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  • 02.11.2011 16:28

Formel-3-Cup: Das schwarze Gold im Blickpunkt

Auch im Formel-3-Cup entscheiden die Reifen über Sieg oder Niederlage - Grund genug, das "schwarze Gold" einmal genauer unter die Lupe zu nehmen

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich sind Reifen gar nicht sexy. Sie sind schwarz, rund und stinken nach Gummi. Doch fragt man einen Rennfahrer nach den Pneus, dann wird er entweder zu großen Lobeshymnen ansetzen oder furchtbar schimpfen - denn die Reifen entscheiden oft Rennen. Wer es versteht, die profillosen Gummiwalzen effektiv zu nutzen, ist klar im Vorteil.

Titel-Bild zur News: Reifen im Formel-3-Cup

Innen wärmer als außen - Rennreifen in der Formel 3

Im Formel-3-Cup setzen die Verantwortlichen seit Jahren auf Einheitsreifen aus dem Hause Yokohama. Alle Piloten sollen die gleichen Chancen bekommen und ein Wettrüsten und teure Entwicklungsarbeit dadurch unterbunden werden. Schließlich kommt es im Formel-3-Cup auf den besten Fahrer und nicht das beste Material an. Seit 2001 ist der japanische Hersteller - mit Ausnahme einer zweijährigen Unterbrechung - als Reifenpartner an Bord.

450 Reifen pro Rennwochenende im Einsatz

Bis zu 450 Gummis sind dabei, wenn sich der LKW auf den Weg zur Rennstrecke macht. Dazu kommen noch Maschinen zur Montage, drei bis fünf Mitarbeiter und entsprechendes Werkzeug. Alles, um den Fahrern den richtigen Kontakt zur Strecke zu geben. Auch wenn dieser Kontakt nicht unbedingt groß ist. Die beiden Vorderreifen haben eine Lauffläche von 20 Zentimetern Breite, hinten sind es noch einmal vier Zentimeter mehr. Der Grund dafür ist einfach: In der Formel 3 werden, wie in allen Formelklassen, nur die Hinterräder angetrieben. Hier muss also möglichst viel Grip auf die Straße gebracht werden.

Pro Wochenende stehen jedem Piloten zwei komplette Sätze profillose Slicks zur Verfügung, Regenreifen sind in der Anzahl nicht begrenzt. Die Slicks müssen die beiden Qualifyings und die beiden Rennen überstehen. Gerade einmal 3,5 Millimeter dick ist die Gummischicht, die entsprechend lange halten muss. Wer viel rutscht oder die Räder beim Bremsen blockiert, riskiert schnell das Handicap eines unrunden Laufs. Die Piloten müssen also lernen, mit dem Material schonend umzugehen. Wer das optimal macht, kommt mit einem Satz Reifen bis zu 160 Kilometer weit. Dann sind auch die vorsichtigsten Fahrer mit den Reifen kurz vor der Karkasse - einer Gewebeschicht unterhalb der Lauffläche - angekommen.

Optimale Haftung bei rund 80 Grad Celsius

Autofahrer sollten übrigens den üblichen Luftdruck ihrer normalen Reifen schnell vergessen. Ein Formel-3-Pneu bekommt im kalten Zustand etwa ein bar Luftdruck. Kommt der Reifen dann auf seinen Betriebstemperatur von 75 bis 85 Grad Celsius, steigt der Druck vorne auf bis zu 1,45 und hinten etwa 1,6 bar. Ein normaler PKW benötigt dagegen zwei bis 2,5 bar Druck. Doch ein Formel-Reifen würde dann nur noch in der Mitte aufliegen und schnell viel zu heiß werden.

Luftdruck und Temperatur sind in der Formel 3 sowieso eine Kunst für sich. Denn der Reifen ist nicht auf der ganzen Lauffläche gleich warm. Die Einstellungen am Fahrwerk sollten so sein, dass der Yokohama-Pneu an der Innenkante 20 Grad wärmer ist als außen. Dann funktioniert der Slick am besten. Die optimale Betriebstemperatur ist übrigens auch beim Regenreifen für die Haftung wichtig. Während die 4,5 Millimeter tiefen Rillen das Wasser aufnehmen, müssen die Stollen des Reifens auf 70 bis 75 Grad gehalten werden. Sonst wird die Fahrt schnell zur Rutschpartie.

Übrigens: Um die Chancengleichheit noch zu erhöhen, findet vor jedem Rennwochenende eine Reifenverlosung statt. Niemand soll sich seine Pneus aussuchen können. Zudem ist jeder einzelne Reifen mit einem individuellen Barcode gekennzeichnet und sein Einsatz am Rennwochenende so immer und überall nachvollziehbar.