Formel-3-Cup: Vier aus einer anderen Welt
Nationenvielfalt im Formel-3-Cup: Mit Bahrain, der Ukraine, Kolumbien und Indonesien sind in dieser Saison noch vier weitere Länder dazugekommen
(Motorsport-Total.com) - Die Welt rückt immer mehr zusammen - diese Vielfalt der Nationen spiegelt sich auch im Formel-3-Cup wieder. Bei den vergangenen acht Rennen traten insgesamt 17 unterschiedliche Nationen aus aller Welt im 31-köpfigen Fahrerfeld auf. Mit dabei sind sogar vier Fahrer aus Ländern, die noch nie zuvor in der deutschen Formel-3-Szene vertreten waren. Das sind: Hamad Al Fardan aus Bahrain, Sergey Chukanov aus der Ukraine, Sebastian Saavedra aus Kolumbien und Satrio Hermanto aus Indonesien. Alle vier kommen nicht gerade aus typischen Motorsportnationen, was es den Piloten nicht gerade einfacher macht, sich im professionellen Motorsport zu etablieren.

© xpb.cc
Satrio Hermanto nutzt den Formel-3-Cup als internationales Sprungbrett
Hamad Al Fardan kam durch seinen Vater zum Motorsport. Der war zuvor bei Rallyes und im Autocross unterwegs. Bereist mit sechs Jahren stieg Al Fardan in den Kartsport ein und blieb dort für die nächsten acht Jahre. Doch dann war Schluss mit Motorsport im eigenen Land. "In Bahrain gibt es keine gute Motorsportszene", erklärt der 20-Jährige. "Deswegen bin ich für die nächsten zwei Jahre in der asiatischen Formel BMW gefahren." Auch danach bleib er motorsportlich seinem Heimatland fern und ging unter anderem in Neuseeland und in der Britischen Formel 3 an den Start. Im Bahrain ist der Motorsport erst durch die neue Rennstrecke und die Formel 1 angekommen. "Vor drei, vier Jahren konnten die Leute mit Motorsport noch nichts anfangen", erzählt Al Fardan. "Jetzt beginnen sie langsam zu verstehen, welche Faszination er ausübt." Doch es ist immer noch schwer, Sponsoren zu finden. Obwohl sich mittlerweile sogar eine kleine Rennszene entwickelt hat, kann man dort noch keinen wirklich professionellen Motorsport betreiben.#w1#
Nur eine Rennstrecke in der Ukraine
Auch Sergey Chukanov findet in seinem Heimland Ukraine keine perfekten Bedingungen vor. Vor allem nicht im Rundstreckensport. "Der Rallyebereich läuft bei uns ganz gut", erzählt der Ukrainer. "Aber wir haben nur eine Rennstrecke für große Autos." Nur der Kartsport erfreut sich größer werdender Beliebtheit. Dort hat auch Chukanovs Karriere ihren Anfang genommen. "Ein Freund meines Vater hatte ein Kart in der Garage, dass ich unbedingt ausprobieren wollte", erinnert sich der 20-Jährige. "Meinem Vater und mir hat es dann viel Spaß gemacht und wir haben den Weg in den professionellen Kartsport gewagt." Aber auch Chukanov musste sich bald Richtung Ausland orientieren. Das galt auch für seine Sponsorensuche. "In der Ukraine findet man keinen Sponsor, deswegen kommt meiner auch aus Russland."

© F3V
In Hockenheim hat Sebastian Saavedra (Mitte) seinen ersten Sieg geholt Zoom
Wenigstens einen kleinen motorsportlichen Bonus hat Sebastian Saavedra aus Kolumbien. Durch den ehemaligen Formel-1-Piloten Juan-Pablo Montoya ist der Bevölkerung der Motorsport zumindest ein Begriff - aber der Fußball dominiert alles. Deswegen ist eine motorsportliche Karriere nur bis zu einem bestimmten Grad möglich. "Ich bin mit neun Jahren auf eine Kartbahn gegangen und war auf Anhieb schnell", erzählt Saavedra. "So habe ich bald ernsthaften Motorsport betrieben." Das bedeutete aber auch für ihn, dass er öfter seine Koffer packen musste. "Ab 2003 war Reisen angesagt. Es ging unter anderem nach Brasilien und die USA. 2006 bin ich dann in die Formel BMW USA eingestiegen." Später sogar noch in die Formel BMW Deutschland. "Wir sind im Moment nur vier Fahrer aus Kolumbien, die im internationalen Motorsport unterwegs sind."
Von Tourenwagen in Indonesien in die Formel 1?
Die Formel 1 ist auch der große Wunschtraum des Indonesiers Satrio Hermanto. "Irgendwann würde ich selber gerne dort fahren", formuliert der 24-Jährige vorsichtig. 1995 stieg er in den Kartsport ein und war von Anfang an erfolgreich. 1998 entschied er sich für den Wechsel in den Tourenwagensport, den er noch in seinem Heimatland ausüben konnte. Ab dem Jahr 2000 begann er mit dem Formelsport. Auch für ihn begannen damit die großen Reisen in die Welt des Motorsports und weg von Indonesien. Die Krönung seiner bisherigen Karriere ist die Verpflichtung für das Team Indonesien in der A1GP-Serie.
"Meine Landsleute lieben die A1GP, da dadurch ihr Land nach außen getragen und bekannter wird", berichtet Hermanto. "Die Serie ist für sie fast so interessant wie Fußball." Dennoch fehlt die große Motorsportkultur in Indonesien. Immerhin können sich junge Fahrer mittlerweile ihre motorsportlichen Grundkenntnisse im Heimatland aufbauen. "Bei uns gibt es eine Kartszene, Tourenwagen und Motorradsport. Aber noch keinen Formelsport."
Die vier Piloten im Formel-3-Cup haben somit in ihrer Karriere schon viel erlebt und haben für ihren Traum Rennfahrer zu werden, eine Menge entbehren müssen. Dabei konnten sie nicht auf eine so gute Struktur wie in Deutschland zurückgreifen. Der Formel-3-Cup bietet für sie die optimale Plattform und die ganz große Chance.

