Die Auswirkungen von Audis WEC-Aus auf das Formel-E-Team
Audi zieht sich am Ende der Saison aus der WEC zurück, doch welche Konsequenzen hat das eigentlich für das Formel-E-Team von Abt?
(Motorsport-Total.com) - Der Rückzug von Audi aus der Langstrecken-Weltmeisterschaft wird die Integration von Personal aus dem LMP1-Programm in das Formel-E-Projekt von Abt beschleunigen. Der Hersteller hatte im August verkündet, dass man die Elektrorennserie ab 2017 neu in sein Werksprogramm aufnehmen werde. Im vergangenen Monat schockierte man dann mit der Bekanntgabe, die WEC am Ende der Saison zu verlassen.

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Audi wird sich in Zukunft verstärkt in der Formel E engagieren Zoom
Laut dem baldigen Motorsportchef Dieter Gass, der Wolfgang Ullrich ersetzen wird, steht Audi "viel Arbeit bevor, um die Nachwirkungen des WEC-Ausstiegs auszusortieren". Dazu gehöre auch, dass das Personal, das sich bislang um den LMP1 R18 e-tron quattro gekümmert hat, schon eher in die Formel E gezogen wird. "Ich denke nicht, dass es um das Wer gehen wird, sondern um das Wieviel", sagt Gass.
"Wir hatten dieselben Gesichter, die sich auch schon ein wenig um die Formel E gekümmert haben. Jetzt sind sie in der Lage, sich vollständig der Formel E zu verschreiben", so Gass weiter. "Wir werden viel Arbeit aus der WEC nutzen können - mit dem Hybrid oder der MGU -, von daher werden wir davon profitieren. Zudem werden wir die Verbindung zur Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Audi verstärken und den Austausch haben, den wir in der Vergangenheit immer mit Le Mans und den Serienfahrzeugen hatten."
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Audi hat sich bereits verpflichtet, größeren finanziellen und technischen Support für die aktuelle Formel-E-Saison bereitzustellen, doch weil die Antriebe bereits homologiert sind, können Motor, Inverter und Getriebe während der Saison nicht verbessert werden. Das hemmt den kurzfristigen Einfluss Audis auf die Performance von Abt, trotzdem ist Gass davon überzeugt, dass "es in den erlaubten Grenzen hilft".
"Wir müssen auf die Software-Entwicklung und die Dinge schauen, die man beeinflussen kann", meint er, "aber so sah der Plan ohnehin aus. Nach dem Ausstieg aus der WEC sollte man keine allzu großen Unterschiede von unserer Seite aus erkennen."
Laut Abts Sportdirektor Thomas Biermaier könnte der WEC-Ausstieg "positiv für diese Saison" sein: "Wir können einen Schritt nach vorne machen. Wir haben von Audi schon immer Unterstützung bei der Software und anderen Dingen erhalten, aber die Hauptarbeit wurde von uns gemacht. Mehr und bessere Unterstützung ist immer positiv." Abt wird aber weiterhin selbstständig für das Rennteam verantwortlich sein, wie Gass andeutet: "Es gibt für uns keinen Grund für große Veränderungen."
Abt hat durch Audi-Werkspilot Lucas di Grassi sechs Rennen gewinnen können, zwei davon wurden allerdings im Nachhinein aberkannt. Der Antrieb des Teams kommt trotz der Verbindungen zu Audi von Langzeit-Partner Schaeffler. "Das ist, was wir lieben", so Biermaier. "Wir wollen für die Abläufe verantwortlich sein. Wir können stolz auf unsere Erfolge in den ersten beiden Saisons sein. Das ist nicht so schlecht für ein kleines Unternehmen."

