Beton und Schneckenkurve: Probleme für Formel-E-Fahrer?

Der Formel-E-Kurs von Berlin ist spezieller als alle anderen: Die Piloten freuen sich auf Kurve 1 und sind gespannt, ob der Beton wieder die Reifen stresst

(Motorsport-Total.com) - Berlin ist anders. Das gilt nicht nur für die Stadt an sich, sondern auch für den Formel-E-Event am Samstag und Sonntag. Nicht nur, dass zum ersten Mal in dieser Saison zwei Läufe an einem Wochenende stattfinden, auch der Kurs weist einige Besonderheiten auf. Auf diese konnten sich die Piloten auch vorher nicht unbedingt einstellen, denn das Layout ist anders als vor zwei Jahren, als man schon einmal in Tempelhof zu Gast war.

Titel-Bild zur News: Loic Duval

Auf dem Beton geraten nicht nur die Reifen an ihre Grenzen Zoom

Weil der Kurs damals aber wenig spektakulär war und kaum Action bot, stampfte man kurzerhand ein neues Layout aus dem Boden. Mit dabei sind mehrere Überholpunkte, eine langsame Schneckenkurve nach der Startgeraden und die Fahrt durch ein Zuschauerzelt. Wie sich das auswirken wird, wird das Wochenende zeigen, doch nach den ersten Eindrücken war Nick Heidfeld erst einmal nicht beeindruckt.

"Im Simulator hat mir die Strecke nicht so sehr gefallen wie vor zwei Jahren", meint der Mahindra-Pilot zu 'Motorsport-Total.com'. Denn vor allem die geschaffenen Überholmöglichkeiten sollten nicht das halten, was sie versprochen hatten. Der Mönchengladbacher hatte nicht das Gefühl, dass man mit diesem Layout viel überholen kann, weil die Kurven auch nicht ideal gesetzt sind - doch nach der Streckenbesichtigung musste er seine Meinung revidieren.

Gute Strecke, schlechte Strecke ...?

"Bei der Begehung sah es eigentlich interessant und spannend aus", muss der Mönchengladbacher zugeben und schiebt seine vorherige Ablehnung darauf, dass man im Simulator keine 3D-Sicht habe und die Strecke auch nicht unbedingt zu 100 Prozent akkurat dargestellt sei. Erst beim Shakedown konnte er dann seinen ersten richtigen Eindruck bekommen. "Man muss immer warten, bis man die ersten Runden gefahren ist", sagt er.

Sein Landsmann Daniel Abt ist zufrieden mit dem Layout. Er sieht sehr wohl gute Überholmöglichkeiten für die Formel-E-Piloten geboten. "Es geht besser als im ersten Jahr", nickt er und sieht die Diskussion ohnehin müßig: "Wenn man es schafft, in Paris zu überholen, dann schafft man es hier zehnmal", so Abt zu 'Motorsport-Total.com'. "Und weil die Rennen lang sind und man Energie sparen muss, sollte das ohnehin kein Problem sein."

Berlin ePrix

Berlin hat für den zweiten Tempelhof-ePrix ein neues Layout bekommen Zoom

Ins Auge fällt vor allem Kurve 1, die man so auf keiner anderen Strecke findet. Ähnlich wie die Schneckenkurve von Schanghai windet sich der Kurs in einem immer enger werdenden Bogen (hier allerdings nach links), bevor ein plötzlicher Richtungswechsel die Fahrer wieder andersherum führt. "Die erste Kurve ist cool. Sie ist ein wenig wie Schanghai, nur linksherum und viel langsamer", meint Antonio Felix da Costa (Andretti).

Gefürchtete Schnecke: Endlich mal Abwechslung

Im Auto könnte man bei so einer langgezogenen Kurve schon einmal die Geduld verlieren, weil sie nicht gerade angenehm zu fahren ist, doch die Fahrer freuen sich über die Herausforderung: "So soll es ja auch sein. Es soll nicht nur 90-Grad-Kurven geben, sondern auch etwas Abwechslung", meint Venturi-Pilot Maro Engel. "Es ist keine Standardkurve, in der man von außen nach innen fährt und sich dann wieder nach außen tragen lässt. Es ist so ein Gemisch aus Spaß und Herausforderung. Du hast das Potenzial, etwas zu gewinnen, aber auch das Potenzial, etwas zu verlieren."

Der Deutsche glaubt, dass mehrere Fahrlinien am Ende zum Erfolg führen könnten. Speziell im Qualifying könnten die Fans unterschiedliche Ansätze zu sehen bekommen. Im Rennen könnte es hingegen etwas kniffliger werden, weil die Piloten zuvor schon durch die gebogene Start- und Zielgerade etwas eingeschränkt in ihrer Linienwahl sind, befürchtet Heidfeld.

Kurve 1 in Tempelhof

Die Schneckenkurve konnte ohne Layout-Zwänge designt werden Zoom

Der Rest des Kurses ist abgesehen vom überdachten Bereich nach Kurve 2 wieder Formel-E-typisch. Allerdings müssen die Fahrer in Berlin dabei mit einem ungewohnten Untergrund zurechtkommen. Asphalt dominiert sonst die anderen Kurse, doch auf dem Flugfeld Tempelhof sind Betonplatten verlegt, die noch einmal zu einer speziellen Herausforderung werden. Das hat sich schon vor zwei Jahren gezeigt.

Wird Reifenverschleiß bei Beton zum Problem?

Dort war nämlich der Reifenverschleiß ein großes Thema: "Vor zwei Jahren war der Unterschied dramatisch", berichtet Heidfeld. "Wir hatten damals nach dem Training Sorge, ob wir überhaupt über die halbe Renndistanz kommen." Zwar stellte sich das am Ende als unbegründet heraus, dennoch ist mit einem erhöhten Reifenverschleiß und anderen Gripverhältnissen zu rechnen - und weil es in dieser Saison neue Michelin-Reifen gibt, haben die Piloten keine Referenz.

"Auf manchen Strecken hatten wir Betonbereiche, aber die komplette Strecke auf Beton wird etwas Neues sein", meint Engel gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Der Reifenverschleiß wird höher sein, weil der Belag rauer ist", sagt er, während Abt ergänzt: "Es ist für den Reifen auf jeden Fall beanspruchender. Wie es mit der neuen Mischung zusammenhängt, ist schwierig zu sagen." Und es soll ja auch Fahrer geben, die sich darüber freuen: "Die Reifen werden verschleißen, aber das ist cool", lacht Felix da Costa.


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Es gibt am Wochenende also ein paar unbekannte Faktoren, die Seriensieger Sebastien Buemi (Renault e.dams) das Leben etwas schwerer machen könnten. Laut Abt ist der Schweizer mit seinem Team zwar trotzdem noch Favorit, "aber man weiß nie, was passiert. Wir freuen uns auf das Heimspiel und versuchen, ihnen das Leben schwer zu machen." Berlin ist anders. Vielleicht am Ende ja auch in der Zeitentabelle.

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