "Ich hatte das Rennen eigentlich gewonnen, ich hatte beide Attack-Modi aktiviert. Ich hatte noch eine Menge Energie. Ich lag in Führung und war einfach zu nett", schimpft Cassidy.

"Ich habe die Führung aufgegeben, um ihm [Buemi] zu helfen und meinen Beitrag für das Team zu leisten", begründet der Envision-Pilot die Entscheidung, seine sichere Führungsposition abzugeben. "Vielleicht muss ich ein bisschen egoistisch sein."

"Ich hatte das Gefühl, dass man mir in den letzten beiden Rennen in die Eier getreten hat", so Cassidy. "Wir hatten alle Möglichkeiten, den Titel zu gewinnen."

Keine Diskussionen bei Envision

Wurde der Vorfall anschließend mit dem Team oder Buemi besprochen? "Weder noch, die Meisterschaft ist vorbei", bringt Cassidy die Folgen der teaminternen Kollision auf den Punkt. "Ich bin kein Typ, der sich über etwas streiten will, das in der Vergangenheit liegt."

Auch, wenn Buemi mit seinem vierten Platz noch wichtige Punkte für die Teamwertung sammelte, die Envision nun punktgleich mit Jaguar anführt, ist die Stimmung im Team angespannt. Allerdings sieht der Schweizer die Schuld der teaminternen Kollision nicht bei sich.

Der Schweizer sagt, er habe keine Funkanweisungen vom Team erhalten, als Cassidy hinter ihm lag. Andernfalls hätte er möglicherweise anders reagiert. Nun gilt es, "vor dem zweiten Rennen am Sonntag zu verstehen, was falsch gelaufen ist", so Buemi.

Buemi: "Es ist sehr unglücklich!"

"Ich war heute in den Diensten von Nick, das hat mich nicht wirklich gestört", sagt Buemi. Davon war in dem chaotischen Rennen in London allerdings nicht viel zu merken. "Wir müssen natürlich alles überprüfen und sehen, was wir als Team falsch gemacht haben. Wir müssen verstehen, was schiefgelaufen ist, aber es ist sehr unglücklich, denn ich denke, wir haben viele Punkte verloren."

Nick Cassidy

Nick Cassidy verpasste seine Chance auf den WM-Titel Zoom

"Zu diesem Zeitpunkt [der Kollision] wusste ich nicht, ob er versuchte, sich vor einem anderen Fahrer zu verteidigen, oder ob er wirklich versuchte, mich anzugreifen", erklärt Buemi die Situation aus seiner Sicht. "Natürlich habe ich ihn in den ersten beiden Kurven gesehen, aber ich habe nicht erwartet, dass er in auch in der dritten Kurve auftaucht."

Für Buemi ist die Kollision schon wieder vergessen. Der Envision-Pilot richtet seinen Blick auf das Saisonfinale: "Wir kommen morgen gestärkt zurück, und wir werden sicherstellen, dass wir den Titel in der Teamwertung gewinnen."

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