• 20.11.2010 11:32

  • von Stefan Ziegler

Abt-Interview: "Man hat Puls 300"

Der deutsche Youngster Daniel Abt berichtet im Interview über seine sensationelle Fahrt auf Rang drei im Qualirennen und das harte Duell mit Valtteri Bottas

(Motorsport-Total.com) - Daniel Abt nutzt die große Bühne beim Formel-3-Grand-Prix für beste Werbung in eigener Sache. Der junge Kemptener nahm in den ersten Sessions - trotz eines Abfluges - immer mehr Tempo auf und platzierte sich im Qualifikationsrennen am Samstag sensationell auf Platz drei. Im Interview berichtet Abt von seinen Eindrücken.

Titel-Bild zur News:

Daniel Abt musste sich das gesamte Rennen lang verteidigen

Frage: "Daniel, du bist erstmals in Macao und im Qualirennen gleich auf Platz drei gefahren. Wie zufrieden bist du?"
Daniel Abt: "Mega zufrieden, um ganz ehrlich zu sein. Ich hatte schon gewisse Erwartungen, aber man muss auch immer realistisch bleiben. Wir hatten daher gesagt, dass wir die Top 10 erreichen wollen. Im Freien Training lief es zuerst nur mäßig, aber im Qualifying war es schlagartig super. Ich hatte einen guten Rhythmus drin."

"Im Rennen hatte ich einen super Start, konnte aber die beiden anderen auf Dauer nicht halten. Die beiden haben auch die nötige Erfahrung. Die können einen ganz anderen Rennspeed gehen, weil sie die nötige Sicherheit haben. Ich wollte ganz sichergehen, dass ich das Auto nicht kaputt mache. Ich hatte zehn Runden lang nur Fights, es war extrem anstrengend und schwer. Ich habe aber keinen Fehler gemacht und so dann den dritten Platz geholt."

Frage: "Macht solch ein harter Kampf Spaß oder ist das nur anstrengend für die Nerven?"
Abt: "Es macht Spaß, wenn man es geschafft hat und es alles gut ging. Wenn man aber dort drinsitzt, dann hat man gefühlt Puls 300 - das ist extrem. Dann ist man wirklich froh, wenn es irgendwann vorbei ist. Es war mehr Kämpfen als Fahren. Das ist schon Nerven aufreibend."

"Es war mehr Kämpfen als Fahren." Daniel Abt

Frage: "Hast du das mögliche Podium die ganze Zeit vor Augen gehabt?"
Abt: "Nein, eigentlich gar nicht. Ich wollte einfach nur ein gutes, sicheres Rennen fahren. Klar, wenn man sieht, dass man auf P3 ist, dann hofft man auch, auf diesem Platz zu bleiben. Wichtig war mir aber in erster Linie, dass ich ankomme und ein sauberes Rennen fahre."

Frage: "Auf den langen Geraden sind deine Gegner immer gefährlich nahe gekommen..."
Abt: "Ja. Ich habe es zwar meist geschafft, eine Lücke nach hinten zu schaffen, aber die war nie groß genug, um auf der Geraden weg zu fahren. Die konnten den Vorsprung auf den Geraden immer wieder aufholen. Es waren daher immer krasse Fights, Valtteri Bottas und ich haben uns sogar mal berührt. Das war ein verrücktes Manöver von ihm, aber es ist gut gegangen."

Frage: "Eine echte Schrecksekunde für dich?"
Abt: "Man muss fair sein. Was Valtteri dort gemacht hat, war ein bisschen zu wagemutig für ein Qualirennen. Bei Tempo 270 einem anderen ans Rad zu fahren ist gefährlich. Da muss man sich überlegen, ob es das wert ist. Da können schlimme Unfälle passieren. Ich glaube nicht, dass man so ein Rennen fahren muss."

"Was Valtteri dort gemacht hat, war ein bisschen zu wagemutig für ein Qualirennen." Daniel Abt

Frage: "Bist du nun richtig fit für Macao?"
Abt: "Ich habe noch nicht ganz die Pace wie sie Mortara gehen kann, aber er hat hier auch riesige Erfahrung. Aber mir fällt es nach und nach etwas leichter, ich fühle mich im Auto sehr wohl, obwohl es in den letzten Runden wirklich schwierig zu fahren war. Die Reifen bauten enorm ab, die hatten am Ende schon 30 Runden drauf. Es war wirklich schwer. Trotzdem kann ich näher ans Limit fahren. Diese Erfahrung muss man machen und dann kann man im nächsten Jahr zurückkommen und sofort auf einer besseren Basis starten."

Frage: "Was ist dein Ziel für das morgige Rennen?"
Abt: "Wie heute. Ich will jetzt noch nicht vom Siegen sprechen. Wenn ich meine bisherige Position halten könnte, wann wäre das ein wahnsinnig gutes Ergebnis. Ich will ein sauberes Rennen fahren, durchkommen und dann bin ich happy."

Frage: "Welche Passagen sind deine Highlights hier in Macao?"
Abt: "Das Gesamte. Man kann schwer etwas herausgreifen. Das gesamte Feeling, die Menschen, das Umfeld, die Strecke, auch das Starterfeld mit vielen extrem guten Fahrern - das Gesamtpaket ist Wahnsinn. Das muss man mitnehmen und genießen."