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Mortara will auf "seiner Strecke" wieder siegen
Vorjahressieger Edoardo Mortara ist heiß darauf, den Grand Prix in Macao wieder für sich zu entscheiden - Noch keiner konnte das Prestigerennen zweimal gewinnen
(Motorsport-Total.com) - Den Titel in der Formel-3-Euroserie hat sich Edoardo Mortara bereits gesichert, nun will er sich am kommenden Wochenende einen weiteren Traum erfüllen. Er will beim berühmten Formel-3-Grand-Prix von Macao seinen Vorjahressieg wiederholen. Auf der Siegerliste des Prestigerennens stehen auch Namen wie Ayrton Senna und Michael Schumacher. Aber bisher ist es noch keinen Fahrer gelungen, das Rennen zwei Mal zu gewinnen. Das will Mortara am kommenden Wochenende ändern.

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Edoardo Mortara will in Macao seinen Vorjahressieg wiederholen
Der Italiener wurde 2008 Zweiter, im vergangenen Jahr siegte er. Mit 2:10.732 Minuten hält der Signature-Pilot auch den Streckenrekord auf dem Stadtkurs. Im Interview spricht Mortara über das Rennen, die perfekte Runde, seine Erfolge in Macao, sein Verhältnis zu Signature und seine Zukunft.
Frage: "Was liebst du an Macao und warum bist du dort so schnell?"
Edoardo Mortara: "Ich weiß es nicht, ich fühle mich auf dieser Strecke einfach wohl. Ich habe keine Angst vor den Mauern, ich habe das Vertrauen, richtig Gas zu geben. Vielleicht trifft das bei ein paar anderen nicht zu. Und die Atmosphäre ist einfach klasse. Wenn man hin kommen kann, würde ich das jedem Fan raten zu tun. Und wenn nicht, dann sollte man es sich definitiv im Fernsehen anschauen."
Frage: "Worauf kommt es bei der Abstimmung an? Die Strecke scheint aus zwei Hälften zu bestehen..."
Mortara: "Der Circuito da Guia ist eine ziemlich einmalige Strecke. Man hat eine sehr, sehr lange Gerade, auf der Topspeed gefragt ist. Aber der Bergabschnitt ist eng und kurvenreichen. Die Challenge ist also, den richtigen Kompromiss aus hoher und niedriger Downforce zu finden."

© F3 Euroseries
Für Edoarda Mortara ist Macao die tollste Strecke der Welt Zoom
Frage: "Lass uns eine komplette Runde durchgehen, Kurve für Kurve..."
Mortara: "Die ersten beiden Kurven nach dem Start gehen leicht mit Vollgas. Sie sind Teil der langen Geraden. Hier hat man guten Windschatten und kann überholen. Die Bremszone für Kurve 3 - die Lisboa-Kurve - hat es aber in sich. Man kommt im sechsten Gang mit 260 km/h an und dann geht es im zweiten Gang in eine scharfe Rechtskurve."
"Hier beginnt dann der Bergabschnitt. Und ich muss sagen, dass ich diesen Teil der Strecke absolut liebe. Ich finde es schon aufregend, wenn ich es mir nur vorstelle. Kurve 4 ist schnell und man nimmt viel Tempo mit, um gut auf die Gerade hoch auf den San-Francisco-Hügel zu kommen. Dann folgt eine Kurvenkombination. Man kommt im fünften Gang an und bremst rechts, schaltet in den dritten Gang runter und nimmt viel Schwung mit in die Linkskurve. Dann bremst man direkt die Maternity-Kurve an, eine Rechtskurve."
"Es folgt eine kurze Gerade, lang genug, um in den vierten Gang zu schalten. In diesem Gang fährt man auch durch eine schnelle Linkskurve und eine folgende Rechtskurve. Dann geht es wieder nach links, das geht mit Vollgas, ist aber tückisch - da kann man leicht das Auto verlieren. Dann kommt wieder eine kurze Gerade, auf der man bis in den fünften Gang beschleunigt, bevor man eine Links-Rechts-Kombination anbremst, die im dritten Gang gefahren wird. Dann wieder in den vierten Gang und dann direkt in eine wirklich enge Rechtskurve, die beim Bremsen ziemlich holprig ist. Hier kann man leicht die Vorderräder blockieren und abfliegen. Man kommt im zweiten Gang raus, schaltet in den dritten und bremst dann stark in die nächste langsame Rechtskurve hinein."
"Dann schaltet man wieder hoch in den vierten Gang, bevor es in eine abschüssige Linskurve geht, durch die man viel Tempo mitnehmen kann. Man kommt im dritten Gang raus. Die nächste Kurve ist die berühmte Melco-Spitzkehre. Die fährt man im ersten Gang und man muss das Lenkrad ziemlich querstellen. Sie ist sehr eng - die Strecke ist hier nur sieben Meter breit."
"Nun sind wir zurück auf dem breiten Streckenabschnitt. Hier muss man auf die Mauern aufpassen. Auf einer ziemlich langen Geraden geht es im fünften Gang auf die vorletzte Kurve - Fisherman's Bend - zu. Das ist eine schnelle Rechtskurve, dritter Gang. Der Ausgang ist entscheidend für die letzte Kurve, man muss maximales Tempo mit herausnehmen. Dann wieder in den vierten Gang und das Gaspedal durchtreten für eine weitere Runde."
Frage: "Du hast das Wochenende im vergangenen Jahr dominiert, wurdest dann aber im Rennen von deinem Teamkollegen überholt und musstest die Position zurück erobern. Erzähl uns von dem Wochenende, und wie es sich angefühlt hat, zu gewinnen."
Mortara: "Als ich nach Macao kam, hatte ich eine sehr schwierige, frustrierende GP2-Saison hinter mir. Ich war am Boden. Ich wusste, dass ich Macao um jeden Preis gewinnen musste, um meine Karriere zu retten. Es stand viel auf dem Spiel, aber das Ergebnis hat alles geändert. Das war der beste Tag meines Lebens."

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Der Sieg 2009: Edoardo Mortara an "besten Tag" seines Lebens Zoom
"Ich war Schnellster in allen Trainingssessions, aber habe im Qualifying keine wirklich gute Runde zusammengebracht. Ich bin als Dritter in das Hauptrennen gestartet. Mein Teamkollege Jean-Karl Vernay stand auf der Pole. Wir hatten identisches Material, und er ist sehr gut gefahren. Also wusste ich, dass es wirklich schwer wird, das Rennen zu gewinnen."
"Ich habe am Start die Führung übernommen, aber als das Safetycar raus kam, konnte mich Jean-Karl aus dem Windschatten heraus überholen. Ich habe ihn bis Rund elf gejagt, als er sich in der Spitzkehre verschaltet hat. Ich bin auf der Geraden an ihn herangefahren, bekam Windschatten und habe ihn in Lisboa überholt. Es war kein einfaches Rennen für mich, aber es war ein fantastisches Rennen!"
Frage: "Du fährst in Macao zum dritten Mal mit Signature. Was macht eure Partnerschaft so erfolgreich? Die Technik oder eher das gute Verhältnis?"
Mortara: "Sicherlich das gute Verhältnis. Es fühlt sich mehr an wie eine große Familie als wie ein Rennteam. Ich bin nun schon recht lange dort, ich kenne alle gut. Und ich denke, das hat uns geholfen, so konkurrenzfähig zu sein. Sie geben immer 100 Prozent, um mir das bestmögliche Auto hinzustellen."
Frage: "Warum fährst du wieder in Macao? Was gibt es dort noch zu beweisen?"
Mortara: "Eigentlich nichts. Aber ich fahre auch nicht in Macao, weil ich etwas beweisen muss. Ich gehe dorthin, weil ich es absolut liebe, dort Rennen zu fahren. Ich bin in Monaco gefahren, in Monza und Spa. Für mich ist das die tollste Strecke der Welt. Ende der Geschichte. Dazu weiß ich, dass ich ein starkes Paket habe und dass ich dieses wichtige Rennen ein zweites Mal gewinnen kann. Das ist eine schöne Ausgangslage."
Frage: "Falls du wieder gewinnst, würdest du dich in die Geschichtsbücher eintragen. Dann wärst du Mr. Macao. Was sind deine weiteren Ziele?"
Mortara: "Gewissermaßen bin ich ja schon Mr. Macao. Aber klar, es wäre fabelhaft, der einzige Fahrer zu sein, der dort zweimal gewonnen hat. Ich konzentriere mich aber nicht darauf, sondern werde einfach mein Maximum geben. Den Rest werden wir sehen. Und was meine Ziele angeht: Der erste Macao-Sieg hat nicht dazu geführt, dass ich reihenweise Anrufe von Formel-1- und GP2-Teams bekommen habe. Nicht ohne dass sie viel Geld wollten, das ich nicht habe. Also gehe ich nicht davon aus, dass das nach einem weiteren Macao-Sieg anders wäre."
Frage: "Wie lief dein erster Auftritt in einem DTM-Auto, bei den Sechs Stunden von Brünn?"
Mortara: "Es war eine tolle Erfahrung. Ich hatte nur eine geringe Ahnung davon, wie sich ein DTM-Auto fährt, aber es hat mir gefallen. Es war ein bisschen anders, als was ich gewöhnt bin, aber ich kam recht schnell damit zurecht. Ich freue mich darauf, es wieder zu fahren."
Frage: "Momentan konzentrierst du dich auf das anstehende Wochenende. Als du die Euroserie gewonnen hast, hast du dich verlobt. Was hast du geplant, um ein mögliches Double in Macao zu feiern?"
Mortara: "Nichts Spezielles (lacht; Anm. d. Red.). Ich zahle die Drinks! Ich denke, die Verlobung reicht erst einmal. Es waren für mich zwölf unglaubliche Monate, Macao zu gewinnen, den Titel in der Euroserie zu holen, und ja, sich zu verloben - alles Dinge, die das Leben verändern. Es war mein bisher bestes Jahr, muss ich sagen. Und ein weiterer Macao-Sieg wäre ein schöner Abschluss dafür. Aber selbst wenn ich nicht gewinnen würde, wäre das nicht das Ende der Welt. Das Leben ist im Moment sehr gut, ich bin wirklich glücklicg. Und ich freue mich darauf, wieder auf 'meine Strecke' zu kommen."

